28.11.2023
Nachschau Symposium - Hoffnung in der Klimakrise - Künstliche Intelligenz im Kontext von ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung
Inhaltliche Einbettung:
Dr.in Jutta Eckhardt: Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der TU Dresden
Die Klimakrise ist da und verschärft bereits jetzt wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheiten in globalem Ausmaß. Nachhaltige Konzepte zur Gegensteuerung reflektieren daher die unterschiedlichsten Szenarien und Wechselwirkungen und diskutieren das Moment der Verantwortung von Individuum und Gesellschaft auch in der Wissenschaft vor dem Hintergrund diverser Wertestrukturen. Eine Problemlösungsfindung, die den aktuellen Herausforderungen transdisziplinär und vernetzt begegnet, kann durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden.
Dr. in Andrea Blumtritt: Antidiskriminierungsbeauftragte in Sachsen - Initiierung und Unterstützung des Dialogs von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, besonderes Anliegen: mit Blick auf die Digitalisierungsstrategie in Sachsen an offenen Diskursen zum Diskriminierungspotential von KI mitzuwirken
Prof.in Dr.in Carmen Leicht-Scholten: geistige Schirmherrin, Lehrstuhl für Gender und Diversity in den Ingenieurwissenschaften in der Fakultät Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen, 2. Sitz an der Philosophischen Fakultät, Preis für nachhaltige Lehre in 2022 - In ihrer Videobotschaft bezeichnete sie die Integration verschiedener gesellschaftlicher Akteur:innen in partizipative Prozesse als Schlüsselfaktor, um Transformationen zu nachhaltigen Lösungen voranzutreiben. Das vorgestellte Konzept „sozialer Verantwortung und Innovation“ umfasst den Einbezug von Gender- und Diversitätsaspekten, Transparenz und Bürgerbeteiligung in Forschungs- und Innovationsprozessen.
Inspirierende Beiträge:
Dr.in Sandra Buchmüller: Gastprofessorin für feministische Technikforschung in der Fakultät Maschinenwesen an der TU Dresden - beleuchtete die Bedeutung von Gender- und Diversitätsaspekten in der Entwicklung sozial gerechter Technologie. Dabei betonte sie die drei Nachhaltigkeitsdimensionen – Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – und ihre Integration in die technologische Entwicklung. Die Bedeutung der UN-Nachhaltigkeitsziele und die globalen sowie lokalen Auswirkungen von Technologien wie Elektroschrott und Fast Fashion wurden hervorgehoben. Der Beitrag der feministischen Technologieforschung, der die soziale Konstruktion von Technologie und die Relevanz von Gender und Diversität in Design und Nutzung betont, wurde erörtert. Vorgestellt wurden Ansätze wie Human-Machine Reconfigurations und Feminist HCI Methodology.
Prof. Dr. rer. nat. Stefan Gumhold: Lehrstuhl für Computergraphik und Visualisierung an der Fakultät Informatik und Vorsitzender der Kommission Umwelt an der TU Dresden – sehr anschlussfähige Einführung zum Thema KI mit zahlreichen Beispielen. Dichte Analyse, wie KI funktioniert und wo die Probleme im Spannungsfeld Erwartung und Verständnis liegen. Er beleuchtete das Potential der KI-Technik zur Bekämpfung der Klimakrise, wägte ab gegen den Energieverbrauch und Einsatz von KI-Technik, die eher zu Umweltproblemen führt. Daher Wichtigkeit der Eigenverantwortung des Menschen. Maxime – das Handeln liegt beim Menschen als ausführende Instanz, die ausführt und hinterfragen muss.
Moritz: TU Umweltinitiative von Studierenden – positionierte sich offensiv kritisch und nutzte zur Verortung von Künstlicher Intelligenz das Bild der Büchse der Pandorra. Wirtschaftliche Unterschiede zwischen dem globalen oder lokalen geografischen Norden und Süden werden durch KI verschärft, indem sie bspw. den Abbau fossiler Brennstoffe steigert, auf Datensätzen beruht, die unter schlechten Arbeitsbedingungen erarbeitet wurden und Machtpositionen zementiert. Moritz betonte aber auch, wie wichtig positive Zukunftsbilder sind, die uns Hoffnung geben und uns motivieren, uns für eine bessere Zukunft einzusetzen. Die Leitfrage bei der Gestaltung von KI-Anwendungen sollte laut Tuuwi sein, wie wir leben wollen.
In der anschließenden Diskussion zwischen den diversen Teilnehmer:innen spiegelte sich das aufgemachte Spektrum: Wer macht die Regeln, wer definiert die Standards und wie ist eine ausgewogene Meinungsfindung angesichts des rasanten Tempos in der technologischen Entwicklung überhaupt zu organisieren?
Rahmenprogramm:
Dr. Göde Both: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung Berlin - stellte das Projekt Gendering Mint Digital (https://www2.hu-berlin.de/genderingmintdigital/) vor, welches als offenes Bildungsportal Einblick in gendersensible Natur- und Technikwissenschaften gibt.
Henrike Terheyden aka Kendike (https://www.kendike.de/) – dokumentierte das Geschehen mit ihren einzigartig leichtfüßigen und inhaltlich brillianten Graphiken. Diese Visualisierung wird vielen den Zugang zu einer politisch, gesellschaftlich und wissenschaftlich virulenten und stellenweise deutlich polarisierten Debatte erleichtern.
Das Gespräch über KI ist „das wichtigste Gespräch unserer Zeit“. (TEGMARK, 2017)
Location:
Veranstaltungsort war die Motorenhalle, das Projektzentrum für zeitgenössische Kunst in der Dresdner Friedrichstadt. Die aktuelle Ausstellung „Irgendwas mit Hoffnung“ adressiert Hoffnung als ein Prinzip, eine Utopie positiver Entwicklung, ein "Träumen nach vorwärts'' (Ernst Bloch). Dies bot während des Symposiums einen positiv disruptiven visuellen Resonanzboden. In kulinarischer Betreuung durch das benachbarte Bauwagen-Café konnten die Teilnehmer:innen im Anschluss in entspannter Atmosphäre den Abend ausklingen lassen.
Weitere Informationen und Kontakte zur Veranstaltungsreihe Pillars & Umbrellas