Lehrveranstaltungen
Table of contents
Sommersemester 2020
- "Cicero und seine Feinde"
Hauptseminar von PD Dr. Jan Martin Timmer
Cicero hatte viele Feinde: In seinem Konsulat kämpfte er gegen Catilina, in den 50er Jahren gegen Clodius, Gabinius oder Piso, die Feindschaft mit M. Antonius kostete ihn schließlich den Kopf. In der Veranstaltung soll die Rolle politischer Feindschaften in einer Gesellschaft, in der kollektiv verbindliche Entscheidungen dadurch hergestellt wurden, dass unter Anwesenden so lange verhandelt wurde, bis es gegen die gewählte Handlungsoption keinen signifikanten Widerstand mehr gab, untersucht und versucht werden, anhand von Ciceros Feindschaften die zentralen Konfliktlinien der späten Republik nachzuzeichnen.
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- "Die symbolische Bedeutung von Bekleidung im alten Rom"
Proseminar von Kevin Grune
Während den männlichen römischen Bürgern zustand, öffentlich eine Toga zu tragen, differenzierte sich diese nach Rang und Status des Trägers aus, wodurch ein triumphierender Beamter eine andersfarbige Toga tragen durfte als ein einfacher Senator, welcher sich wiederum vom einfachen Volk in Kleiderfragen abzuheben versuchte. Während römische Matronen eine knöchelverdeckende Stola trugen, konnte eine Ehebrecherin schon mal dazu verurteilt werden, eine Toga zu tragen. Kleidung nimmt eine wichtige Rolle bei der Herausstellung von sozialen, kulturellen oder geschlechterspezifischen Zugehörigkeiten ein und kann dadurch Egalisierung und Hierarchisierung ausdrücken. Wie Kleidung sozi- ale und kulturelle Identität hervorbringt und kommuniziert, wird in zeitspezifischen Kleidercodes (Dresscodes) bestimmt, die unterschiedlichen Durchsetzungsmaßnahmen unterlagen.
Im Proseminar wird untersucht, welche Bedeutung Kleidung zugeschrieben wurde, wie mit ihr kommuniziert wurde, welche „Dresscodes“ Rom besaß und wie diese durchgesetzt wurden. Zudem wird verdeutlicht, welche „Arten“ von Kleidung in den Quellen repräsentiert werden. Dabei steht im Mittelpunkt, wie Kleidungselemente rhetorisch, moralisch und symbolisch be- und genutzt wurden. Gleichzeitig führt das Proseminar in wichtige Felder römischer Lebenswelt ein, wie in Rituale und Räume der Kommunikation und den soziopolitischen Aufbau der Gesellschaft. Insbesondere werden im Proseminar die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens und Arbeitsweisen der Alten Geschichte und ihrer Nachbardisziplinen (Epigraphik, Numismatik, Archäologie, Philologie) eingeübt. Der Besuch des dazugehörigen Tutoriums wird empfohlen.
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Wintersemester 2019/20
- „Der gute, der weise, der unfähige, der grausame Kaiser? Die Herrscher der frühen und hohen Kaiserzeit“
Proseminar von Hanna Maria Degener
„[…] des Tiberius und Gaius wie des Claudius und Nero Taten […] zu ihren Lebzeiten aus Furcht verfälscht, nach ihrem Tode mit frischem Haß niedergeschrieben worden“. (Tac. Ann. 1,1,2.)
Nicht nur den römischen Kaisern der julisch-claudischen Dynastie wurden in den antiken Darstellungen verschiedene Wesenszüge und Charaktereigenschaften unterstellt. Geschichtsschreibung und Biographien berichten dabei unter anderem von krankhaft wahnsinnigen, gewalttätigen, unfähigen Kaisern, von sexuellem Fehlverhalten, Verfolgungswahn, Schwachsinn und Hemmungslosigkeit. Zugleich sind jedoch auch Beispiele eines primus inter pares oder eines optimus princeps sowie eines nahezu goldenen Zeitalters zu finden.
