TUD Lectures "Herausforderungen der Zeit"
Die 2021 initiierten TUD Lectures geben einem Einblick in aktuelle Forschungen aus der TUD und ermöglichen einen Austausch zwischen der Öffentlichkeit und den Wissenschaftler:innen. In bis zu 1 1/2-stündigen Vorträgen präsentieren die Expert:innen ihr Wissen anschaulich und verständlich. Die Zuschauer:innen können nach dem Expertenvortrag ihre Fragen direkt an die Expert:innen richten. Die TUD Lectures richten sich an die TUD Gemeinschaft und alle Interessierten.
Im ersten Halbjahr 2022 wird sich die TUD Lectures-Reihe dem Thema „Herausforderungen unserer Zeit“ aus unterschiedlichen Perspektiven nähern.
Inhaltsverzeichnis
Nachhaltiges Bauen – Warum wir unsere Art zu bauen ändern müssen.
Das Bauwesen stellt den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweig Deutschlands dar und ist für einen signifikanten Anteil umweltschädlicher Emissionen verantwortlich. Über 500 Mio. Tonnen Materialaufwand pro Jahr werden dem Sektor zugeschrieben. Gleichermaßen betrugen die Abbruchabfälle 2016 mit 223
Mio. Tonnen rund 54 % des gesamten Abfallaufkommens des Landes. Weltweit betrachtet ist das Bauwesen für 38 % der gesamten CO2 Emissionen verantwortlich und damit ein echter Klimaverschmutzer.
Die aktuell vorherrschenden Prinzipien des Bauens und des Gebäudebetriebs verbrauchen folglich enorme Mengen nicht nachwachsender Ressourcen und bringen beträchtliche Umweltwirkungen mit sich. Ein Wandel hin zu einer nachhaltigeren Bauweise ist notwendig und überfällig, um die ökologischen, klimaverändernden und sozialen Auswirkungen zu begrenzen. Dipl.-Ing.Christian Popp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Baukonstruktion der Fakultät Bauingenieurwesen und Mitglied der Forschungsgruppe Energieeffizienz und Nachhaltigkeit widmete sich diesem Thema am 28.02. in der TUD Lectures „Nachhaltiges Bauen – Warum wir unsere Art zu bauen ändern müssen.“.
Die Fragen richtete die Hochschulgruppe Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit des Fachschaftsrates (FSR) Architektur und Landschaftsarchitektur an den Referenten. Ein FSR ist eine gewählte Studierendenvertretung, in der sich im Falle der Architektur und Landschaftsarchitektur rund 20 Mitglieder engagieren. Innerhalb dieses Rates gründete sich eine Arbeitsgruppe für nachhaltigeres und klimagerechtes Bauen, die sich dafür einsetzte, dass dies in der Lehre vermittelt werden soll.
Überhitzung, Überflutung, Überleben? – Wie viel „über“ hält unsere Gesellschaft aus?
Dürre im Rekordsommer, Überflutungen im Ahrtal, Tornados in Kentucky – immer häufiger wird die Gesellschaft mit Wetterextremen konfrontiert. Wissenschaftler:innen weltweit warnen seit Jahrzehnten vor dem menschengemachten Klimawandel und drängen Regierungen umzudenken. Mit dem Green Deal will die EU bis 2030 eine Senkung der Netto-Treibhausgasemissionen von 55 % erreichen und auch im Koalitionsvertrag der neuen deutschen Bundesregierung finden sich Klimaziele. Doch reichen all diese Schritte? Wie viel „über“ hält unsere Gesellschaft überhaupt noch aus?
