Praxisprojekte
Die Ausbildung im Master-Studiengang umfasst zahlreiche angewandte Forschungsprojekte, die teilweise auch in Zusammenarbeit mit bzw. im Auftrag von Praxispartnern durchgeführt werden. In den vergangenen Semestern haben unsere Master-Studierenden z. B. die Nutzung und die Effekte von Kundenkarten für Tageszeitungs-Abonnenten anhand einer Befragung von Lesern der Sächsischen Zeitung untersucht, mit dem IfK-Online-Panel die Meinungen der Bürger zur Piratenpartei erhoben, den Internet-Auftritt der AOK Plus (Sachsen-Thüringen) im Sinne der Zielgruppenansprache unter die Lupe genommen oder via Inhaltsanalysen den Einfluss der Anzeigenkunden auf die redaktionellen Beiträge in Qualitätszeitungen, Publikumszeitschriften und Polit-Magazinen ermittelt. Außerdem haben die Master-Studierenden Grundlagenforschung betrieben und beispielsweise Forschungsprojekte zu den Themen Privacy in Social Networks, Wege der Wissenschaftskommunikation, Wirkungen der Wirtschaftsberichterstattung und Online Emotionen durchgeführt.
Im August 2002 kam es in Dresden zu einem „Rekordhochwasser“. Allein die Schäden an der Semperoper lagen bei 27 Millionen Euro. Auch Wohngebiete waren betroffen. Dieses Hochwasser war in der jungen, wiedervereinigten Bundesrepublik ein nationales Mobilisierungsereignis und brachte Solidarität mit den Dresdnern mit sich. Zudem war es Teil einer ganz Mitteleuropa betreffenden Hochwasserkatastrophe. Doch kaum war die Innenstadt „durchgefeudelt“ und die Semperoper renoviert kam im Frühjahr 2006 das nächste Hochwasser, wieder mit großen Schäden. Im Juni 2013 kam es zu einem extremen Hochwasser, das alle bisher gemessenen Pegelstände sprengte. Doch diesmal bleiben die Schäden überschaubar. Die Ereignisse von 2002 und 2006 hatten sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat. Sie waren keine Einzelereignisse, sondern der mentale Startpunkt eines regionalen Geohazards.
Regionale Geohazards sind Extremereignisse, die in einer bestimmten geographischen Region jederzeit stattfinden können und damit eine permanente Gefährdung der Gesellschaft in dieser Region darstellen. Die Bevölkerung weiß um die Gefährdung und siedelt trotzdem in dem entsprechenden Gebiet. Damit aus einem Naturereignis keine Naturkatastrophe wird, ist es wichtig, vorausschauen zu planen, Gebäude zu bauen, zu leben. Für Adaption (Anpassung an die Gefahr) und Mitigation (Minderung der potentiellen Schäden) ist das Bewusstsein für die Gefahr notwendig. Dieses Bewusstsein wird durch ein traumatisches Schlüsselereignis, die Naturkatastrophe, hervorgerufen und muss über Erinnerung aktuell gehalten werden. Für diese Erinnerung sind Medien zuständig. Medien sind nicht nur eine Informationsquelle für die Rezipienten, sondern auch eine wichtige Plattform für verschiedene Interessengruppen zum Transport ihrer Botschaften, die wiederum von den Medienproduzenten nach bestimmten Kriterien ausgewählt und nach bestimmten Routinen in Medienprodukten verarbeitet werden.
Unter dem Dach eines gemeinsamen Rahmenprojektes mit der Fragestellung, wie sich die Erinnerung an das Hochwasser von 2002 und die Wahrnehmung des Hazards entwickelt haben, wurden von den Studierenden sieben relativ eigenständige, aber integrierte und abgestimmte Teilprojekte durchgeführt. Die Ergebnisse wurden zum Ende des Sommersemesters 2015 in einer Postersession vorgestellt.
