Meeting Owl 3
Allgemein
Die Meeting Owl 3 ist eine 360°-Kamera, die für sogenannte Huddle Rooms konzipiert wurde. Sie ermöglicht die Audio- und Videoaufnahme des gesamten Raumes mit einem einzigen Gerät, was allen Teilnehmern der virtuellen Sitzung zu einem besseren Gesamteindruck verhelfen soll.
Auf Grund des Namens gibt es eine Reihe von Geräuschen durch das System und verschiedene Ausdrücke in der Beschreibung des Gerätes, die an eine Eule (engl. Owl) erinnern sollen. So hört man zum Beispiel beim Anschalten einen Laut der ähnlichen einem Gurren der Eule klingt oder im Zusammenhang mit mehreren Geräten spricht der Hersteller OWL Labs auch gern von einem "Schwarm".
Leistungsparameter
- 360°-Kamera mit Sprecherfokussierung
- 360°-Audioempfang mittels acht Mikrofonen für bis zu 5,50m Entfernung
- Dreifachlautsprecher für doppelte Lautstärke
- Anschluss PnP über USB 2.0
- maximale Auflösung: 1920 x 1080 @ 30 fps
- Die Meeting Owl 3 verfügt über einen USB-C Anschluss, der mittels eines mitgelieferten Kabels mit einem USB-C Anschluss verbunden wird. (Hinweis: die reine Hardware-Spezifikation der Owl Meeting Pro - das Vorgängermodell - ist identisch bis auf dieses Kabel, welches dort ein Micro-USB zu USB-A - Kabel ist.)
- Die Deckenmontage ist mittels einer Halterung (z.B. VideoSecu 24-40) möglich.
Testergebnisse
Allgemein / Video / Audio
- Am Gerät befinden sich Tasten für die Steuerung der Lautstärke und Bild an/aus. Diese wird der Nutzer jedoch selten benötigen, da üblicherweise die verwendete Videokonferenzsoftware äquivalente Funktionen bereitstellt.
- Für ein gutes Audio sind möglichst wenig Hintergrundgeräusche notwendig. Da die Fokussierung der Kameras mit Hilfe der Akustikquellen vorgenommen wird, können diese leicht durch semantisch irrelevante Geräusche abgelenkt werden.
- Die Sprachverständlichkeit wird auf der Gegenseite als gut eingestuft, mit zunehmender Entfernung des Redners benötigt der Empfänger jedoch eine immer stärkere konzentrierte Fokussierung auf die Sprache, was auf Dauer sehr anstrengend wirken kann.
- Die in der Spezifikation angegebene Reichweite für die Mikrofone ist korrekt. Ab ca. 4m Sprecherenfernung sind erste Anzeichen von Hall zu verzeichnen.
Eine Erhöhung des Bereiches des Audioempfanges auf 8m kann durch ein optionales Zusatzmikrofon (nicht für die Vorgängermodelle erhältlich) erreicht werden. - Die Lautsprecher sind innerhalb der empfohlenen Grenzen für das Audio ausreichend.
- Man sollte der Kamera nicht zu nah kommen, da diese ohne Nutzung der App nicht beweglich ist. Hier wird bei Unterschreitung des Mindestabstandes u.U. das Bild inhaltlich unvorteilhaft abgeschnitten.
- Die Kameras können nicht durch eine mechanische Klappe o.ä. abgedeckt werden.
- Die Aussage auf der Webseite des Herstellers "Die Owl neigt dazu, bei kühler, weißer Beleuchtung besser zu funktionieren als bei warmer, gelber Beleuchtung." kann bestätigt werden. Das Qualität des übertragenen Bildes steigt insgesamt mit höherer Ausleuchtung der Sendeseite spürbar an.
- In der Videokonferenz wird standardmäßig von der Meeting Owl ein aufgeteiltes Bild übertragen. Im oberen Drittel zeigt es in einem Band eine 360 °- Ansicht. Darunter können nebeneinander die letzten drei Sprecher dargestellt werden, auch wenn diese räumlich getrennt voneinander sitzen.
