V
- Vadum Jacob
- Valcanville (Komturei, Frankreich)
- Vallée (Komturei, Frankreich)
- Venedig (Komturei, Italien)
- Vercelli (Komturei, Italien)
- Vercelli, Uguccione da (Provinzmeister)
- Vichier, Raynaud (M)
- Villani, Giovanni (Chronist)
- (La)- Ville-Dieu-du-Temple
- Villiers-les-Verrières (Komturei, Frankreich)
- Visitatoren
- Vitry, Jacques de (Chronist)
- Voismer (='La Commanderie', Komturei, Frankreich)
- "Vox in excelso"
Vadum Jacob
s. Chastellet
Valcanville (Komturei, Frankreich)
Die ehemalige Niederlassung befindet sich im Val de Saire, im Nordosten des Cotentin. Über die Umstände der Gründung weiß man nichts Genaues. Die einzig überlieferte Urkunde, die die Übergabe der Kirche von Valcanville an die Templer zum Thema hat, wurde auf ca. 1213 datiert.
Spezialisiert war Valcanville aber auf Pferde- und Rinderzucht. Der Komtur von Valcanville übte das Patronatsrecht über die Kirche von Sortosville-Bocage aus, deren heutiger Bau aus Templerzeit, dem 12. Jh. stammt. Zur Komturei gehörten auch zwei Mühlen und Häuser in Coutance, sowie ein überdachter Verkaufsstand, wo die Ordensbrüder ihre landwirtschaftlichen Produkte verkaufen konnten. Diese Besitzungen waren den Templern vom Bischof von Coutance im 12. Jh. übereignet worden.
Die heute sichtbare Kirche wurde von den Johannitern im 15. Jh. errichtet und im 20. Jh. weiteren baulichen Veränderungen unterworfen. Aus Templerzeit stammt noch ein Gebäudeflügel; die übrigen wurden im 17. und 18. Jh. neu errichtet. Das befestigte Ordenshaus war mit einem Wassergraben umgeben.
Komture:
um 1307 Henri Langlois, Servient
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
- Miguet, M.: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 219-229.
Vallée (Komturei, Frankreich)
Der Ort gehört heute zur Gemeinde Bercenay-en-Orthe. Die Komturei, die nur in zahlreichen Dokumenten au dem Prozess auftaucht, existierte wahrscheinlich seit Beginn des 13. Jh.s. Urkundlich belegt ist sie seit 1219.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Venedig (Komturei, Italien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Entgegen landläufiger Meinungen hatte Venedig für die Templer offenbar lange Zeit keine größere Bedeutung. Für den Verkehr in das Heilige Land wurden Häfen in Süditalien genutzt. Dem Orden gehöriges Land ist 1144 vermerkt; es befand sich westlich des Markusplatzes "in Brolio" und grenzte auch an den Canale Grande. Lange Zeit nahm die Forschung (Ghini) - aufgrund des Namens - an, dass sich die heutige Malteserordens-Kirche San Giovanni Battista del Tempio zunächst im Besitz der Templer befunden habe und erst 1312 ins Eigentum der Johanniter/Malteser überging. Es existiert jedoch eine Schenkungsurkunde an die Johanniter aus dem Jahr 1187. Das Schreiben der Johanniter, das Anfang des 14. Jahrhunderts die Übergabe der ehemaligen Templerbesitzungen fordert, erwähnt San Giovanni bezeichnenderweise ebenfalls nicht.
Die Niederlassung der Templer, Santa Maria de Templo, taucht 1247 in einer Urkunde auf. Zur Kirche gehörte ein Friedhof, auf dem auch Wohltäter des Ordens bestattet wurden. Diverse Handwerksbruderschaften hatten Beziehungen zur Kirche und den Templern. Die Ordensbrüder waren von der Stadtregierung offenbar verpflichtet worden, in ihrer Niederlassung Gäste der Republik zu beherbergen und zu verpflegen. Dies behauptete zumindest ein Schreiben aus dem Jahr 1312. Noch bis ins 13. Jahrhundert scheint das Venezianer Ordenshaus nicht den Rang einer Komturei innegehabt zu haben. 1305 ist erstmals ein Komtur des Hauses bekannt. In diesem Jahr übertrug der Bischof von Poreč den Templern von Venedig das ehemalige Kamaldulenserkloster San Michele di Leme.
