Shokz OpenComm
Allgemeines
Das OpenComm ist das Knochenschallheadset der 7. Generation der Firma Shokz (ehemals AfterShokz). Es überträgt den Sound über vibrierende Elemente über die Knochen des menschlichen Schädels an das Innenohr. Das drehbare Mikrofon nimmt dabei die Sprache des Trägers auf und sendet sie per Bluetooth an ein Empfangsgerät.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
- kabellos, NFC wird unterstützt
- unterstützte Betriebssysteme: Windows, Mac, Linux, Android, iOS
- IP55 (Staub- und Strahlwassergeschützt)
- Bluetooth 5.1, bis zu 10m Reichweite
- Multipoint Pairing wird unterstützt
- Batterielaufzeit laut Hersteller: 16 Stunden
- Einheitsgröße
- Gewicht: 33g
Lieferumfang
- Shokz OpenComm
- Reiseetui
- proprietäres magnetisch-induktives Ladekabel
- Handbuch
Knochenschallübertragung
Die Funktionsweise der Knochenschall-Übertragung ist ein faszinierendes Konzept, das auf den Vorteilen von Schallwellen aufbaut, die direkt über den Schädel übertragen werden. Die "Lautsprecher" des jeweiligen Kopfhörer liegen auf dem Warzenfortsatz des Schläfenbeins auf und durch Vibrationen wird der Schall über den Schädelknochen am Mittelohr vorbei direkt ans Innenohr weitergeleitet. Somit werden Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel umgangen. Das kann für Hörbehinderte hilfreich sein, die bspw. an Atresie, Ohrmuschelfehlbildungen, Goldenhar Syndrom oder Treacher Collins Syndrom leiden. [Quelle]1
Interessante Randnotiz: Knochenschallübertragung ist auch der Grund warum sich die eigene Stimme auf Tonband- oder Videoaufnahmen unerwartet höher bzw. anders anhört, denn niedrige Frequenzen werden vom Knochen besser weitergeleitet als von der Luft.
Test
Das Headset besitzt keine Polster, sondern muss technologiebedingt direkt auf der Haut aufliegen. Noch besser wäre es, wenn keine Haut zwischen Headset und Knochen liegen würde, das lässt sich anatomisch schwer bewerkstelligen.
Das Headset wird über langes Drücken des Plus-Knopfs angeschaltet und bei noch längerem Drücken in den Pairingmodus versetzt. Nun kann es betriebssystem- und plattformagnostisch über Bluetooth gepairt und verwendet werden.
Die Bauform des OpenComm ermöglicht es, die Ohren permanent unbedeckt zu lassen wodurch man seine Umgebung weiterhin wahrnehmen kann. Dies kann für diverse Szenarien von Vorteil sein, bspw. um seine Kollegen im Büro noch zu hören oder unterwegs, sodass potentielle Gefahrenquellen (Straßenverkehr, Alarme etc.) wahrnehmbar bleiben.
Am Headset selbst befinden sich lediglich drei Tasten: Lauter/Leiser Tasten, Multifunktionstaste: Anruf annehmen/auflegen, Musik starten/stoppen, Nächstes/Vorheriges Lied.
Erfahrungen
Das Headset gibt es leider nur in einer Einheitsgröße. Das hat zur Folge, dass das Headset entweder angenehm sitzt und man keine Schmerzen beim Tragen bekommt oder man hat eine Kopf-/Ohrform, welche Probleme hervorrufen kann. Letzteres ist bei einem von drei Testern der Fall gewesen, insofern sollte man ggf. vor dem Kauf das Headset mindestens eine Stunde probehalber aufsetzen.
Ferner kann es vergleichsweise schnell zu einer falschen Positionierung der vibrierenden Elemente des Headsets kommen, wodurch die Lautstärke und Qualität schnell abnimmt. Sitzt das OpenComm aber richtig, so wird durch Vibration der zu übertragende Schall ans Innenohr übertragen. Dies kann sich zunächst ungewohnt anfühlen und ggf. etwas kitzeln, allerdings gewöhnt man sich rasch an das Gefühl.
