"Virtuelles deutsches Urkundennetzwerk" (VdU) Teilprojekt: Kommunikationsnetz hoch- und spätmittelalterlicher Klöster
Projektleiter: Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville - Bearbeiter: Michael Hänchen, M.A.
Das Projekt „Kommunikationsnetz hoch- und spätmittelalterlicher Klöster“ ist ein Teil des „Virtuellen deutschen Urkundennetzwerks“ (VdU). Dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Gesamtunternehmen, an dem die Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns, das Landesarchiv Baden-Württemberg und die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz kooperativ ebenso beteiligt sind wie die Abteilung Historisch-kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung (HKI) der Universität zu Köln, das Institut für Geschichtliche Landeskunde (IGL) Mainz sowie die Professur für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde (LMU München), will für die allgegenwärtige Quellengruppe der mittelalterlichen Urkunden eine virtuelle Forschungsumgebung schaffen, die dem Studium dieser Quellengattung alle Vorteile moderner Informationstechnologie zugänglich macht.
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Dabei geht es erstens um die prototypische Entwicklung von Arbeitsabläufen, die die sukzessive, langfristige, verteilte und kooperative Digitalisierung des gesamten deutschen Urkundenbestandes organisierbar machen. Zweitens um die Entwicklung eines technischen Instrumentariums, das eine Arbeitsumgebung im Sinne der Informationstechnologie bildet. Und drittens um die Anbindung einer Reihe von sorgfältig konstruierten Pilotprojekten, die die Verwendbarkeit dieser Arbeitsumgebung innerhalb der universitären Forschung und Lehre testen.
Eines dieser Pilotprojekte ist das „Kommunikationsnetz hoch- und spätmittelalterlicher Klöster“, das an der FOVOG mit einer Laufzeit von 1. September 2010 bis 31. August 2012 durchgeführt wird. Im Forschungsinteresse dieses Teilprojektes stehen die in außerordentlichem Umfang vorhandenen Klosterurkunden des Hoch- und Spätmittelalters. Als eine der herausragenden Quellengruppen für die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte vollzogen, bezeugten und sicherten Urkunden Rechtsgeschäfte sehr „nah“ am Geschehen; sie referierten Ereignisse nicht nur, sondern produzierten sie auch selbst. Sie schufen eine Normativität des Faktischen und trugen zugleich dazu bei, deren Geltung zu erhalten. Sie auf der Grundlage des „Virtuellen deutschen Urkundennetzwerks“ auszuwerten ist Gegenstand des Projektes. In einem ersten konkreten Schritt werden Urkunden aus dem Zeitraum von etwa 1050 bis etwa 1300 schrittweise Kloster für Kloster aufgegriffen und EDV-gestützt anhand einer definierten „Typologie der Kommunikation“ erfasst, wobei der Untersuchungsraum anfänglich auf die Klöster des Bistums Passau begrenzt ist, jedoch im Projektverlauf auf einen ausreichend objektivierbaren Raum ausgeweitet wird. Anhand von Vergleichsparametern erfolgt dann eine Gegenüberstellung der aufgegriffenen Klöster nach inhaltlichen und systematischen Kriterien, die verschiedenartige Zuordnungen erlauben. Dies gestattet Fragestellungen nach der Besonderheit von bestimmten Klosterlandschaften, nach dem Interesse zum Beispiel des Papsttums, Königtums oder Adels an den Klöstern bzw. an einer bestimmten Gruppe (Orden) von ihnen. Die Untersuchung basiert ausschließlich auf der Bereitstellung dieses Quellencorpus durch die Internetpräsenz www.monasterium.net, welche u.a. als Zielsetzung die Verfügbarmachung dieses Quellencorpus für Forschung und universitäre Lehre mittels Urkundenfaksimile und Metadatenbereitstellung verfolgt. Ein Ziel des Projektes ist es, sich so einer vergleichenden Strukturgeschichte der hoch- und spätmittelalterlichen Klöster quantitativ „von unten“ anzunähern, um aufzuzeigen, wo sich für jedes einzelne Klosters gleichsam der Sitz im Leben dieser Welt befand und wie umgekehrt die Welt mit einem Kloster jeweils umging. Und nicht zuletzt versteht sich die Untersuchung als eine „Probebohrung“, um die wissenschaftliche Auswert- und Nutzbarkeit des Monasterium-Projektes offenzulegen.
Mitarbeiterkontakt
Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville:
Tel: +49 (0) 351 4793 4181
Email: gert.melville(at)tu-dresden.de
M.A. Michael Hänchen:
Tel: +49 (0) 351 4793 4184
Email: michael.haenchen(at)tu-dresden.de