Die wissenschaftlichen Poster zu allen Teilprojekten von HAZEL finden Sie hier.
Im Oktober 2014 wurde in Dresden die soziale Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA) sichtbar. Die montaglichen Demonstrationen bzw. "Spaziergänge" bekamen schnell Zulauf. Bis zu 25.000 Menschen beteiligten sich an den Demonstrationen. In der gesamten Bundesrepublik und auch im deutschsprachigen Ausland formierten sich Ableger der Bewegung. Im Gegensatz zu Dresden hatten diese Aktivitäten jedoch nur wenig Zulauf und mobilisierten starken bürgerlichen Widerstand und Gegendemonstrationen. Eine Besonderheit von PEGIDA-Dresden ist eine starke Medienkritik, die sich in anfänglicher Kommunikationsverweigerung und dem Schlagwort der "Lügenpresse" manifestierte.
Unter der Leitung von Vertretungsprofessorin Dr. Corinna Lüthje führen Master-Studierende im Sommersemester 2015 eine qualitative Diskursanalyse durch, um der Frage nachzugehen, welche Diskurse, Konstruktionen und Deutungen das Phänomen PEGIDA in der deutschsprachigen Presse erfahren hat. In Tandems untersuchen die Studierenden jeweils zwei Zeitungen oder Zeitschriften aus Deutschland oder dem deutschsprachigen Ausland. Durch eine breite Auswahl der Titel soll das gesamte publizisitische Spektrum abgedeckt werden um zu erforschen, wie divers oder auch synchron die Berichterstattung über PEGIDA war.
Die Ernennung zur Exzellenzuniversität hat der TU Dresden im Juni 2012 bundesweite Aufmerksamkeit beschert. Das Forschungsprojekt hierzu setzt sich aus einer Inhaltsanalyse und einer Befragung zusammen, wobei die Befragung teilweise als Fortschreibung einer bereits 2011 vom IfK durchgeführten Umfrage konzipiert wird. Während an der TU Dresden Studierende und Mitarbeiter im wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Bereich über Wissen, Informationsstand, Informationskanäle und Meinungen zur Initiative und zum Exzellenzstatus ihrer Universität befragt werden sollen, verfolgt die Analyse der überregionalen und regionalen Berichterstattung einen bundesweiten und vergleichenden Ansatz. Sie zielt darauf ab, den Medientenor in Bezug auf die Berichterstattung über alle elf Exzellenzuniversitäten im Zeitraum vor, während und nach der Entscheidungsphase zu erfassen und den Anteil der Exzellenzinitiative an der Gesamtberichterstattung über die Universitäten zu analysieren.
Im Januar 2013 verfolgten 1,73 Millionen Zuschauer die Sendung „Berlin – Tag & Nacht“ (BTN) und auch auf Facebook erfreut sich der BTN-Auftritt größter Beliebtheit. Derzeit (Stand März 2013) haben 2,6 Millionen Fans die Seite „geliked“. 198.713 sprechen täglich darüber, d. h. sie kommentieren die Posts der Darsteller.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, eine wissenschaftliche Begründung für den immensen Erfolg dieses Formats zu finden und Aussagen über die Nutzungsmotive der Zuschauer zu treffen. In einem ersten Schritt sollen durch qualitative Gruppendiskussionen grundlegende Einstellungen der Nutzer, Nutzungskanäle und Motive zu dem Sendungsformat erfragt werden. Dabei finden auch Aspekte wie das Maß der Involviertheit und emotionale Verbundenheit Beachtung. Die Ergebnisse der qualitativen Vorstudie sollen in einem weiteren Schritt zur Generierung relevanter Instrumente für eine quantitative Befragung dienen.
