Nureva HDL300
Das kanadische AV-Technikunternehmen Nureva mit dem Hauptsitz in Calgary hat mit dem Nureva HDL300 eine interessante Mikrofon-Lautsprecher-Lösung für mittlere oder - wenn gepaart - große Meetingräume im Portfolio.
Inhalt
Allgemein
Die HDL300 ist ein Set, bestehend aus einer Soundbar mit Mikrofon und Lautsprechern, einem Connect Modul und einer Fernbedienung. Das Gerät wird lediglich per USB an einen Rechner angeschlossen und kann sodann als Mikrofon und Lautsprecher verwendet werden.
Merkmale
- 12 omnidirektionale MEMS-Mikrofone
- 2 x 20 Watt Lautsprecher
- Microphone Mist Technology - 8192 virtuelle Mikrofone
- Microsoft Teams Zertifizierung, kompatibel mit Zoom Meet, Gotomeeting, Webex, Blue jeans, Star leaf, Lifesize und Ringcentral
Abmessungen
- Soundbar: 1524 mm × 149 mm × 90 mm (Breite × Höhe × Tiefe)
- Connect Modul: 165 mm × 36 mm × 109 mm (Breite × Höhe × Tiefe)
Lieferumfang
- HDL300 Soundbar
- Connect Modul (mit Montagehalterung)
- Länderspezifisches Stromkabel
- 15m Cat 6 Ethernetkabel
- 3m USB Type A-auf-B Kabel
- Infrarotfernbedienung + 2x AAA-Batterien
- Bedienungsanleitung
HDL300
Die HDL300 wird zunächst ohne ein Stativ geliefert. Sie sollte an der Wand befestigt werden, da sie eine Reflektionsfläche hinter sich benötigt. Alternativ kann ein Stativ verwendet werden, so wie es auf den Bildern zu sehen ist.
Laut Datenblatt ist das System für eine Raumgröße von 7,6 × 7,6 m konzipiert. Ein Setup mit zwei HDL300 kann laut Herstellerangabe einen Raum von 9,1 × 15,2 m abdecken.
Das Featureset beläuft sich auf diverse Funktionen wie Zonenkontrolle, positionsbasierte Eingangsverstärkung, simultane Aufnahme mehrerer Personen usw. Einige dieser Funktionen werden durch die patentierte Microphone Mist Technology realisiert:
Microphone Mist Technology
Die patentierte Microphone Mist Technology (Patentnummer: US 10,063,987 B2) bezeichnet eine Methode bzw. Konzept, in der eine "Wolke" oder ein "Nebel" aus virtuellen Mikrofonen im Raum aufgespannt werden. Dieser Nebel besteht aus tausenden kleinen "Blasen", die virtuellen Mikrofone repräsentieren und als Aufnahmepunkte fungieren. Sie entstehen durch die gemeinsame Fokussierung von mehreren Mikrofonen auf diesen Punkt im Raum. Laut dem Patent wird diese Fokussierung durch eine Verarbeitung von Latenz (und damit Distanz) eines jeden einzelnen Mikrofons aus dem Array und einer Gewichtung der Geräuschquelle errechnet. Somit kann die Position des Sprechers ermittelt und auch als Information an Kameras weitergegeben werden. Weiterhin werden diese Positionsdaten verwendet um diverse Optimierungen vorzunehmen bzw. um bspw. die Aufnahme von unerwünschten Umgebungsgeräuschen zu minimieren.
Aufbau
Aufnahmen
Da ein Bild (oder gar Bewegtbild) bekanntlich mehr sagt als tausend Worte, wurde eine Beispielaufnahme aus einem realen Pexipmeeting angefertigt, in der auf verschiedenen Positionen im Raum ein kurzer Text aufgesagt wurde. Damit soll die Verständlichkeit der Audiofähigkeiten des HDL300 deutlich gemacht werden.
Erwartungsgemäß ist die Sprachqualität besser, je näher der Sprecher am Gerät ist. Auffällig sind die kurzen Schwankungen zwischen den Zeiten 00:00:21:00 und 00:00:25:14 im Video. Das aktivierte Speakertracking scheint hier nicht ganz korrekt gearbeitet zu haben.
