Längste Brücke aus textilbewehrtem Beton führt über die Rottach in Kempten (Allgäu)
Dresden, 2. Oktober 2007. Eine Brücke aus Textilbeton wird ab sofort die Mariaberger Straße und die Innere Rottach in Kempten verbinden und es so Fußgängern und Radfahrern wieder möglich machen, an dieser Stelle die Rottach zu queren. Die Brücke ist die zweite ihrer Art - und sie ist nahezu doppelt so lang wie das Vorgängermodell im sächsischen Oschatz: Die aus 18 Segmenten zusammengesetzte Brücke erreicht eine Gesamtlänge von 16,74 Metern.
Textilbeton ist ein völlig neuer Baustoff, der seit einigen Jahren in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich an der TU Dresden erforscht wird. Gegenüber der klassischen Bauweise mit Stahlbeton bietet Textilbeton zahlreiche Vorteile. Prof. Manfred Curbach, Sprecher des SFB 528: "Wir haben nach einer Alternative für Stahl gesucht und sie in den offenen Strukturen der textilen Gelege gefunden!" Da man mit weniger Textilbeton den gleichen Wirkungsgrad wie mit Stahlbeton erzielen kann, eröffnet die neue Technologie den Weg zum superleichten Bauen. Ein Grund für das Gewicht herkömmlicher Bauteile liegt in der Schutzfunktion der Betondeckung, sie soll den Stahl vor der Korrosion bewahren. Die textilen Fasern können hingegen in extrem dünnwandige Betonteile eingesetzt werden, um optimal den Kräften zu trotzen, die an dem jeweiligen Bauteil wirken.
Die an der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden geplante Brücke besticht durch ihre Bauteildicke von nur drei Zentimetern. "Mit 12,5 Tonnen ist die Brücke über die Rottach ein Fliegengewicht - in herkömmlicher Bauweise mit Stahlbeton würde sie mindestens das Dreifache wiegen!", sagt Prof. Curbach. Die leichtere und schlankere Bauweise beeinträchtigt die Sicherheit jedoch in keiner Weise. Alle von den Dresdner Forschern im Zusammenhang mit dem Brückenprojekt durchgeführten Versuche zur Einhaltung der in Normen vorgeschriebenen Werte haben die Erwartungen erfüllt bzw. übertroffen. Und so können dann neben Fußgängern und Radfahrern auch ohne Bedenken auch Schneeräumfahrzeuge die Brücke nutzen.
Die 18 jeweils 93 Zentimeter langen Segmente wurden im Oschatzer Betonwerk vorgefertigt. In den Handläufen und in den Rahmenecken befinden sich Aussparungen für Leerrohre, die die interne verbundlose Vorspannung aufnehmen; die Brücke ist mit sechs Stahllitzen der Firma Suspa-DSI vorgespannt. Die so im Werk zusammengesetzte Brücke wurde dann mit einem Spezialtransporter nach Kempten gebracht.
Diese Art des Brückenbaus mit Segmenten ist außerhalb Deutschlands gang und gäbe, hierzulande aber eher die Ausnahme: Die Kemptener Brücke ist erst die dritte auf diese Weise fertiggestellte Brücke bundesweit.
Daten | |
Gewicht | 12,5t |
Regelsegment | 620 kg |
Spannweite | 15,95 m |
Gesamtlänge | 16,74 m |
Nutzbreite | 1,75 m |
Breite zwischen Geländern | 2,0 m |
Gesamtbreite | 2,58 m |
Bauhöhe | 1,34 m |
Höhe der Geländer | 1,2 m |
Segmente | 18 |
Segmentlänge | 0,93 m |
Kurzbeitrag Textilbeton
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