"Innovation beginnt in den Köpfen"
Wissenschaftler der Fakultät Bauingenieurwesen erforschen praxisnah den Einzug mobiler Computer auf der Baustelle
Dresden, 3. 6. 2004. Dipl.-Ing. Jörg Dittrich hat ein Problem: Er würde gerne die 90jährige Familientradition des Dachdeckerbetriebes fortsetzen - doch die Landschaft rund um den Bau ändert sich. Arbeitsplatzabbau muss aber nicht sein, dachte sich der Dachdeckermeister und formulierte überspitzt und kess die These: "Es gibt keine Krise am Bau, es gibt nur einen nicht mehr umkehrbaren Strukturwandel!" Und so suchte er nach neuen Wegen, nach neuem Denken. Unterstützung "und viele offene Ohren" fand er bei den Bauingenieuren der TU Dresden. Gemeinsam mit den Professoren Schach und Scherer sowie weiteren Partnern stieß er ein Forschungsvorhaben an, dessen erste - positive! - Ergebnisse nun feststehen und der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Es geht um den Einsatz von mobilen Computern auf Baustellen, um Arbeitsabläufe transparenter zu machen und um doppelte Arbeit - auf der Baustelle und im Büro - zu sparen. Was so praxisnah formuliert recht einfach klingt, ist in Wirklichkeit ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren, das die Wissenschaftler nun erfolgreich auseinandergedröselt und aufbereitet haben. "Mit den erzielten Ergebnissen haben wir eine solide Grundlage geschaffen!" betonte Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach vom Institut für Baubetriebswesen. Nun müsse man es verfeinern und ausbauen, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Dr.-Ing. Karsten Menzel, Privatdozent am Institut für Bauinformatik, stellte das Zusammenspiel der Hardware ("Alles Standardgeräte, wie man sie bei jedem Fachhändler kaufen kann") und der eingesetzten Technologien (UMTS, GPRS, W-LAN) vor. Das aktuelle Baugeschehen kann damit in einem "elektronischen Bautagebuch" dokumentiert werden, in einem weiteren Programm gibt es eine Lösung zum frühzeitigen Erfassen (und Abarbeiten) von Baumängeln.
Dies alles ist nicht nur Theorie - denn auf der Baustelle der Fakultät Informatik werden die theoretischen überlegungen und Forschungsergebnisse auf die Praxistauglichkeit überprüft. Matthias Thater, Polier von Müller-Altvatter Bauunternehmung auf der Baustelle, setzt ein robustes baustellentaugliches Handheld ein statt (wie bisher) Stift und Notizbuch. Und? "Es klappt, kein Problem! Ich kann mir die Daten sogar per Email nach Hause schicken und sie dort aufbereiten, wenn ich will!"
Das Forschungsvorhaben "Informations- und Kommunikationssystem für das Controlling von Bauleistungen bei kleinen und mittleren Bauunternehmen" (kurz: IuK-System) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ministerialrat Dr. Rainer Jansen, Leiter des Referats Bauen und Wohnen, betonte die Wichtigkeit von Forschung und Entwicklung im Bauwesen: Es seien nicht nur die HighTech-Bereiche, die innovativ sein müssten - auch und gerade die kleineren und mittleren Unternehmen der Baubranche seien gefordert. "Innovation beginnt in den Köpfen!" betonte Dr. Jansen, der das Argument "Das haben wir doch immer schon so gemacht..." als denkbar schlechte Option für die Zukunft bezeichnete. In Dresden rannte er freilich offene Türen ein, wie nicht nur das aktuelle IuK-Projekt bewies: Zum "Innovationsforum Bau" am Nachmittag im neuen Dresdner Congress Center hatten sich über 300 Interessenten angemeldet, um sich über aktiven Wissenstransfer innovativer Branchenlösungen zu informieren.
[Bilder öffnen sich durch Doppelklick größer in neuem Fenster!
Oben: Ministerialrat Dr. Rainer Jansen (links) und Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach(rechts) mit Journalisten und Mitarbeitern bei der Demonstation der Geräte;
Mitte: Polier Matthias Thater mit robustem Eingabegerät]
Zurück zur vorherigen Seite