Beziehungen und Konflikte
Unstimmigkeiten konnten nicht nur in der Stadt Venedig allein entstehen, sondern auch in den Landbesitzungen der Serenissima („Terraferma“) und ihren Handelsniederlassungen in anderen Städten. 1239 führten Belagerung und Brand der dem Orden seit 1183 gehörenden Hafenstadt Senj im heutigen Kroatien zu Schäden und Einbußen auch bei der venezianischen Handelsniederlassung in Senj. Die Annahme, die Templer selbst unter dem Provinzmeister von Ungarn hätten Senj belagert, beruht auf einer Fehlinterpretation der Urkunde (Ricci). Die Templer wurden auf eine Schadensersatzzahlung verpflichtet. 1250 erfolgte in diesem Zusammenhang die dritte Teilzahlung von 1750 Venezianischen Denaren durch den Orden (vertreten durch den Prokurator des Meisters Guillaume de Sonnac, den Preceptor in Campania et Marchia Tarvisana und den Komtur der Häuser von Vrana und Senj) an den Dogen (Morozzo della Rocca II, Nr. 798, S. 321f.). Die Annahme, dass die Templer selbst unter dem Provinzmeister von Ungarn Senj belagert und den Schaden verursacht hätten, geht auf eine falsche Lesart der entsprechenden Urkunde zurück. 1244 waren in Brindisi venezianische Handelsschiffe auf Anordnung des dortigen Komturs blockiert worden (Bramato, 144).
Dass die Beziehungen nicht feindselig blieben, zeigt eine Urkunde von 1259, mit der der die Stadtväter den Ausbau des Ordenshauses in Venedig unterstützten. Die Niederlassung, bzw. ihre Kirche, diente auch als neutraler Ort und Templer fungierten als Vertragszeugen, so 1247 bei der Unterzeichnung des Kapitulationsvertrages der rebellischen Stadt Zara (Tafel/Thomas, Nr. 311, S. 430-442).
Im Krieg von St. Sabas zwischen Venedig und Genua um die Abtei von St. Sabas in Akkon standen die Templer auf Seiten von Venedig, und damit gegen die Johanniter und Genua.
Zu Beginn des Prozesses war Venedig aufgrund Zuwiderhandlungen gegen das päpstliche Handelsembargo in muslimische Länder (angeordnet1308) und wegen der Auseinandersetzung um Ferrara mit Kirchenstrafen belegt. Zu einer Einigung kam es erst 1311, einem Friedensschluss 1313. Dies erschwerte die Durchsetzung der päpstlichen Anordnungen für jedwede Untersuchungskommission beträchtlich. Ob und wie sie überhaupt arbeiten konnten, ist unbekannt. Die Prozessakten waren bereits in 1886 nicht mehr in Rom auffindbar.
Nach Auflösung des Ordens kam die Komturei an die Johanniter. 1312 lebte dort noch immer ein Templer namens Emanuel und verweigerte den Johannitern so hartnäckig den Zutritt, dass jene den Dogen einschalteten, der kraft des weltlichen Armes den störrischen alten Templer entfernen sollte. 1324 veräußerten die Johanniter die Liegenschaft an die Stadt. Die Marienkirche wurde Anfang des 19. Jahrhundert zerstört. Am Platz befindet sich heute das Baglioni Hotel Luna.
Populärkultur
Auch Sagen widmen sich der Wirksamkeit des Ordens in Venedig. So soll das Ca' Dario auf einem alten Templerfriedhof errichtet worden sein, was sich durch Unglücksfälle und Selbstmorde manifestiert habe. Auch die Magdalenenkirche, ein Zentralbau aus dem 18. Jahrhundert sei Nachfolgerin einer alten Templerkirche und mit "freimaurerischen" Symbolen (zu sehen ist über der Tür ein Auge Gottes) ausgestattet. Der Baugrund habe der Familie Balbo gehört, die Beziehungen zum Templerorden unterhalten habe. Ein Templerschatz ist angeblich in San Giorgio in Alga vergraben.