Da die automatische Verfolgung des Redners sehr schnell stattfindet, kann bei Bewegung oder häufigen Sprecherwechsel eine Dynamik im Bild entstehen, die wir als auf Dauer anstrengend empfunden haben. - Die Funktionen der Meeting Owl werden durch das System selbst übernommen, so dass es zu keiner spürbaren Mehrbelastung des angeschlossenen Rechners kommt.
- Die Anmeldung im WLAN ist nur per "Shared Key"-Verfahren möglich (WEP, WPA, WPA2 und ähnliches). RADIUS wird nicht unterstützt.
- Mittels der sogenannten Owl-App (für iOS, Android und mit sehr eingeschränkten Funktionsumfang auch für Windows verfügbar) können Zusatzfunktionen benutzt werden. Diese sind für den einfachen Betrieb der Kamera nicht zwingend notwendig (siehe auch unten).
Pairing
Die Meeting Owl 3 bietet die Möglichkeit des Pairings. Das bedeutet, dass zwei Systeme zu einer Funktionseinheit gekoppelt werden können. Es ist nur für genau zwei Geräte und nicht für mehrere Geräte möglich.
Das Pairing kann mit einer beliebigen Kombination der Geräte Meeting Owl 3 und Meeting Owl Pro (unmittelbares Vorgängermodell) durchgeführt werden. Dazu wird noch ein Tablet benötigt, da die Owl-App zwingend notwendig für die Durchführung des Pairings ist. Die Desktop-App ist hierfür nicht verwendbar.
Es ist wichtig, dass die Systeme die aktuelle Softwareversion haben. Eine Aktualisierung der Software kann mittels der Tablet-App angefordert werden. Bei iOS findet sie sofort statt, bei Android kann es länger dauern. In der Desktop-App bei Windows ist die Funktion der Softwareaktualisierung nicht vorhanden.
Nach dem Start der App zeigt diese alle verfügbaren Meeting Owl in der Umgebung an. Jetzt wird eine Kamera als "1" gewählt und das Pairing ("owl connect") aufgerufen. Dort werden noch einmal alle Systeme angezeigt, die als Nachbarn zum Pairing verfügbar sind. Allein diese Anzeige bedeutet aber nicht, dass das Pairing dann auch klappt. Dieses wird manuell gestartet und falls erfolgreich, sehr schnell mittels Anzeige als erfolgreich vermeldet.
Falls die Kombination Meeting Owl 3 und Meeting Owl Pro gekoppelt werden soll, muss zwingend die Meeting Owl 3 die "1" sein, sonst funktioniert das Pairing nicht. Der Abstand zwischen den Kameras darf einen Meter nicht unter- und 2,50 Meter nicht überschreiten. Die vom Hersteller vorgegebenen Distanzen sind sehr exakt einzuhalten. Die Entfernung zum angeschlossenen Laptop hingegen ist nur durch das Verbindungskabel begrenzt und für diesen Vorgang völlig egal.
Nachdem die Koppelung erfolgreich durchgeführt wurde, kann die App geschlossen werden. Sie ist nunmehr nicht mehr notwendig. Im laufenden Betrieb darf innerhalb der vorgenannten Entfernungsgrenzen der Abstand zwischen den Systemen verändert werden, falls es nicht zu abrupt geschieht.
Das Pairing verbessert deutlich das Audio. Die Sprachverständlichkeit wird dadurch auf beiden Seiten erhöht. Die Grenze des empfundenen Halls wird auf ca. 6m verschoben.
Beim Video gibt es keine Änderung in der Darstellung des übertragenen Bildes. Eine leichte Verbesserung ergibt sich dadurch, dass der aktuelle Sprecher immer von jener Kamera aufgenommen wird, die näher an ihm positioniert ist.