In der TUD Lecture „Überhitzung, Überflutung, Überleben? - Wie viel „über“ hält unsere Gesellschaft aus?“ am Mittwoch, den 16.03. um 18:00 Uhr, legten Dr. Valeri Goldberg und Dr. André Lindner einen Fokus auf den regionalen Klimawandel in unserer Region und seine Folgen, vor allem in Bezug auf Hitze und Dürre. Dr. Valeri Goldberg arbeitet an der Professur für Meteorologie und forscht unter anderem im Projekt HeatResilientCity (deutsch: Hitzeangepasste Stadt), welches am 3. Dezember mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung 2022 ausgezeichnet wurde. André Lindner ist seit 2020 als Bereichsdezernent des Bereiches Bau und Umwelt (mit seinen fünf Fakultäten: Umweltwissenschaften, Bauingenieurwesen, Architektur, Verkehrswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften) tätig. Zuvor konnte er seine Erfahrungen im internationalen und interdisziplinären Austausch während seiner Tätigkeit am Center for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM) vertiefen und war unter anderem Projektkoordinator des „International Network on Climate Change (INCA): Understanding Adaption and Mitigation Strategies of Tropical Andean People“. Sein Beitrag beschäftigt sich mit den Aspekten des globalen Klimawandels und Klimagerechtigkeit und warum die Klimakrise eigentlich das kleinere Problem darstellt, wenn unsere bedeutendste Werkzeugkiste zum Gegensteuern und anpassen gerade im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte verloren geht und warum nachhaltiges Handeln in Bezug auf Biosphäre, Gesellschaft und Wirtschaft unabdinglich ist.
Moderiert wurde die Veranstaltung von der Studierendengruppe „ÜberfluTUng – change TUD“, deren Ziel es ist, die 20 Forderungen des klimapolitischen Forderungskatalogs der TUD in die breite Hochschulöffentlichkeit zu tragen. Der Katalog wurde im Nachgang der Klimaaktionswoche Anfang 2020 von Engagierten in einer StuRa-Projektgruppe ausgearbeitet und im Juni 2020 durch das StuRa-Plenum studentisch legitimiert. Change-TUD startete im Sommer 2020 mit der „überfluTUng 1.0“ zunächst eine digitale Social-Media-Kampagne mit über 70 Sharepics, die die Forderungen visuell greifbar machen. Die Kampagne wurde deutschlandweit von anderen Studierendenvertretungen und -initiativen geteilt. Zahlreiche Forderungen konnten seit 2020 umgesetzt werden. Weitere werden von Studierenden und Beschäftigten aktuell eruiert und umgesetzt.
Welchen Beitrag kann die Kreislaufwirtschaft zum Ressourcenschutz leisten?
Wenn man die Ziele einer nachhaltigen Gesellschaft und der Klimaneutralität bis 2045 erreichen möchte, ist eine weitgehend geschlossene Kreislaufwirtschaft als eine der vielen Stellschrauben unverzichtbar. Momentan gelangen nur 14 % der sogenannten Sekundärstoffe und -ressourcen – Rohstoffe, die durch Aufarbeitung (Recycling) aus entsorgtem Material gewonnen werden – wieder in die Wirtschaft zurück. Erfolgversprechende Lösungsansätze zur Realisierung werden über reine Entsorgungslösungen hinausgehen, viel früher im Produktionsprozess ansetzen und z. B. stärker als bisher auch Konsumentscheidungen einbeziehen müssen. Ziel muss es sein, Abfälle möglichst weitgehend zu vermeiden und eine weit ressourceneffizientere Kreislaufwirtschaft zu schaffen.
Prof. Christina Dornack stellte dar, wie es um diese Ziele derzeit steht und wie die Kreislaufwirtschaft in Zukunft umgesetzt werden kann. Prof. Dornack leitet das Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft und ist Prodekanin der Fakultät Umweltwissenschaften. Zudem berät sie derzeit die Bundesregierung im Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU). In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit Stoffstrom- und CO2-Bilanzierungen, Recyclingverfahren und Kreislaufwirtschaftsstrategien. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mitgliedern, des im Sommersemesters entstehenden RepairCafés der TU Dresden.
Die Initiative RepairCafé Dresden/Freital baut zusammen mit ehrenamtlich engagierten Studierenden und Mitarbeitenden der TU Dresden eine Selbstreparaturwerkstatt auf. Ab Mai 2022 soll es regelmäßige Termine im SLUB Makerspace geben, bei denen Geräte, Kleidung und weitere Gebrauchsgegenstände mit Hilfe der ehrenamtlichen Helfer:innen vor Ort repariert werden können. Die Hilfe ist kostenlos und kann von jeder Person in Anspruch genommen werden.