In einem nicht aufgezeichneten Testlauf im VCC wurde der Sprecherwechsel getestet und entgegen den Angaben vom Sprecher war der Übergang nicht nahtlos (engl. seamless transition), sondern deutlich verzögert. Weiterhin wird ein sich bewegender Sprecher im Raum nicht verzögerungsfrei verfolgt, aber noch einigermaßen vertretbar schnell.
Im zweiten Teil des Videos ab 00:02:03:00 ist die Aufnahme mit angeschalteter Klimaanlage im Raum aufgezeichnet worden. Die HDL300 benötigt ungefähr acht Sekunden um die Klimaanlage als Störgeräusch zu erkennen und herauszurechnen. Sie wird zwar nicht komplett herausgerechnet, wird aber auch nicht als störend empfunden.
Ab 00:03:12:15 bestand keine direkte Sichtlinie zwischen Sprecher und Mikrofonen, was sich deutlich in der Audioqualität niederschlägt.
Nureva Console Client
Nureva liefert eine kostenlose Software-Suite mit, welche für Windows und MacOS verfügbar ist. Die visuelle Präsentation und einige Features können Sie der folgenden Fotobox entnehmen. In Summe wirkt dieses Managementprogramm aufgeräumt und die Funktionen sind gut auffindbar und selbsterklärend.
Erfahrungen
Die geteste Firmwareversion lautet v2.5.72, die Version des Console Clients war die Version v.2.5.195015. Leider wurde die HDL300 auf zwei Rechnern mit installiertem Windows Betriebssystem nicht erkannt (Bild, Bild_2), weswegen auf ein Macbook Pro ausgewichen werden musste. Es ist nicht auszuschliessen, dass die Probleme auf den Laptops auf eine Windowskonfiguration zurückzuführen sind.
Der reine Hardwareaufbau war tatsächlich - entsprechend der Ankündigung seitens des Herstellers - innerhalb von weniger als 30 Minuten vollzogen. Es müssen nur Soundbar und Connect Modul, sowie Connect Modul und PC verbunden werden.
Die Soundbar wurde auch prompt als Wiedergabe- und Aufnahmegerät erkannt und konnte in jedem beliebigen VC-System verwendet werden.
Es wurde zunächst ein initialer Akustikcheck vollzogen. Dabei wurde einige Sekunden lang ein Rauschen über die Lautsprecher gegeben, welche den Raum akustisch "messen" sollen. Dies sei notwendig für die korrekte Audiokonfiguration des Geräts. Ein Vertreter von Nureva versicherte, dass das System kontinuierlich lernt und sich die Audioqualität stetig verbessert. Davon war in den Tagen des Testens jedoch nichts zu spüren. Einzig die angeschaltete Klimaanlage wurde nach knapp acht Sekunden herausgerechnet.
Fazit
Schlussendlich lässt sich sagen, dass die Nureva HDL300 weit hinter unseren Erwartungen, sowohl qualitativ als auch unter Berücksichtigung des Preises, zurückbleibt.
Die reine Audiowiedergabe mag noch akzeptabel sein und für den Anwendungsfall, für welchen sie gedacht ist, ausreichend sein, jedoch kann man mit einem Setup aus Einzelkomponenten für einen Bruchteil des Preises das gleiches oder gar besseres Ergebnis erzielen.
Die Microphone-Mist-Technology klingt auf den ersten Blick interessant und neuartig, allerdings spiegelt sich diese Originalität nicht in der Toneigenschaft wider. Ferner suggeriert das Aufspannen dieses Nebels im Raum, dass es irrelevant ist wo man sich im Raum befindet "weil schliesslich immer ein virtuelles Mikrofon in der Nähe ist". In den Tests haben wir jedoch herausgefunden, dass die Aufnahmequalität deutlich abnimmt, wenn keine direkte Sichtlinie vom Mikrofon zum Sprecher bzw. der Audioquelle besteht.
Das ist selbstredend keine Neuigkeit für jemanden der sich mit Akustik auskennt, aber Nureva wirbt explizit damit, dass es keine Rolle spielt wo man sich befindet. Das tut es aber schlichtweg.
Nach dem Abschluss unserer Tests sind noch einige Features hinzugekommen, sowohl per Firmwareupdate als auch über die Software, jedoch kann aus naheliegenden Gründen keine Aussage über diese Features getroffen werden.