Beim Pairing der Meeting Owl 3 mit einer Meeting Owl Pro verschlechtert sich die VIdeoqualität des älteren und hier letztgenannten Modells massiv. Technisch ist diese Kopplung also möglich, aber aus unserer Sicht in der Praxis nicht zu empfehlen.
Owl-App
Wie weiter oben schon erwähnt, bietet der Hersteller eine Reihe von Zusatzfunktionen an, die mittels einer App genutzt werden können.
Dazu muss man seine Kamera einmalig mittels einer E-Mail-Adresse registrieren. Das kann nur in einem WLAN geschehen, dass mittels Pre-Shared-Key ereichbar ist (WPA-PSK). Andere Authentifizierungsverfahren sind im System nicht vorgesehen und nicht möglich.
Der größte Vorteil der Anmeldung liegt in den automatischen Softwareupdates der Kamera, die sie selbsttändig vornimmt, wenn sie im "Heimatnetz" eingeloggt ist. Diese Updates können alternativ aber auch per Hand eingespielt werden.
In der App lässt sich u.a.:
- die Dreiteilung des Bildes aufheben, das obere Drittel mit der Gesamtansicht der 360°-Kamera kann dazu ausgeblendet werden;
- die Kamera steuern, einschließlich langsames Ein- und Auszoomen, was ein wenig Übung erfordert;
- die Geräuschreduzierung für Hintergrundgeräusche einstellen;
- ein sogenanntes "Doppelgespräch" (zwei Teilnehmer reden gleichzeitig) einzustellen, was letztlich eine Änderung der Echounterdrückung darstellt und vor der Nutzung ausprobiert werden sollte;
- eine "Ignorierzone" für die Kamera einstellen.
Die getroffenen Einstellungen gelten immer nur für das aktuelle Meeting.
Datenschutz
Im Bereich des Datenschutzes gibt es große Kontroversen. Hier musste im Sommer 2022 sogar das BSI eingeschaltet werden, damit vorhandene Sicherheitslücken behoben werden.
Weder Bluetooth noch WLAN lassen sich am Gerät deaktivieren. Sie sind also immer aktiv, auch im laufenden Betrieb während einer Videokonferenz. Der Hersteller sichert zu, dass die Audio- und Videodaten nur zum angeschlossenen Rechner übertragen werden und nirgendwohin sonst.
Der Hersteller erfasst in jedem Fall statistische Angaben über Meetings, in denen das Gerät eingebunden wird (zum Beispiel Uhrzeit, Dauer, Anzahl der Gesprächspartner und Gesprächspausen). Diese Angaben sind für die Teilnehmer am Meeting nicht personenbeziehbar, können jedoch eventuell der Person zugeordnet werden, die das Gerät verwaltet.
Die PIN für die Sicherung der Owl-App ("Bluetooth-Passcode") wird nur in der App geprüft und nicht am Gerät selbst. Noch dazu existiert eine hart codierte General-PIN, die immer funktioniert, was in der Praxis - wenn auch mit einigem Aufwand - missbräuchlich genutzt werden kann.
Für die Erweiterung der Funktionalität hat der Hersteller einige Clouddienste bereit gestellt, deren Funktionsweise und Sicherheit noch nicht abschließend geklärt sind. Das sind z.B. share.owllabs.com bei der Whiteboard Owl (separat erhältliche Kamera für Whiteboardaufnahmen) und nest.owllabs.com zum Verwalten von mehreren Geräten.
Fazit
Der Einsatz der Meeting Owl 3 ist für alle PC-basierten Videokonferenztools schnell und unkompliziert. Sie ist für Meetings in kleineren Gruppen mit einer maximalen Entfernung von 5,5m gut geeignet. Durch eine Kopplung mit einem zweiten System kann die Reichweite etwas erhöht werden. Das Preis-Leistungsverhältnis bewegt sich im oberen Drittel im Segment vergleichbarer Produkte.
Vor einem Einsatz sollte auf jeden Fall die Problematik des Datenschutzes beachtet werden und ggf. mit den Richtlinien der Einrichtung abgeglichen werden.
(Stand 01/2023)