In-situ-Test eines Polonceau-Binders
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Projektdaten
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Kurzbeschreibung
Die Remise an der Historischen Mühle im Park Sanssouci in Potsdam soll als Teil des neuen Besucherzentrums ausgebaut werden. Ursprünglich wurde sie 1861/62 durch Ludwig Ferdinand Hesse im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. als mehrteilige Halle zur Unterbringung von Wagen und Kutschen erbaut. Eine Besonderheit sind die fünf Polonceau- oder Wiegmann-Binder, welche die Halle in Querrichtung über die lichte Weite von rd. 9,5 m überspannen.
Im Zuge der Umbauplanung hatte die Untersuchung des zuständigen Statikers ergeben, dass das Gebäude aus konstruktiver Sicht generell für die geplante Nutzung gut geeignet ist. Als problematisch wurde jedoch gesehen, dass das historische Dachtragwerk Lasten durch eine schwere Schiefer-Doppeldeckung gemäß denkmalpflegerischem Konzept, eine PV-Anlage sowie eine zusätzliche Dämmebene einschließlich Schalung abzutragen hat. Diese zusätzlichen Lasten übersteigen das Gesamtgewicht der im Bestand vorhandenen Einfach-Schieferdeckung bzw. einer Blechdeckung deutlich. Das Dachtragwerk aus Pfetten und Polonceau-Bindern war rechnerisch bzw. über Lastvergleiche nicht nachweisbar, sodass die Tragfähigkeit experimentell durch Probebelastung ermittelt werden sollte.
Die Probebelastung erfolgte an einem Binder, der zuvor bereits holztechnisch saniert worden war, wodurch Tragreserven gegenüber dem unsanierten Zustand berücksichtigt werden konnten. Man erwartete Rückschlüsse zu den aufnehmbaren Lasten und Anhaltspunkte für eventuell denkmalverträgliche Verstärkungen des Bindersystems.
Das Tragwerk konnte die angestrebte Belastung ohne negative Reaktionen aufnehmen. Lediglich eine minimale Differenz ergab sich bei der Versuchsziellast. Statt der angestrebten 62 kN wurden nur ~ 61 kN erreicht. Grund war, dass es bei dieser Lasthöhe zum Anheben eines der seitlichen Widerlager aus Kranballast kam. Dadurch konnte die Last nicht weiter gesteigert werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Binder die verbleibende Differenz problemlos ertragen hätte, da er bis zu diesem Punkt keinerlei kritische Reaktionen gezeigt hatte. Im Gegenteil, er hatte den mehrmaligen Versuch, die Ziellast anzufahren, ohne nennenswerte Verformungszunahmen ertragen. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass die holztechnologische Sanierung in der jetzigen Form wirksam ist und somit in dieser Art ausgeführt werden kann.