Polycom Trio 8800
Polycom RealPresence Trio 8800 (Collaboration Kit)
Allgemein
Das Collaboration Kit Trio 8800 erweitert das bekannte Polycom-Konferenztelefon in ein modular aufgebautes System, welches für audiovisuelle Kommunikation mit paralleler Datenpräsentation genutzt werden kann.
Die verfügbare Bandbreite der Einsatzzwecke ist groß. Prinzipiell sind reine Audiokonferenzen, erweiterte Audiokonferenzen mit paralleler Übertragung einer Datenpräsentation oder Videokonferenzen mit audiovisueller Kommunikation und optionaler Datenpräsentation möglich.
Für die Videokonferenz bis FullHD mit 30 fps kann SIP oder Skype for Business als Grundlage gewählt werden. Die Datenübertragung ist sowohl kabelgebunden als auch mittels Bluetooth möglich.
Lieferumfang
Das System wird mit dem Konferenztelefon Polycom Real Presence Trio, der Datenpräsentationbox Real Presence Trio Visual+ und der FullHD-Webcam Logitech C930e sowie allen zum Anschluß notwendigen Kabeln ausgeliefert.
Installation / Aufbau
Der Aufbau aller Komponenten gestaltet sich problemlos. Für das Konferenztelefon und die Datenpräsentationsbox Visual + müssen Netzwerkanschlüsse aus ein und demselben Subnetz mit integriertem PoE verwendet werden. Die Kamera wird per USB an Visual+ angeschlossen, der Laptop per Bluetooth oder USB mit dem Konferenztelefon verbunden.
Die Inbetriebnahme gestaltet sich einfach, wenn das anliegende Netz alle Voraussetzungen erfüllt, die bei der technischen Spezifikation durch den Hersteller implizit gefordert sind. Leider sind diese aber nirgends explizit zu finden.
Nur das Konferenztelefon verfügt über eine Steueroberfläche per Touchscreen, Visual+ hat diese nicht. Letzteres wird ebenfalls durch das Telefon gesteuert. Das ist aber nur nach einem erfolgreichen Pairing beider Teilsysteme möglich. Dazu versuchen die Komponenten Trio und Visual+ nach der Inbetriebnahme zuerst eine DHCP-Adresse zu beziehen. Die Verbindung der beiden Teilsysteme ist jedoch grundsätzlich nur möglich, wenn beide im selben Subnetz sind. Das Telefon kann über das integrierte Bedienfeld auch eine feste IP bekommen, Visual+ nur über die Weboberfläche. Die Weboberfläche für beide Komponenten ist sofort verfügbar, wenn beide eine DHCP-Adresse bezogen haben und dann per Laptop darüber erreichbar sind.
Auch eine Integration in das verfügbare WLAN ist per Weboberfläche gut einstellbar. Leider sind bei per Zertifikaten gesicherten WLAN (wie z.B. eduroam) nur 2 CA (Certification Authority) eintragbar. Das reicht für manche Zertifikatsketten nicht aus, so dass nicht alle WLAN in der Praxis nutzbar sind.
Die Nutzung des Systems für Datenpräsentationen ist nur unter Hinzufügung eines Laptops möglich. Dieser Laptop muss die Software "People + Content" benutzen und mit der Trio 8800 gekoppelt werden (siehe dazu auch Testszenario 3 und 4 im folgenden Abschnitt).
Test
Testzeitraum : April 2018
Testszenario 1: VC mittels Anbindung an einen OpenSIP-Server
Für diese Kopplung muss eine Zertifikatskette zwischen der Trio8800 und dem OpenSIP-Server aufgebaut werden, die u.a. einen übereinstimmenden Common-Namen des Clients-Zertifikats auf beiden Seiten aufweisen muss. Diese Anforderungen waren während des Testes nicht so schnell erfüllbar. Somit wurde auf Seiten des SIP-Servers die Einstellung verify_cert und require_cert deaktiviert, damit die Trio8800 ohne Client-Zertifikat verbunden werden konnte. Dann muss noch das Basisprofil der Trio auf "Generisch" umgestellt werden, damit die Authentifizierung mittels Credentials und per TLS über Port 5061 geschehen konnte.