Auch in dem unterdessen in zahlreichen Inkarnationen erhältlichen Computerspiel Assassin's Creed gibt es eine Episode, die sich um die Templer, bzw. eine ihrer Nachfolgeorganisationen, in Venedig rankt. Das im 15. Jahrhundert angesiedelte Szenario von Venetian Conspiracy verlangt vom Spieler, eine Verschwörung der Templer zur Ermordung des Dogen zu vereiteln.
Komture
1305 - Simon de Ajex
Quellen
- R. Morozzo della Rocca/A. Lombardo (Hg.), Regesta Chartarum Italiae. Documenti del commercio Veneziano, 2 Bde., Rom 1940, Bd. II, Nr. 798, S. 321f.
- G. L. F. Tafel/G. M. Thomas (Hg.), Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig: mit besonderer Beziehung auf Byzanz und die Levante, vom 9. bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, Wien 1856, Bd. 2: 1205 – 1255, Nr. 311, S. 430-442, URL
Sekundärliteratur
- C. M. Ghini, L‘Ordine Gerosolimitano di Rodi e di Malta nella Romagna, Castrocare Terme 1975, S. 3f.
- V. Ricci, Insediamenti templari sulla costa adriatica orientale e relazioni con il versante Adriatico occidentale, in: RADOVI - Zavod za hrvatsku povijest 49 (2017), S. 79-125.
- K. Schottmüller, Der Untergang des Templer-Ordens, Berlin 1887, S. 411, URL
- R. Schmitz-Esser, Templer und Johanniter: die anderen Ritterorden in Venedig, in: H. Houben (Hg.), Akkon - Venedig - Marienburg. Mobilität und Immobilität im Deutschen Orden, Ilmtal-Weinstraße 2022, S. 108-145.
- F. Tommasi, Fratres quondam Templi: per I Templari in Italia dopo il concilio di Vienne e il destino di Pietro di Bologna, in: K. Borchardt/K. Döring/ Ph. Josserand/H. Nicholson (Hg.): The Templars and their Sources, London/New York 2017, S. 248-306, hier S. 272 u. 298ff.
- L. Piovesan, Esoteric Venice. The Stones tell Stories and Legends. Webseite Venice-City-Guide, URL
- Assassin’s Creed Wiki: Venetian Conspiracy, URL
Vercelli (Komturei, Italien)
Templerbesitzungenin Vercelli werden erstmalig 1145 in einem Testament erwähnt, das dem Orden in diesem Gebiet unter anderem einen Weinberg vermacht. 1222 ist erstmalig ein Komtur des Hauses von Vercelli verzeichnet. 1227 bedachte Kardinal Guala II Bicchieri, Bischof von Vercelli, die Templerkirche in seinem Testament. Guala II. war der Sohn eines Templerdonaten und Heerführers des italienischen Kontingents im 3. Kreuzzug.
Die Niederlassung von Vercelli ging nach dem Prozess an die ebenfalls in der Stadt ansässigen Johanniter.
Komture:
~1222 Giacomo de Mellacio
~1268-71 Ardizzone
~1294 Milano
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 237ff.
Venerabilis, Petrus
Petrus Venerabilis, der neunte Abt von Cluny (und dem zugehörigen Klosterverband) hatte sein Amt 34 Jahre inne. Er verfasste zahlreiche theologische und kirchenpolitische Schriften und gab unter anderem eine Übersetzung des Korans in Auftrag. Die Muslime waren für ihn Häretiker, und keine eigenständige Religionsgemeinschaft.
