Das Veto-Prinzip
Das Veto-Prinzip ® ist ein didaktisches Konzept, um demokratische Lernprozesse zu ermöglichen. Kern dessen ist das Veto-Recht. Das Veto-Recht bezeichnet die Berechtigung, jegliche Kooperation zu verweigern.
So widersprüchlich es auch klingen mag: Das Veto-Recht ist der Startpunkt für Kooperation. Denn nur wenn ich das Recht habe, gegen etwas zu sein, kann ich mir klar darüber werden, was ich will und kann (Motivation und Fähigkeiten). Kooperation ohne dieses Recht kann nur als Scheinkooperation unter Zwang verstanden werden. Somit ist das Veto-Recht der Startpunkt für echte Kooperation, bei der die Grenzen, Bedürfnisse und Potentiale aller Beteiligten anerkannt werden.
Das klingt zuerst nach einer radikalen Idee, die an einem Beispiel jedoch nachvollziehbar wird:
Was will ICH eigentlich?
“Wenn ich auf dem 10-Meter-Turm im Schwimmbad stehend weiß, dass die Erwartung da ist, dass ich springen soll und alles andere einem Misserfolg gleichkommt, dann bin ich im Kopf mit der Belohnung (Lob und gute Note) bzw. mit der Bestrafung (Ansehensverlust, schlechte Note) beschäftigt, nicht aber mit der Situation und mit mir selbst an sich. [...]
Wenn ich aber verinnerlicht habe, dass ich ein Veto-Recht habe – egal in welcher Situation auch immer – und dass mein Veto in JEDEM Falle [sic] respektiert wird und daraus keine wertenden Schlüsse gezogen werden, erst DANN kann ich mich selbst auf dem Sprungturm wahrnehmen, wie es mir dort geht, was mein eigenes Bedürfnis ist, auf welche Art und wann ich springen will – oder ob überhaupt. [...] Dieser Moment ist zentral. Oft merken wir dann: Ups. Ich WEISS gar nicht, was ich will bzw. was mein Bedürfnis überhaupt ist, weil ich mich schon so lange an den äußeren Erwartungen ausrichte, dass ich mich selbst gar nicht mehr spüre.” (Plath o.J.)