Soziale Lose
Mit dem Material „Soziale Lose“ lassen sich Spielsituationen unterstützen, in denen über die folgenden Fragen gesprochen werden kann: Wie wollen wir zukünftig zusammenleben? Wie wollen wir uns organisieren und zu Entscheidungen kommen?
Die Grundstruktur des Spiel ist dabei an John Rawls´ Gerechtigkeitstheorie angelehnt. Rawls geht davon aus, dass Fragen über eine gerechte zukünftige Gesellschaftsordnung nur unter dem Schleier des Nichtwissens (veil of ignorance) entschieden werden können. Er glaubt, dass die Ungewissheit über die Frage, welche Position wir in der zukünftigen Gesellschaft einnehmen, uns hilft sicherzustellen, dass soziale Entscheidungen gerecht getroffen werden.
Sie können bei uns Kopiervorlagen für die Anfertigung entsprechender Lose erhalten und eine variantenreiche Spielanleitung, mit der Sie – je nach Gruppe – unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten auspprobieren können. Wir sind auch dabei, das Material in einer kleinen Auflage zu produzieren, sodass Sie dieses ohne Bastelaufwand direkt fix und fertig beziehen können. Das dauert aber noch einen kleinen Moment.
Diese Idee lässt sich didaktisch leicht umsetzen. Grundfragen zur Gestaltung der Gesellschaft und der Verteilung von Chancen, Gütern, Macht und Anerkennung können von den Teilnehmenden bearbeitet werden, ohne zu wissen welches Los, welche Eigenschaften, welche Fähigkeiten, welches Vermögen – kurz gesagt: welche Stellung sie in der neu gestalteten Gesellschaft tatsächlich haben werden. Erst wenn die Gesellschaft entworfen ist, erfahren die Teinehmenden über die sozialen Lose welche Rolle ihnen in dieser Gesellschaft zugedacht ist und können den Prozess noch einmal reflektieren.
ALLGEMEINE KURZANLEITUNG
SCHRITT 1: Eine Gesellschaftsutopie wird entworfen. Grundfragen, um diesen Prozess zu unterstützen, können sein: Wie sollen in unserer zukünftigen Gesellschaft Chancen verteilt werden? Wie verteilen wir Güter, Macht und Anerkennung? Wer hat Zugang zu Bildung? Wie gehen wir mit Erbschaften um? (siehe Spielmodi für Grundfragen)
SCHRITT 2: Die Soziale Lose (siehe KOPIERVORLAGE) werden zugeteilt.
SCHRITT 3: Die zuvor entwickelte Gesellschaftsutopie wird anhand der sozialen Lose analysiert. Wie sieht unsere Gesellschaft aus meiner zugewiesenen Position aus?
Je nachdem, mit welchen Teilnehmenden Sie dieses Spiel durchführen wollen, können Sie sich die „Verlosung“ der gesellschaftlichen Rollen leichter oder schwerer machen. Wir haben drei Varianten vorbereitet:
SCHNELLE VARIANTE 1: Teilnehmende ziehen vorgefertigte „Charaktere“, welche im Vorfeld bereits zusammengestellt worden sind. Hierbei existieren Lose mit Personen aus dem realen Leben.
SCHNELLE VARIANTE 2: Teilnehmende ziehen Lose aus dem gleichen Lostopf und analysieren die entstandene Utopie anhand unterschiedlicher Positionen in der Gesellschaft.
KOMPLEXE VARIANTE: Teilnehmende ziehen aus unterschiedlichen Losen der unterschiedlicher Töpfe Eigenschaften und Lebensentwürfe und erstellen damit zufällige „Charaktere“.
SPIEL-MODI FÜR DIE GRUNDFRAGE DER GESELLSCHAFTSUTOPIE
VARIANTE 1: Die Grundfragen der Gesellschaftsutopie sind die „Original“-Fragen von Rawls.
VARIANTE 2: Die Grundfragen der Gesellschaftsutopie werden zufällig ausgewählt.
VARIANTE 3: Die Grundfragen der Gesellschaftsutopie werden ausgewählt, damit ein bestimmter gesellschaftlicher Bereich diskutiert wird.
HAUPTFRAGEN NACH RAWLS
John Rawls ist der Meinung, dass die zentralen Fragen, an denen wir uns bei der Gestaltung der zukünftigen Gesellschaft orientieren sollten, folgendermaßen zu stellen sind:
- Wie sollen Entscheidungen gefällt werden (entscheidet die Mehrheit, entscheiden Expert:innen, haben Minderheiten Vetorechte…) ?
- Wie gehen wir mit Ungleichheit um (tolerieren wir überhaupt Ungleichheiten bzw. unter welchen Umständen …) ?
- Nach welchem Schlüssel werden Ämter oder Privilegien verteilt (nach Herkunft, Talent, Losentscheid, Zufall, ...)?