Mitte des 12. Jahrhunderts wandte sich Petrus Venerabilis an Ordensmeister Evrard des Barres und an Papst Eugen III. in der Angelegenheit des ehemaligen Ordensbruders Humbert de Beaujeu. Dieser war im Heiligen Land in den Templerorden eingetreten, hatte diesen jedoch ohne päpstlichen Dispens wieder verlassen und war nach Burgund zu seiner Frau zurück gekehrt. Dort hatte er sich entscheidend in der Verteidigung der Kirche in Gestalt der Abtei Cluny verdient gemacht, was den Abt zu seinem Fürsprecher werden ließ.
In seinen Schreiben lobt Petrus die neue Lebensart der Templer in ihrer Verbindung von Mönchtum und Rittertum, die eben durch ihren tatkräftigen Einsatz selbst der kontemplativen Berufung überlegen sei. Der Abt setzt dabei den Kampf gegen die Muslime im Heiligen Land und den Kampf gegen die den Kirchenfrieden bedrohenden Christen, für ihn ebenso falsche Christen und damit Häretiker, zuhause gleich.
Humbert de Beaujeu kehrte nicht in den Orden zurück, erhielt also wohl den päpstlichen Dispens.
Quellen:
- G. Constable (Hg.), The Letters of Peter the Venerable, 2 Bde, Cambridge 1967 (Harvard Historical Studies 78), hier Bd. 1, Epp. 172 u. 173.
Sekundärliteratur:
- H.-W. Goetz, Irrtum als Kennzeichen anderer Religionen in der christlichen Wahrnehmung des frühen und hohen Mittelalters, in: A. Speer und M. Mauriège (Hgg.), Irrtum – Error – Erreur, (Miscellanea Mediaevalia 40), Berlin-Boston 2018, S. 359-280.
- E.-D. Hehl, Kirche und Krieg im 12. Jahrhundert. Studien zu kanonischem Recht und politischer Wirklichkeit, Stuttgart 1980, S. 117f.
- N. Heutger, Petrus Venerabilis, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 7, Herzberg 1994, Sp. 382–383.
Vercelli, Uguccione da (Provinzmeister)
Er ist möglicherwiese identisch mit dem Uguccione di Vercelli aus der Familie Borromei, der ab 1291 in päpstlichen Urkunden auftaucht. Die Familienzugehörigkeit des späteren Provinzmeisters ist allerdings urkundlich nicht sicher nachweisbar. Auch er war jedoch am päpstlichen Hof beschäftigt und hatte den Titel eines Kammerhern inne. Sowohl unter Papst Martin IV. als auch unter Nikolaus IV. wurde er mit diplomatischen Missionen betraut. Vielleicht war er auch bereits unter Nikolaus III. 1278 Kammerherr. 1288 überbrachte er die päpstlichen Schreiben im Streitfall um die Burg von Alba in den Abruzzen, deren Übernahme er zu regeln hatte. Für seine Dienste belehnte ihn der Papst 1290 mit dem Lehen von Miranda bei Narni. Uguccione da Vercelli trat sein Amt als Provinzmeister der Lombardei, vermutlich 1300 an. 1302 wird er erneut in päpstlichen Diensten erwähnt, diesmal unter Bonifatius VIII. In dieser Eigenschaft hatte er sicher zu stellen, dass eine illegal von den Einwohnern von Rieti errichtete Festung wieder geschleift wurde. Laut einiger Quellen starb Uguccione in Rieti und wurde in der Kirche Santa Maria in Capita beigesetzt. Noch 1707 sei das Grab dort zu sehen gewesen.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- E. Bellomo, The Templar Order in North-West Italy, 2007, pp. 104f.