- "Die Renaissance des dissens. Invektiven von Cicero bis Ulrich von Hutten"
Übung von Marius Kraus (TP D) und Jan Lukas Horneff (TP A)
Mit Antike und Humanismus verbinden viele die bildungsbürgerliche Hochkultur, ‚edle Einfalt – stille Größe‘ und marmorne Klassik. In unserer Übung wollen wir deshalb den ehrwürdigen römischen Prozessrednern und den gelehrten Disputanten der Renaissance einmal genauer über die Schultern schauen und uns mit der farbenfrohen Schmähkultur in ihren Schriften beschäftigen. Der epochenübergreifende und vergleichende Blick auf die verschiedenen Dimensionen von Schmähung und Herabsetzung verschafft einen guten Zugang zu modernen geisteswissenschaftlichen Forschungsansätzen von Diskursanalyse über Körpergeschichte bis Gender Studies. Das vielfältige Quellenmaterial erlaubt es uns gleichzeitig, die wichtigsten Methoden der Geschichtswissenschaften anzuwenden und dabei die historischen Hilfswissenschaften kennenzulernen.
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Sommersemester 2019:
- „Die politische Topographie der Stadt Rom zur Zeit der Republik“
Proseminar von Hanna Maria Degener
Der öffentliche Raum war Schauplatz des sozialen, politischen und religiösen Lebens der Stadt Rom. Die Gestaltung und Nutzbarmachung dieses Raumes zur Zeit der Republik – sei es durch Monumente, bauliche Maßnahmen oder Rituale – soll im Fokus dieser Veranstaltung stehen. Der Blick richtet sich dabei auf gesellschaftliche und politische Ereignisse wie Versammlungen, Feste, Spiele, Prozessionen und deren Bindung an den vorgegebenen Raum. Daneben sollen auch exemplarisch Konzepte der kollektiven Erinnerung, der öffentlichen Selbstdarstellung und des kulturellen Selbstverständnisses betrachtet werden. Wie wirkten sich also Krisen, Kriege und gesellschaftliche Umbrüche auf die Gestaltung der Stadt aus? Welche Optionen der persönlichen oder gentilen Prägung des öffentlichen Raumes gab es und wie wurden diese reglementiert?
Wintersemester 2018/19:
- "Die politische Kultur der römischen Republik und der Populismus"
Vorlesung von Prof. Dr. Martin Jehne
Die römische Republik war bekanntlich so geordnet, dass der Senatals der Rat der ehemaligen Magistrate, die gewählten Amtsinhaber und die Volksversammlungen miteinander die für das Gemeinwesen wesentlichen Entscheidungen produzierten, wobei die politische Kultur durch traditionelle Verhaltensregeln wesentlich geformt war. Nachdem nun zur Zeit der Populismus in aller Munde ist und über den angemessenen und den tatsächlichen Einfluss des ‚Volkes‘ heftig gestritten wird, bietet es sich an, die römische Republik einmal von diesen zeitgenössischen Anregungen aus in den Blickzu nehmen –haben wir es doch in Rom mit einer Ordnung zu tun, in der ‚das Volk‘ nahezu permanent in politischen Ritualen angesprochen und beteiligt wurde. Es soll daher die politische Kultur der Republik untersucht werden mit einem besonderen Augenmerk auf das, was man als populistisch bezeichnen könnte.
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Wintersemester 2017/18:
- "Quintus Ciceros Schrift über den Wahlkampf (commentariolum petitionis)"
Lektürekurs von Prof. Dr. Martin Jehne
Unter dem Namen des Quintus Cicero, des jüngeren Bruders des berühmteren Marcus, ist eine kleine Schrift überliefert, in der der Autor dem im Wahlkampf um das Consulat befindlichen Bruder zusammenstellt, was er unternehmen muss, um seine Erfolgschancen zu erhöhen. Auch wenn die Autorschaft umstritten ist, so handelt es sich doch um einen zweifellos auf glänzenden Informationen über die Verhältnisse der späten römischen Republik basierenden Text, der uns wie kein anderer Einblicke in die tendenziell populistischen, aber nicht demokratischen politischen Verhältnisse Roms gewährt. Für die im Lektürekurs geplante Interpretation des Textes ist eine aufmerksame Beobachtung des Bundestagswahlkampfs hilfreich.