Ergebnisse aktueller Forschung mit Spaß in sportliche Geräte umsetzen
Dresdner Bauingenieur-Studenten beteiligen sich an der Betonboot-Regatta
Dresden, 13. Juni 2007.Die Flugasche lahmt ein wenig - das ist die Überraschung. Dafür ist der Schwarze Kater verdammt leicht und echt schnell. Und der Orthopedo (eine Wort-Mischung aus Orthopädie, welche sich mit den Gelenken im menschlichen Körper beschäftigt, und Torpedo, was die Wendigkeit und pfeilschnelle Bewegung im Wasser ausdrückt), der Orthopedo also knickt bei Bedarf in der Mitte ein und ist ein echter Kurvenbringer.
Hinter den drei Namen verbergen sich drei Boote - drei von fünfen, die an der 11. Deutschen Betonkanu-Regatta teilnehmen, die an diesem Wochenende (15./16. Juni) auf dem Maschsee in Hannover ausgetragen wird. Die Bootsbauer(innen) sind Studierende des Bauingenieurwesens der TU Dresden, die in den vergangenen Jahren mit ihren Kreationen auf den Vorläufer-Regatten stets für Furore sorgten und Preise in den Kategorien "Offene Klasse", "Konstruktion" oder "Leichtestes Kanu" einheimsten. Lediglich in der Sparte "Sportlicher Wettkampf" sah man sie noch nie ganz oben auf dem Siegerpodest...
Ein U-Boot (2002) oder ein Laufrad auf dem Wasser, die "Drehsden" (2005) waren Sieger in der offenen Klasse, und auch mit Konstruktionen wie der "rumLappen" begeisterten die Dresdner Bauingenieure die Fachwelt. Im Baustofflabor an der Semperstraße schaffen sie es immer wieder, die Ergebnisse aktueller Forschung mit Spaß in sportliche Geräte umzusetzen.
Hinter dem Bauen steckt nämlich reichlich Fachwissen: Das Material, das die rund 20 Studentinnen du Studenten beim Bau ihrer Boote einsetzen, ist textilbewehrter Beton. Dessen Eigenschaften werden an der TU Dresden in einem Sonderforschungsbereich ergründet. Die kreativen Umsetzungen mit Booten wie dem "Schwarzen Kater" zeigen, was man mit diesem neuen Werkstoff alles machen kann: Das Boot wiegt unter 20 Kilo (bei einer Länge von viereinhalb Metern), und dank der textilen Bewehrung, die den klassischen Stahl ersetzt, ist der Beton im Schnitt nur 2mm stark - an der dünnsten Stelle sogar nur 1,5 mm. "Dafür muss man das Boot natürlich auch wie ein rohes Ei behandeln!" sagt Dipl.-Ing. Marko Buttler vom Institut für Baustoffe, der seit über zehn Jahren bei den Vorbereitungen der Betonboot-Regatten dabei ist und die Studierenden berät.
Der Erfahrungsschatz der Dresdner ist groß - in Sachen textilbewehrter Beton sitzt man ja auch an der Quelle und bekommt auch schon als Student mit, was die Forschung hier leistet. Aber Erfahrung schützt vor Überraschung nicht: Als das als Tragflügel-Betonkanu konzipierte Boot ?Flugasche? vergangenen Sonntag auf dem Stausee Malta probegefahren werden sollte, gab es erst einmal lange Gesichter: Alle Formeln, die man vorher bemüht hatte, widersetzten sich der Wirklichkeit (oder widersetzte sich die Wirklichkeit den Formeln?): Das Kanu kam nicht aus dem Wasser, wie es sich für ein Tragflügelboot gehört. Jedenfalls nicht mit der Paddelkraft der beiden Kanuten. Die Studis ließen sich freilich nicht den Spaß verderben: Ein Seil kam ans Boot, und dann wurde vom Ufer kräftig gezogen. Und siehe da: Das Boot erhob sich aus dem Wasser und glitt in allerfeinster Tragflügelmanier dem Ufer entgegen.
"Mal sehen, was wir nun in Hannover machen", beratschlagen die Bootsbauer nun. Vielleicht fällt ihnen ja noch eine Konstruktion ein, dass die drei Rennkanus "Blutiger Anfänger", "Weißer Kater" und "Schwarze Katze" der "Flugasche" den nötigen Drall geben und aus dem Wasser ziehen...
Zurück zur vorherigen Seite