Vichier, Raynaud (M)
Raynaud Vichier war Vasall des Königs von Frankreich, ehe er in den Orden eintrag. 1240 wird er als Komtur von Akkon genannt, doch von 1242 bis 1248 befand er sich aufs neue in Frankreich, und zwar im Amt eines Provinzmeisters von Francien. Mit dem Kreuzzug Louis IX. kam er in den Orient, wo er schließlich das Amt des Marschalls übernahm. 1250 nach der Rückkehr von Louis IX. nach Akkon wurde er zum Meister gewählt. Wenig später entsandte der neue Ordensmeister seinen Marschall Hugues de Jouy nach Damaskus, um mit dem dortigen Sultan in Verhandlungen zu treten. König Louis IX., dem diese Autonomie des Ordens mißfiel, erzwang die Annullierung des Vertrages und eine öffentliche Demütigung der Templer. Doch diese Affäre schadete dem allgemein guten Einvernehmen zwischen König und Meister nicht. Renaud Vichiers wurde Pate des Königssohnes, der im Château Pélérin auf die Welt kam. Der Meister verlor sein Leben während eines Feldzuges in den Süden im Jahre 1256.
Anke Napp
Villani, Giovanni (Chronist)
Villani wurde 1280 in Florenz geboren und starb 1348. In seiner Nuova Cronica erzählt er den Prozess gegen die Templer als Ergebnis der Machenschaften des französischen Königs Philipps IV. und des Papstes Clemens V.. Er verweist auf die engen Verbindungen dieses Prozesses zum angestrengten Verfahren gegen Papst Bonifatius VIII. auf, der ebenfalls durch Philipp IV. betrieben wurde. Villani spricht als erster von einem 'Prior von Montfaucon bei Toulouse', einem ehemaligen Templer, der in Paris durch den Meister aufgrund seiner Verbrechen verurteilt und ausgestoßen worden war. Jener Prior von Montfaucon habe den Orden beim König denunziert, um sein Leben zu retten, gemeinsam mit einem ebenfalls inhaftierten florentiner Verbrecher.
Den Tod -> Jacques de Molays präsentiert Villani wie den Martyriumsbericht eines Heiligen. Interessanterweise berichtet der Chronist nichts von dem mit Molay verbrannten Provinzmeister der Normandie, Geoffroi de Charny, sondern behauptet im Gegenzug, ein 'Bruder des Dauphins der Auvergne' sei mit dem Meister hingerichtet worden. Getreu dem erbaulichen Charakter seiner Erzählung endet Villani mit dem Hinweis, die Asche der Toten sei von den Anwesenden als Reliquie eingesammelt worden. Das Geschehen verlegt er fälschlich in das Jahr 1310.
Anke Napp
Quelle
- Cronica di Giovanni Villani a miglior lezione ridotta coll' ajuto de' testi, ed. F. G. Dragomanni, Florenz 1845 , pp. 124-127 (Text online) Französische Übersetzung
Sekundärliteratur
- G. Porta, Le procès des Templiers vu par Giovanni Villani, in: Die Ritterorden im Mittelalter (Jahrbuch der Reineke-Gesellschaft Serie 4, Band 7), Greifswald 1996, pp. 133-139.
(Update in Progress)
Villiers-les-Verrières (Komturei, Frankreich)
Die Anwesenheit der Templer hier ist seit 1209 nachweisbar. In diesem Jahr schenkt Helvide de Sain-Jean-de-Bonneval den Templern von Villiers ihr in der Stadt befindliches Haus. Spätestens 1231 wurde die Niederlassung der Komturei von Troyes angegliedert. Zu ihren Besitzungen gehörten Häuser, Ländereien, Weiden, Mühlen und Wasserläufe in Villiers, Clérey, Daudes und Montaulin.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Visitatoren
Die Visitatoren, auch „Procurateurs/Maîtres en deçà-mer/Maître cismarin“ (=Meister diesseits des Meeres, im Gegensatz zu „outre-mer“ = Übersee, den Kreuzfahrerstaaten) vertraten den in der Regel im Orient befindlichen Regierungsstab und den Meister in den abendländischen Provinzen. Die Titulatur in den Urkunden ist fluide, was es nicht immer leicht macht, die einzelnen Ämter ihren Inhabern zuzuordnen. In einigen Fällen wurde das Amt des Provinzmeisters gemeinsam mit dem des Visitators verwaltet. Visitatoren wurden vom Generalkapitel ernannt und führten als Vertreter des Meisters das feierliche große Ordenssiegel, die Bulla. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde das Amt auf zwei Inhaber verteilt: ein Visitator für die iberische Halbinsel, und ein weiterer für Frankreich (und den Rest Europas). Mehrere Visitatoren hatten zuvor oder nach diesem Amt andere hohe Posten, zum Beispiel als Provinzmeister, inne. Besonders häufig taucht dabei die Provinz Provence bzw. Katalonien/Aragon auf. Der letzte Visitator, der bis 1307 amtierte, trug den Titel „visitator generalis“: Hugues de Pairaud.
