Pendelschlagversuche an Postamenten
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Projektdaten
Titel | Title Pendelschlagversuche an Postamenten | Pendulum impact tests on pedestals Auftraggeber | Client Staatliche Kunstsammlungen Dresden Zeitraum | Period 03.2010 Planer/Statiker | Planer/Structural Engineer Dr.-Ing. Rainer Kless, Ingenieurbüro Kless Müller GmbH Fachberatung | Specialist Advice Prof. em. Dr.-Ing. Peter Ruge Leiter | Project Manager Dr.-Ing. Torsten Hampel Durchführung | Project Executors Tino Jänke, Mike Patricny, Bernd Wehner, Heiko Wachtel |
Bericht aus dem Jahrbuch 2010
Pendelschlagversuche an Postamenten
Nach Sanierung und Umbau präsentiert das neue Albertinum seit dem 20. Juni 2010 Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart in der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung. Für die Postamente der Skulpturensammlung sollte nachgewiesen werden, dass sie bei einem unfreiwilligen Anrempeln durch Personen nicht umgeworfen werden können. Ein denkbares Szenario wäre, wenn z. B. ein Besucher einen Ohnmachtsanfall erleidet.
Der Standsicherheitsnachweis sollte durch einen Pendelschlagversuch in Anlehnung an die Norm zur Prüfung von Flachglas erbracht werden. Die Randbedingungen des Versuchs, wie z. B. die Fallhöhe und das Fallgewicht, wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Statiker Dr. Kless und dem Fachberater Prof. Ruge festgelegt. Glas wird durch einen elastischen Stoß mit einem reifengepufferten Gewicht beansprucht, der Anstoß eines Menschen an einen Skulpturensockel wird dadurch aber nur unzureichend abgebildet. Stattdessen wurde das Fallgewicht durch einen 50 kg schweren Sandsack ersetzt, wodurch ein plastischer Stoß simuliert werden konnte.
Die Masse des Pendels (also des Sandsacks) wurde mit Hilfe einer kalibrierten Waage grammgenau ermittelt. Während des Versuchs wurde die Beschleunigung des Postaments mit einem Beschleunigungsaufnehmer aufgenommen. Daraus konnte geschlossen werden, wie viel Energie zu jedem Zeitpunkt durch den Stoß in das Postament eingetragen wird. Außerdem wurde der Kippwinkel mit einem Neigungsmesser registriert, der 5000 Messwerte pro Sekunde lieferte. So kann man feststellen, wann der Sockel einen kritischen Kippwinkel erreicht, bevor er umfällt. Parallel zu diesen zwei Messungen wurden die Versuche mit einer Hochgeschwindigkeitskamera mit 600 Bildern pro Sekunde dokumentiert.
Insgesamt wurden 20 Versuche an einem Postament durchgeführt. Durch die wiederholte Kippbewegung hatte sich lediglich im Aufstandsbereich eine geringfügige Schädigung ergeben, die die Gebrauchsfähigkeit des Bauteils aber nicht einschränkte und vollständig reparabel war. Das ist ein sehr gutes Ergebnis wenn man bedenkt, dass diese immerhin 20mal simulierte Beanspruchung während der Lebensdauer des Postamentes wahrscheinlich nur ein einziges Mal auftreten wird. Außerdem konnten aufbauend auf den Versuchen noch konstruktive Veränderungen vorgenommen werden, damit die jetzt im Albertinum aufgestellten Postamente einem plastischen Stoß ganz sicher widerstehen können.