Dr. Jan Siegemund
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt G
NameDr. Jan Siegemund
Promovierendenvertreter des SFB 1285
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Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Besuchsadresse:
Falkenbrunnen, Raum 267 Chemnitzer Straße 48b
01187 Dresden
Sprechzeiten:
- Montag:
- 14:00 - 16:00
sowie nach Vereinbarung
Projektbeschreibung
Arbeitsbereich B2 fokussiert auf die Praxis der Anfertigung und Verbreitung von Schmähschriften und seine Wirkungsweise in unterschiedlich gelagerten Kommunikations- und Konfliktkontexten, die in mikrohistorisch perspektivierten Fallstudien untersucht werden.
Von Interesse sind die Funktionen der Schmähschriften als Instrumente des Konfliktaustrags sowie die Effekte, die sie dabei zeitigten. Damit eng verbunden ist die Frage nach den Mechanismen öffentlicher Kommunikation: Wie ließ man mit der Schmähschriftenpraxis situativ Öffentlichkeit entstehen, die dann wiederum Einfluss auf die Konfliktdynamik nahm? Und welche Strukturen werden in diesen Momenten des „Aufglühens“ frühneuzeitlicher Öffentlichkeit reflexiv und somit beschreibbar? Inwiefern werden konkurrierende Rechts- und Sozialnormen im Umgang mit „Pasquillanten“ sichtbar?
Bei der Betrachtung des Alltagsphänomens „Schmähschrift“ geraten vor allem handschriftliche Verbreitungsformen und ihre wechselseitige Verbindung zu Gerücht und Gerede als der relevantesten Formen mündlicher Kommunikation in den Blick. Untersuchungsgrundlage sind kursächsische Fälle aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Vita
Jan Siegemund studierte von 2011 bis 2017 Kultur und Wirtschaft: Geschichte an der Universität Mannheim und der Karlsuniversität in Prag, seit 2014 gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Die jeweiligen Abschlussarbeiten beschäftigen sich mit Delinquenz und Justiz in Lübecker Urfehden des 15. Jahrhunderts (B.A.) und städtischer Wirtschaft und Finanzmanagement im Spätmittelalter (M.A.).
Seit 2017 arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt G des SFB zu normativen Grundlagen der Behandlung von Invektiven in Strafjustiz und Zensur im 16. Jahrhundert. Weitere Forschungsinteressen betreffen die Wirtschafts- und Kreditgeschichte am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit sowie die Hansegeschichte.
Publikationen
"Nicht zu unterschätzen" – Überlegungen zu "kleinen Städten" in der Hanse, in: Hansische Geschichtsblätter 139 (2021), S. 189-217. (gemeinsam mit Christian Ashauer und Bart Holterman)
Invektive Kommunikation und Öffentlichkeit: Konstellationsanalysen im 16. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 22 (2020), S. 36-82. (gemeinsam mit Stefan Beckert, Alexander Kästner, Gerd Schwerhoff und Wiebke Voigt)
unrechtliche peinliche schmehung oder dem gemeinen nutz nuetzlich? Eine Fallstudie zur Normenkonkurrenz im Schmähschriftprozess des 16. Jahrhunderts, in: Das Mittelalter 25:1 (2020). Imaginationen und Praktiken des Rechts: Literatur- und geschichtswissenschaftliche Perspektiven, hrsg. von Roland Scheel und Silke Schwandt, S. 135-149. Volltext Zugang via Degruyter
Rez.: Wolfgang Wüst (Hg.), Marina Heller (Red.), Historische Kriminalitätsforschung in landesgeschichtlicher Perspektive. Fallstudien aus Bayern und seinen Nachbarländern 1500–1800. Referate der Tagung vom 14. bis 16. Oktober 2015 in Wildbad Kreuth (= Franconia 9), Stegaurach 2017, in: ZHF 45/3 (2018), S. 573-575.
Rez.: Eline Van Onacker, Village Elites and Social Structures in the Late Medieval Campine Region, Turnhout (Brepols) 2017, in: Francia Recensio 2018/4. Volltext Zugang
Heinrich Meibom der Jüngere. Der akademische Höhepunkt?, in: Simon Sosnitza, Gänsekiel und Peitschenhiebe. Das Gelehrtengeschlecht der Meiboms an der Academia Julia (= Beiträge zur Geschichte des Landkreises Helmstedt und der ehemaligen Universität Helmstedt 26), Helmstedt 2016, S. 80-122.
Vorträge (Auswahl)
„Öffentlichkeit(en) als Waffe? Zur Funktion von Schmähschriften im frühneuzeitlichen Konfliktaustrag“. Kolloquium zu Problemen der sozialen und ökonomischen Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und der Geschichte der Frühen Neuzeit. 01.07.2021, TU Dresden.
»Wer ein Schandtbrieff von einem macht, der sol mit dem Schwerd gestrafft werden. Es sey denn … !« Normen des Umgangs mit Schmähschriften im Kursachsen des 16. Jahrhunderts. Forschungskolloquium Frühe Neuzeit der WWU Münster, 18.11.2020, WWU Münster.
Fights for social affiliation. Norms and practice in libel trials of the sixteenth century. Identity, Citizenship and Legal History - XXVth Forum of Young Legal Historians, 05.-08.06.2019, Brüssel.
Different Kinds of Credit in Late Medieval City Accounts: The Example of Bocholt (1407-1420). Workshop of the DFG-Research-Group “Kleinkredit und Marktteilhabe”: The Materiality of Debt, 29.-30.11.2018, DHI London.
Invektivität und Öffentlichkeit. Zum Umgang mit Schmähschriften im 16. Jahrhundert. Imaginationen und Praktiken des Rechts in der Vormoderne - 25. Jahrestagung des Brackweder Arbeitskreises für Mittelalterforschung, 23.-24.11.2018, Univ. Bielefeld.
‚was wucher vnd wucherische hendel sein‘: Christoph Cuppener im spätmittelalterlichen Wucherdiskurs. Workshop „Christoph Cuppener (ca. 1466 – 1511): Recht, Ethik und Ökonomie um 1500“, 24.02.2017, Univ. Mannheim.
Der Bestand ‚Urfehden‘ im Archiv der Hansestadt Lübeck. 4. Internationaler Nachwuchsworkshop zur Hansegeschichte „Mehr als Koggen und Kaufleute IV: ‚Konflikte allerorten‘ - neue Quellenuntersuchungen zur Braunschweiger Schicht von 1374 und zu wirtschaftlichen Normierungssbestrebungen im hansischen Handel“, 15.05.2016, Stadtarchiv Braunschweig.
Privilegierung kaufmännischer Bündnisse im mittelalterlichen Ostsee- und Mittelmeerraum, gemeinsam mit Stephan Köhler (Mannheim). Tagung „La Hanse, un acteur global du Moyen Âge à nos jours?”, 28.11.2015, Paris Sorbonne.