Die forschungsleitende Frage des vorliegenden Projekts zum Sendungsformat Berlin Tag & Nacht ist daher: „Erzeugen Cross-Media-Strategien einen Mehrwert für den Rezipienten und führen sie zu einer Verstärkung parasozialer Interaktionen/Beziehungen?“
Die Struktur und die Wirkung der Wirtschaftsberichterstattung in der Tagespresse werden im internationalen Vergleich untersucht. Dazu werden Thematisierungs- und Bewertungsverläufe in deutschen, englischen, irischen, österreichischen und italienischen Tageszeitungen per Freitextrecherche in Datenbanken erhoben. Die Mediendaten werden zur realwirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung des Wirtschaftsklimas in der Bevölkerung in Beziehung gesetzt. Besondere thematische Schwerpunkte liegen auf Ausmaß der Darstellung und der Effekte von Negativismus in der Konjunkturberichterstattun, der Darstellung der Inflation und ihrer Wirkung sowie auf der Thematisierung und dem Framing der Euro-Krise.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde untersucht, wie Emotionen (mit-)geteilt werden, welche Auswirkungen dies auf den Einzelnen hat und inwiefern sich Vergemeinschaftungen und vergemeinschaftungsrelevante Prozesse bilden. Die gefühlte Zugehörigkeit zu einer sozialen Online-Gruppe kann hierbei zu einer Erleichterung einer belastenden Emotion der Trauer im Sinne eines Copings führen.
Aufbauend auf bereits vorhandenen ersten explorativen Studien zum Thema sowie auf einer ausführlichen Literatursichtung und der Darlegung des Forschungsstands wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse weiterführende Hypothesen generiert, die im Anschluss in einer quantitativen Untersuchung überprüft wurden. Erklärtes Ziel der Studie war es aufzuzeigen, inwiefern eine Emotion durch das Teilen zu einer Bewältigung im Sinne eines Copings führt, welche Faktoren in diesem Prozess relevant sind und welche Rolle determinierende und intervenierende Variablen spielen.
Zukunftsorientierte Technologien wie die Nanotechnologie spielen in der heutigen industriellen und technischen Forschung und Entwicklung eine immer wichtigere Rolle. Doch bieten diese Technologien nicht nur Chancen fü̈r den technischen Fortschritt, sondern bringen auch Risiken mit sich. In der öffentlichen Debatte um neue, zukunftsweisende Technologien ist die Wahrnehmung und Akzeptanz dieser Technologien in der Bevölkerung sehr wichtig. Transportiert wird diese in erster Linie über die Massenmedien, da zunächst direkte Erfahrungsmöglichkeiten oft fehlen. Im Rahmen eines Seminar wurde daher ein Studiendesign erstellt, mit dem ermittelt wurde, wie Medien über wissenschaftlich-technische Neuerungen und Kontroversen berichten und wie diese Themen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Als Teil dieses Projekts hatten die Seminarteilnehmer Zugang zu Daten und Erhebungsinstrumenten, die am Center for Nanotechnology in Society der University of Wisconsin-Madison bereits eingesetzt und getestet wurden. Die Studenten erhielten dadurch die Möglichkeit, internationale empirische Vergleiche zwischen der deutschsprachigen Berichterstattung und Medien in den USA durchzuführen.
Die alltägliche Nutzung des Social Webs geht unweigerlich mit der Preisgabe von personenbezogenen Daten einher. Ob nun Fotos vom letzten Mallorca-Urlaub oder die Präsentation von Beziehungsstatus und politischer Orientierung – Nutzer hinterlassen auf Facebook, Twitter und Co. Privatdaten, die bisweilen einen sehr detaillierten Eindruck zu ihrer Person zulassen. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist dabei nicht nur die Frage nach dem Reiz am Privaten bedeutsam; es sollten auch mögliche Konsequenzen in Bezug auf die Eindrucksbildung oder die Entwicklung bestimmter Rollenvorstellungen untersucht werden. Das Forschungsprojekt verfolgte daher das Ziel, das Verhältnis von Privatsphäre und Selbstoffenbarung in unterschiedlichen Medien empirische zu analysieren.