Plakat: Was ist Gerechtigkeit?
Ein Gedankenexperiment zur Sichtbarmachung von Gerechtigkeitsvorstellungen und Reflektion bzw. Diskussion der Ursachen konträrer Positionen.
Hier das PDF im DIN A 1 Format (59,4 cm x 84,1 cm)
Didaktischer Kommentar: Das Flötenbeispiel ist ein Gedankenexperiment, das Amartya Sen in seinem Buch Die Idee der Gerechtigkeit vorgestellt hat. Es ist recht einfach und kann als boßes Gedankenspiel (also allein in der Vorstellung) gespielt bzw. ausgehandelt werden. Die Teilnehmenden sollen sich einfach vorstellen, sie hätten eine Flöte, die sie gerne verschenken würden. In Frage kämen drei Kinder: eines, das ansonsten keine Spielzeuge besitzt, ein weiteres, das sehr gut Flöte spielen könne und eines, von dem sie wüßten, dass es die Flöte geschnitzt habe. Wem würden sie in dieser Lage die Flöte schenken? Im Regelfall kommen die Teilnehmenden zu unterschiedlichen Lösungen und sind sehr erstaunt, dass andere Teilnehmende zu anderen Lösungen gekommen sind. Dabei hängt die favorisierte Lösung zutiefst von der zugrunde gelegten Idee von Gerechtigkeit ab. Was hier sichtbar werden kann, ist, dass es nicht DIE EINE Gerechtigkeit gibt, sondern unterschiedliche Zugänge, die auf unterschiedlichen Begründungen beruhen. Wenn man etwa mit einem marxistischen Blick auf die Produktionbedingungen schaut, empfindet man es wahrscheinlich entscheidend, wer die Flöte gemacht hat. Aus einer egalitäreren Perspektive achtet man darauf, dass alle Kinder Spielsachen haben. Aus einer aristotelischen Perspektive wiederum tendiert man sehr wahrscheinlich dazu, die Flöte einer vor allem einer sinnvollen Nutzung zuführen zu wollen.
Wir lieben diese Aufgabe, weil sie mit sehr einfachen Mitteln das Gespräch über philosophisch höchst anspruchsvolle Fragen eröffnen kann. Nicht auszuschließen, dass dabei noch ganz andere Deutungen sichtbar werden.
Was brauche ich noch? Eigentlich nichts. Das Plakat lädt zum Nachdenken ein und kann als Impuls in dieser Form genügen. In großen Gruppen kann es sinnvoll sein, die Teilnehmenden zu bitten, mit Hilfe von Klebepunkten oder Markern sichtbar zu machen, für welches Kind sie sich entscheiden würden – das muss aber nicht sein.