Sicherheit und Risiko im Bauwesen
2. Dresdner Probabilistik-Symposium
Dresden, 15. 11. 2004. Nach dem überraschend guten Zuspruch der Premiere im vergangenen Jahr fand jetzt das 2. Probabilistik-Symposium in Dresden statt, bei dem wieder über 60 Teilnehmer begrüßt werden konnten.
Auf die unterschiedliche Bedeutung der Sicherheitsproblematik in verschiedenen technischen Bereichen wies Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach vom veranstaltenden Institut für Massivbau der TU Dresden hin. So sei in der Automobilindustrie Sicherheit ein Werbeargument, während sie im Bauwesen als Selbstverständlichkeit gelte.
Dr.-Ing. Michael Beer vom Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke stellte verallgemeinerte Modelle zur Erfassung unscharfer Daten und Modelle im Ingenieurbau vor. Dr.-Ing. Beer wies darauf hin, dass nicht alle Unsicherheiten bei der numerischen Modellierung von Bauwerken mit statistischen Ansätzen erfassbar seien.
Einen Einblick in praxisnahe Anwendung gab Dr.-Ing. Vladimir Cervenka; er entwickelt und vertreibt das Programm ATENA, welches seit einigen Jahren sehr erfolgreich für die Berechnung von Stahlbetonkonstruktionen eingesetzt wird. Das Programm zeichnet sich durch eine übersichtliche Oberfläche aus und erlaubt damit dem Nutzer, sehr schnell Ergebnisse zu erhalten. Dr.-Ing. Cervenka versucht seit einiger Zeit, in diesem hochwertige deterministische Programm auch streuende Größen zu berücksichtigen. Das Ergebnis dieser Bemühungen mit dem Namen SARA stellte er während der Tagung vor.
Über Simulationsverfahren in der stochastischen Strukturmechanik sprach Prof. Dr.-Ing. C. Bucher, der in Weimar an der Bauhausuniversität lehrt. Er gilt als einer der führenden Wissenschaftler im Bereich Sicherheit und Risiko von Bauwerken in Deutschland.
Risikountersuchungen zu Dämmen in den Niederlanden sind das Thema von Dr. Pieter van Gelder, Universität Delft. In den Niederlanden hat die sicherheitsrelevante Untersuchung von Bauwerken, insbesondere von Dämmen, eine lange Tradition. Dr. van Gelder war zudem Mitveranstalter der ESREL 2003 in Maastricht, der „European Safety and Reliability Conference 2003“. Es handelt sich bei dieser jährlich stattfindenden Tagung um eine der größten europäischen Tagungen zum Thema Sicherheit und Risiko. Die Themen reichen von der Sicherheit im Lebensmittelbereich bis zur Sicherheit von Raumfahrzeugen. Zu einem ähnlichen Thema sprach anschließend Prof. Dr.-Ing. habil R. Pohl, Institut für Wasserbau und Technische Hydromechanik. Er schilderte an Beispielen das Versagen von Stau-Bauwerken, denn gerade an solchen Beispielen werde das Risiko von Bauwerken besonders deutlich.
S. Loos, Diplomand an der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden, nahm sich des Themas „Nachrechnungsklassen von Bauwerken“ an, das für viele Büros in der Praxis interessant ist. Nach der alten DIN 1072 war es möglich, historische Brücken für eine geringe Verkehrslast zu klassifizieren, was nach den neuen DIN-Fachberichten bisher nicht geht. S. Loos hat sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit der Erstellung solcher Nachrechnungsklassen gemäß DIN-Fachbericht beschäftigt.
Über Risikostudien am Beispiel von Erdbebenbelastungen für Bauwerke sprach Prof. Dr.-Ing. Raimar Scherer vom Institut für Bauinformatik. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Untersuchung von Erdbebenbelastungen, zudem ist er im Joint Committee on Structural Safety tätig. Diese Organisation behandelt die Sicherheitsgrundlagen der Baunormen und hat damit maßgebenden Einfluss auf die Entstehung und Formate der neuen Eurocodes. Im Anschluss sprach Dipl.-Ing. Peter Lieberwirth vom Institut für Stahl- und Holzbau über die statistischen Eigenschaften von Eisenbahnlasten.
Über die Erstellung von Teilsicherheitsfaktoren für Natursteinmaterial sprach Dr.-Ing. Dirk Proske, Institut für Massivbau. Auch hier stellt sich bei der Nachrechnung von historischen Bauwerken aus diesem Material nach neuer Norm das Problem, dass diese Faktoren bisher nicht oder nur ansatzweise bestehen. In einem weiteren Vortrag berichtete Dr. Proske über die Probabilistische Beurteilung der Lebensdauer von Stahlbetonbauwerken. Bei der Beschreibung der Lebensdauer wurden in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte erzielt. Die Anwendung führte er an einem kleinen Beispiel vor.
Im nächsten Jahr wird die Tagung in Wien in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bergmeister stattfinden.
Zurück zur vorherigen Seite