Die Aufgabe eines Visitators lag in der Kontrolle der Amtsführung der abendländischen Würdenträger, besonders der Provinzmeister. Sie konnten diese außerdem vertreten.
Anke Napp
Quelle
- E. G. Léonard, Gallicarum militiae Templi domorum earumque praeceptorum seriem secundum Albonensia apographa in Bibliotheca nationali Parisiensi asservata, Paris 1930, S. 16f.
Sekundärliteratur
- J. Burgtorf, The Central Convent of Hospitallers and Templars: History, Organization, and Personnel (1099/1120-1310), Leiden 2008.
- Demurger, Les Templiers. Une chevalerie chrétienne au Moyen Âge, Paris 2005.
- Ch. Vogel, Das Recht der Templer: ausgewählte Aspekte des Templerrechts unter besonderer Berücksichtigung der Statutenhandschriften aus Paris, Rom, Baltimore und Barcelona, Münster 2007, S. 283-285.
Vitry, Jacques de (Chronist)
Jacques de Vitry wurde um 1160 in Reims geboren und schloss sich den Augustinerchorherren an. Zunächst wirkte er als Seelsorger in Brabant, wo er sich sehr für die Anerkennung der religiösen Gemeinschaft der Beginen einsetzte. Ab 1211 nahm er als Prediger am Albigenserkreuzzug teil und war in dieser Eigenschaft 1214 auch anwesend bei der Belagerung von Toulouse. Wenig später reiste er ins Heilige Land und wurde 1216 zum Bischof von Akkon ernannt. Seine Historia Orientalis schrieb er während dieser Zeit in Palästina. 1225 kehrte er nach Europa zurück, wurde zum Kardinal erhoben und mit dem Bistum Frascati betraut. 1239 wurde er zum Patriarchen von Jerusalem gewählt, jedoch vom Papst nicht bestätigt, was ihn letztlich zur Aufgabe des angetragenen Amtes brachte. 1244 starb Jacques de Vitry in Rom, ein reichhaltiges Opus von hunderten Predigten neben seinen beiden historischen Werken, der Historia Orientalis und Occidentalis, hinterlassend.
In der Historia Orientalis, cap. 65 berichtet er von der Gründung des Templerordens, dem Konzil von Troyes und der Verleihung des roten Kreuze durch Papst Eugen als „Zeichen des Martyriiums“. Er lobt Kampfeseifer und Disziplin der Ordensritter, aber auch ihre Demut. Die Standarte der Templer trage den Namen Bauceant, sei schwarz und weiß geteilt, weil die Templer „Löwen im Kriege, sanfte Lämmer aber im Ordenshaus seien, bei ihren militärischen Unternehmungen harte Kämpfer, in der Kirche aber den Eremiten und Mönchen gleich, schrecklich und wild gegen die Feinde Christi, gegenüber den Christen aber mild und gütig“. Selbst Fürsten und andere hohe Adlige seien bereits in den Orden eingetreten, und in kurzer Zeit sei die Zahl der Ordensbrüder derart gewachsen, dass in ihrem Hauptkonvent mehr als 300 Ritter lebten und sie diesseits und jenseits des Meeres über zahlreiche Besitzungen, Dörfer und Städte verfügten, die alle jährlich ihren Beitrag für das Heilige Land in Geldform abzuleisten hätten. Jacques de Vitry sagt hier auch, dass die Johanniter nach dem Vorbild der Templer ebenfalls zu ‚materiellen Waffen‘ gegriffen hätten, also einen kämpfenden Zweig einrichteten.
