Konflikte verstehen
Was passiert hier eigentlich?
Ein Konflikt ist eine Spannungssituation, in die häufig zwei oder mehrere Parteien involviert sind. Diese geraten aufgrund unterschiedlicher Ziele, Werte oder Haltungen aneinander (Wirtz 2021). Inwieweit ein Ereignis als Konflikt wahrgenommen wird, ist abhängig von der individuellen Toleranzschwelle, die wesentlich von bisherigen Erfahrungen beeinflusst wird (Neubauer 2008: 437). Haben Kinder eine sichere Bindung zu ihrer Bezugsperson, zeigen sie oft auch im Erwachsenenalter ein höheres Selbstwertgefühl (Arend, Gove, Sroufe 1979) und bessere Konfliktlösestrategien (Cassidy, Kirsh, Scolton, Parke 1996). Was für die eine Person ein Konflikt ist, muss dies aber nicht für die andere sein. Die John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie (kurz JoDDiD) hat zur Veranschaulichung eines Konfliktes und dessen unterschiedliche Bewertungen, ein Riesenarbeitsblatt zur Konfliktanalyse herausgebracht, dass als Gesprächsöffner zum Thema Konflikte genutzt werden kann. Um einen Konflikt zu verstehen hilft es oft auch, für einen Moment die Perspektive zu wechseln, um nachvollziehen zu können, warum eine Situation für eine Person konflikthaft ist.
Worum geht es eigentlich?
Um sich mit Konflikten auseinandersetzen zu können, ist es zunächst wichtig zu reflektieren, worum es eigentlich geht. Die Ursachen herauszufinden, ist in der Praxis oft schwierig,für die Konfliktlösung aber ein wichtiger Aspekt. Das Vier-Faktoren-Modell der TZI kann dabei helfen, zunächst den Konflikt in einer Gruppe zu lokalisieren:
- Ich versus Wir (Gruppe): Zwischen den einzelnen Lernenden (Gruppenmitgliedern) gibt es Hierarchien, Konkurrenzen oder individuelle Vorgeschichten, die die Zusammenarbeit und das Lernen erschweren.
- Ich versus Es (Thema): Wenn Lernende von dem Thema selbst betroffen sind, kann das die Mitarbeit hemmen oder gar unmöglich machen.
- Ich versus Globe (Umwelt): Auch die persönliche Situation außerhalb der (Hoch-)Schule nimmt Einfluss darauf, ob und inwiefern es für Einzelne möglich ist, sich auf den Lernprozess einzulassen.
- Wir versus Es (Thema): Auch die gemeinsame Vorgeschichte der Lerngruppe und deren Beziehungsgefüge kann in einem Spannungsverhältnis zum Lerngegenstand stehen.
- Globe (Umwelt) versus Es (Thema): Auch soziale, organisatorische oder politische Gegebenheiten bedingen und beeinflussen die Zusammenarbeit in der Gruppe und können so akut sein, dass ein Lernen am eigentlichen Lerngegenstand unmöglich wird.