Wenngleich damit geworben wird, dass man seine Umgebung noch sehr gut wahrnimmt, muss trotzdem folgendes gesagt werden: Das Knochenschallheadset befähigt einen nicht plötzlich zum uneingeschränkten Multitasking. Man nimmt zwar wahr dass in der Nähe etwas Aufmerksamkeit bedarf (Kollegen, Kinder, Wasserkocher, Straßenverkehr, etc.), jedoch kann man deswegen nicht plötzlich beide Reize gleich gut verarbeiten. Hier muss sich weiterhin auf eines von beiden konzentriert werden.
Die Audioeigenschaften des Headsets sind durchweg gut, einzig die Klangqualität der "Lautsprecher" sind weniger gut als bei normalen Kopfhörern. Das ist aber technologiebedingt, da nicht alle Frequenzen über Knochenschall gleich gut transportiert werden können. Gesprochenes ist jedoch sehr gut verständlich, wie die Tonaufnahmen verdeutlichen sollten.
Ein Test mit einem Cisco CP8851 IP Phone hat ergeben, dass die Kopplung und Verwendung des Headsets mit Smarttaste problemlos ist und einwandfrei funktioniert
Entgegen der (törichten) Erwartung, dass ein Knochenschallheadset eigentlich lautlos sein müsste, hört man sehr leise Geräusche aus den Lautsprechern. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Vibrationen der Lautsprecher die Luft um sie herum auch in Schwingung versetzen, welche wir dann über den Luftweg als Geräusch wahrnehmen. Jedoch ist das keinesfalls laut genug um zu verstehen was der Inhalt des Übertragenem ist, aber auch nicht lautlos. Somit bleibt die Privatssphäre gewahrt.
Ein positiver Aspekt ist die Tatsache, dass das Headset lediglich auf der Haut aufliegt und fast ausschliesslich aus Silikon besteht. Es kann dadurch sehr leicht gereinigt und desinfiziert werden, was der Hygiene zugutekommt.
Es gibt noch die UC Variante des OpenComm Headsets, welche sich nur durch den beigelegten USB-A oder -C Dongle unterscheidet. Im Test haben wir jedoch keinen Unterschied feststellen können zwischen einer Verbindung mit dem Dongle und einer Verbindung mit einem handelsüblichen USB-A Bluetooth Adapter. Insofern ist es nicht notwendig, die UC Variante zu erwerben, da es deutlich günstigere Alternativen gibt. Es ist allerdings auch nicht ratsam, komplett auf einen Dongle zu verzichten, da die eingebauten Bluetoothschnittstellen in Laptops und ggf. Desktop-PCs häufig mit Verbindungsabbrüchen und Qualitätsschwankungen kämpfen müssen. Diese Schnittstellen sind schlichtweg nicht ausgelegt für permanente, verzögerungsarme Kommunikation.
Aufnahmen
Um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie das Gegenüber die eigene gesprochene Sprache empfängt, wurde im Folgenden eine kurze Textpassage aus dem Buch "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari eingesprochen. Die Aufnahmen wurden jeweils einmal im Original - ergo ohne Nachverarbeitung - und einmal über die Aufnahmefunktion von Pexip aufgezeichnet.
Originalaufnahme
Eingesprochener Text
Videokonferenzaufnahme
Eingesprochener Text
Fazit
Schlussendlich hat uns das Headset von Shokz gut gefallen. Die kleineren (potenziell subjektiven) Mängel sind erträglich und die Vorteile können überzeugen. Preislich liegt es im (oberen) Mittelfeld, ist aber aus unserer Sicht durchaus gerechtfertigt.
Addendum: Das Headset wurde auf dem VCC Workshop 2022 in einem Vortrag vorgestellt. Die zugehörige Powerpointpräsentation finden Sie hier.