Anke Napp
Quelle
- Jacobi de Vitriaco, Orientalis et occidentalis Historia. Ex officina typographica Balthazaris Belleri, Douai 1597. Digitalisat
Sekundärliteratur
- Ph. Funk, Jakob von Vitry. Leben und Werke, Leipzig 1909
- I. Gust, Das Heilige Land in der Historia Orientalis des Jakob von Vitry, Heidelberg 2012.
Voismer (='La Commanderie', Komturei, Frankreich)
Voismer ist heute ein Bauernhof, genannt 'La Commanderie', gelegen im Tal der Laize. Die Gründungsurkunde der Niederlassung ist verloren, doch existiert noch ihr Bestätigungsakt durch Robert de Gouvix, den Enkel des ursprünglichen Wohltäters, aus dem Jahr 1203. Den alten Ländereien fügt Robert nun noch die Kirche von Fontaine-le-Pin inklusive ihres Gartens, sowie weitere Einkünfte und Weiderechte in der Herrschaft von Fontaine-le-Pin. Nachdem die Kapelle der Niederlassung auf die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert werden kann, hat die Gründung wahrscheinlich einige wenige Jahre zuvor stattgefunden. 1207/8 schenkt Robert de Gouvix den Templern von Voismer noch ein Waldstück. Weitere Donationen folgen im Laufe des 13. Jahrhunderts.
Als nach der Verhaftung der Ordensbrüder 1307 die königlichen Beamten ein Inventar der beweglichen und unbeweglichen Güter der Komturei aufstellten, verfügte sie über ungefähr 245 ha Landbesitz (Ackerboden und Wald). Zum Viehbestand gehörten 19 Pferde, 40 Rinder, 180 Schafe und 14 Schweine.
Die Kapelle wurde im 18. Jh. stark verändert. Sie ist auf einem rechteckigen Grundriß mit vier Jochen errichtet. Einige Reste des ursprünglichen Bauschmucks haben sich im Inneren erhalten. Auch der Dachstuhl besitzt noch Elemente des 12. Jahrhunderts.
Komture:
um 1307: Christophe de Louviers, Servient
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Miguet, Michel: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 203-215.
"Vox in excelso"
War der Titel der päpstlichen Bulle, die 1312 die Aufhebung des Templerordens verkündete. Papst Clemens V. rechtfertigt sein Handeln hierin mit zahlreichen biblischen Argumenten quasi als Aktion auf göttlichen Befehl. Noch einmal werden die gegen den Orden erhobenen Anklagepunkte genannt und in einen alttestamentlichen Bezug gesetzt: die Templer hätten in der heutigen Zeit sich so an Gott und seinen Geboten versündigt, wie damals die alten Israeliten in Sodom und Gomorrha; sie hätten der Unzucht und Zügellosigkeit gefrönt, sich mit dem Teufel verbündet und Götzen angebetet und verdienten daher das Strafmaß, das auch die alten Israeliten getroffen habe. Mit all ihren Sünden hätten sie das "Haus Gottes" = den hier ganz sprichwörtlichen "Tempel" sowohl geistig als auch körperlich entweiht.
Eine genaue Untersuchung des Textes von "Vox in excelso" zeigt auf, daß er zahlreiche Parallelen zu einer päpstlichen Bulle des Jahres 1233, betitelt "Vox in Rama" aufweist, die im Kontext eines durch Inquisitor Konrad von Marburg inszenierten Kreuzzuges gegen eine angebliche deutsche Ketzersekte entstand. Interessanterweise tauchen auch hier bereits Versatztücke der späteren Anklagepunkte gegen die Templer auf - sie bildeten ein häresiologisches Gemeingut: die Profanierung der Hostie, der Vorwurf der Gleichgeschlechtlichkeit, die Götzenverehrung, hier insbesondere mit einer Katze, die drei Küsse.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hergemöller, B.-U.: Krötenkuss und Schwarzer Kater. Ketzerei, Götzendienst und Unzucht in der inquisitorischen Phantasie des 13. Jh.s, Warendorf 1996.