Symbolik des Raumes in den klösterlichen Lebensformen des Mittelalters
Bearbeiter: Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville und Dr. Anne Müller
Dieses vom 1. Februar 2008 bis 31. Januar 2011 unter Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville und Mitarbeit von Dr. Anne Müller an der FOVOG gelaufene DFG-Forschungsprojekt hat mit dem Raum einen institutionellen Kernbereich mittelalterlicher Klöster und Orden analysiert, der in fundamentaler Weise auf eine Gemeinschaft und Individuum verbindende Rahmung klösterlicher Lebensformen verweist. Zwei zusammenwirkende Raumdimensionen sind durch Vergleichsanalysen erschlossen worden: das Kloster als „äußeres Haus“ (domus exterior) der Gemeinschaft und die Seele als „inneres Haus“ (domus interior) des Einzelnen.
Der Projektbereich A „Konventsgebäude als symbolische Handlungs- und Darstellungsräume der vita communis“ (Bearbeiterin: Dr. Anne Müller) hat sich den klösterlichen Konventsräumen (vorrangig Kreuzgang, Kapitelsaal, Refektorium und Dormitorium) quer durch die einzelnen Orden gewidmet und deren Tektonik und Ausstattung in Verbindung mit den an diese Räume gebundenen rituellen Handlungen analysiert. Es ist herausgearbeitet worden, wie gerade im konkreten klösterlichen ‚Raumhandeln’ sich wiederum symbolische Darstellungsräume der transzendenten Leitwerte eröffneten, deren Vergegenwärtigung entscheidend ist für die Sublimierung der im Klosterwesen immanenten Spannung zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft.
Der Projektbereich B „Symbolische Bezeichnungen virtueller Handlungsräume des Individuums in klösterlichen Gemeinschaften“ (Bearbeiter: Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville) hat den Ansatz des Projektbereichs A komplettiert, indem er den Einzelnen in seiner Verwobenheit mit der Gemeinschaft zu fassen versucht hat. Dazu ist zunächst das textlich überlieferte Bezeichnungsspektrum für den Einzelnen (die Einzelperson, das Individuum, das Selbst etc.) erfasst und darauf aufbauend durch Kontextuntersuchungen das dort entworfene spezifische Verhältnis vom Einzelnen zur klösterlichen Gemeinschaft analysiert worden. Dieses auch von einer studentischen Hilfskraft unterstützte Unternehmen hat vor allem zu Kennzeichnungen von virtuellen, allegorischen Räumen geführt, welche den beobachtenden Zeitgenossen als symbolische Topographie einer individuell verinnerlichten vita religiosa galten.