Historisches Baugestein im Mittelpunkt
Tagung zum Elbsandstein
Dresden, 9. Juli 2007. Dass die Denkmalpflege sich moderner naturwissenschaftlich-technischer Methoden bedient, wenn sie zur Erhaltung von Kulturgütern beitragen können, ist bereits 1964 in der Charta von Venedig festgeschrieben worden und heute weitgehend selbstverständlich. Es bedarf jedoch nach wie vor des intensiven Informationsaustauschs zwischen allen beteiligten Disziplinen, um das Potenzial der Geologie, Chemie oder Materialwissenschaften für die Denkmalpflege, eine klassische Disziplin der Architekten und Kunsthistoriker, optimal zu nutzen.
Der Arbeitskreis zur Erhaltung von Kulturgütern aus Stein, kurz "ARKUS", hat sich im Jahre 2003 in Erlangen gegründet, um deutschlandweit eine informelle Plattform für die interdisziplinäre Diskussion zwischen Restauratoren, Denkmalpflegern und Naturwissenschaftlern zu diesem Thema zu bilden. Am 14. und 15. Juni tagte der Arbeitskreis nun im Ständehaus in Dresden. Die Fachtagung, für die sich ca. 140 Fachleute aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland und dem benachbarten Ausland (Tschechische Republik, Niederlande) angemeldet hatten, wurde gemeinsam vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. und dem Institut für Geotechnik der TU Dresden (Professur für Angewandte Geologie) sowie dem Lehrgebiet Baustoffe der HTW organisiert. Thematischer Mittelpunkt war der Elbsandstein. Dieses Material wird seit über 800 Jahren als Bau- und Bildhauergestein genutzt, und das nicht nur in Sachsen, sondern beispielsweise auch am Hamburger Rathaus oder am Kopenhagener Schloss.
Landeskonservatorin Prof. Dr. Rosemarie Pohlack vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen hob in ihrem Grußwort am Beginn der Tagung hervor, dass verantwortliche Denkmalpflege heute ohne wissenschaftlichen Anspruch und ohne naturwissenschaftliches Hinterland undenkbar ist und verwies auf eine lange, erfolgreiche Tradition der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Naturwissenschaften, wobei die TU Dresden als Partner ausdrücklich genannt wurde. An der Professur für Angewandte Geologie am Institut für Geotechnik ist der sächsische Sandstein, sein Materialverhalten und seine Dauerhaftigkeit an Denkmalen seit vielen Jahren Forschungsthema.
Die auf der Tagung vorgetragenen und von Naturwissenschaftlern und Restauratoren intensiv diskutierten Beiträge beschäftigten sich mit geologischen Grundlagen, der Gewinnung und Verwendung sowie der Verwitterung und Konservierung des Elbsandsteins. Der inhaltliche Bogen reichte bis hin zu konstruktiven Problemen von Sandsteinmauerwerk, dargestellt am Beispiel der Dresdner Frauenkirche. Ein Rundgang durch den Dresdner Zwinger, bei dem einige in den Vorträgen vorgestellte Objekte aus der Nähe besichtigt werden konnten, beschloss den ersten Konferenztag. Der Abend bot weitere Gelegenheit zum fachlichen Austausch in einem Biergarten an der Elbe.
Am nächsten Morgen konnten sich ca. 75 Teilnehmer auf einer Busexkursion in das Elbsandsteingebirge mit der Gewinnung und Verarbeitung des Elbsandsteins in den Steinbrüchen Mühlleite und Lohmgrund II sowie im Betriebsteil "Kleine Mühle" der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH vertraut machen. Den Abschluss der Exkursion bildete ein Rundgang im Barockgarten Großsedlitz, wo an Sandsteinfiguren Möglichkeiten der Restaurierung vorgestellt und diskutiert wurden. Der erwartete Gewitterregen nach einem schönen Exkursionstag begann "pünktlich" mit der Rückfahrt der Busse nach Dresden, so dass den Teilnehmern der Abschied etwas leichter gemacht wurde.
Die Beiträge zur Tagung sind in einem reich illustrierten Tagungsband publiziert, der einen guten Überblick über das aktuelle Wissen zum Elbsandstein gibt (für 25 Euro zu beziehen über das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V.).
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