Der Verbindungsaufbau über den SIP-Server funktionierte danach in beiden Rufrichtungen problemlos. Für den Videokanal wurde H.264 mit 4 Mbps in FullHD mit sehr guter Qualität verwendet. Auch Verbindungen zur DFN-MCU sind in bester Qualität. Datenpräsentationen konnten per BFCP übertragen werden.
Testszenario 2: VC mittels Anbindung an einen Skype for Business-Server (S4B-Server)
Die Anmeldung erfolgt mittels der Serveradresse, Domänename und Credentials. Die notwendigen technischen Einstellungen für eine Anmeldung müssen vorher bei der Trio im Punkt [SIP-Server] festgelegt werden.
Nach dem Verbindungsaufbau von Skype for Business zur Trio sind vier verschiedene Layouts auf Seiten der Trio 8800 in der Anzeige möglich. Es sind verschiedene Kombinationen aus Bild der Gegenstelle, Eigenbild und Contentübertragung. Die Qualität aller Kanäle ist sehr gut.
Beim Ruf der Trio zum S4B-Clienten ist keine Übertragung von Content möglich. Auf Seiten der Trio wird dazu eine Fehlermeldung eingeblendet, die besagt, dass Content nur mittels eines zusätzlichen Laptops und dessen Einwahl als weiterer Teilnehmer in die Konferenz realisiert werden kann.
Testszenario 3: Nutzung der Trio 8800 als Audiogerät für eine Videokonferenz auf dem Laptop (Kopplung per Bluetooth)
Bei dieser Kopplung ist das Gerät Visual+ nicht sinnvoll einsetzbar. Die Trio 8800 wird im Videokonferenzsystem (z.B. Polycom Real Presence) als Ein- und Ausgabegerät für Audio konfiguriert und kann danach sofort genutzt werden. Die Qualität der Tonübertragung ist in beiden Richtungen sehr gut, die Reichweite des Mikrofons beträgt ca. 6 Meter im Umkreis (auch wenn kein Direktschall anliegt).
Testszenario 4: Nutzung der Trio 8800 als Audiogerät für eine Videokonferenz auf dem Laptop (Kopplung per USB)
Bei dieser Kopplung ist das Gerät Visual+ nicht sinnvoll einsetzbar. Das Programm "People+Content" muss auf dem Laptop beendet werden, damit die Verwendung für den Audiokanal möglich wird. Die Trio 8800 wird in der Videokonferenzsoftware (z.B. Polycom Real Presence) als Ein- und Ausgabegerät für Audio konfiguriert und kann danach sofort genutzt werden. Der ausgegebene Ton ist etwas lauter als bei der Kopplung per Bluetooth. Die Qualität der Tonübertragung ist in beiden Richtungen sehr gut, die Reichweite des Mikrofons beträgt ca. 6 Meter im Umkreis (auch wenn kein Direktschall anliegt).
Weboberfläche
Um einen Eindruck der vielfältigen Einstellmöglichkeiten der Weboberfläche zu bieten, nachfolgend einige Screenshots:
Fazit
Das Collaboration Kit Trio 8800 weist überzeugend gute Eigenschaften im Audio- und Videobereich auf. Es ist dadurch für den Einsatz in kleinen bis mittleren Konferenzräumen bestens geeignet. Die denkbaren Einsatzszenarien sind vielfältig, die dafür notwendigen Konfigurationsmöglichkeiten auch. Deren Handhabung ist per Weboberfläche sehr einfach und uneingeschränkt verfügbar.
Im Gegensatz dazu stehen die starren und vor allem auch undokumentierten Vorgaben für die Ersteinrichtung des Systems, die dadurch unter Umständen recht lange dauern kann.