Pläne transparent machen
"Jedem von uns ist das Gefühl vertraut, dass wir besonders in neuen und unbekannten Situationen gern wissen wollen, was auf uns zukommt und worauf wir uns einstellen können.” (Besand, Hölzel, Jugel 2018: 104)
Für die meisten Lehr-Lern-Settings wurde vorher geplant, wann und in welcher Reihenfolge verschiedene Phasen stattfinden. Diese Entscheidungen hängen auch mit den anvisierten (didaktischen) Zielen zusammen. Die methodischen, didaktischen und inhaltlichen Begründungen sind den Lehrenden bewusst, da Inhalt, Struktur und Ziele für sie logisch zusammenhängen. Lernende können diese Entscheidungen aber nicht immer nachvollziehen oder erkennen. Ihnen fehlen die didaktischen Kenntnisse, um diese Entscheidungen einzuordnen. Gleiches gilt möglicherweise auch für Studierende oder für Teilnehmer*innen nicht pädagogischer Fort- und Weiterbildungen. Ablaufpläne sowie methodische Entscheidungen zu Beginn und auch während der Veranstaltung zu erläutern, gibt den Lernenden Sicherheit und ermöglicht es ihnen, sich langfristig auf das Setting einzulassen (ebd.). Statt Methoden in Frage zu stellen, kann Sinn und Bedeutung hinsichtlich des Themas und der Umsetzung aufgebaut werden und motiviert so die Lernenden (Jurkowski 2016: 68). Weiterhin entlastet Transparenz auch die Lehrenden selbst, denn “häufige Nachfragen danach, was jetzt kommt und wie es wann weitergeht, müssen nicht zu vielzähligen individuellen Zeitpunkten immer wieder beantwortet werden“ (Besand, Hölzel, Jugel 2018: 104).
Neben dem Aspekt der Sicherheit aller Beteiligten in Lehr-Lern-Settings ermöglicht die Kommunikation über das geplante Vorgehen, die Zielvorstellungen und Entscheidungen einen Abbau asymmetrischer Machtverhältnisse. Das zuvor "einseitig" bei den Lehrenden liegende Wissen darüber, warum etwas geschieht, wird auch den Lernenden zugänglich gemacht.
Auch Lehramtsstudierende profitieren auf verschiedenen Ebenen von dieser Transparenz. Das Sichtbarmachen und Erläutern von Ablaufplänen und Zielen bringt auch für sie Sicherheit im Lernprozess. Gleichzeitig können sie durch Lernen am Beispiel ihre eigenen didaktischen Fähigkeiten verbessern und erfahren die Bedeutung transparenter Pläne und Ziele. Die so gesammelten positiven Erfahrungen und Impulse können Lehramtsstudierende in ihre spätere Praxis mitnehmen.
Hinweise und Tipps zur Gestaltung von Ablauf- und Verlaufsplänen
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Heben Sie die wichtigen Phasen oder thematische Abschnitte hervor (Maitzen 2016: 193).
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Machen Sie die Ziele der Veranstaltung deutlich und begründen Sie, warum Sie diese für wichtig erachten und wie die geplante Umsetzung dazu beitragen kann. Wichtige, übergeordnete Ziele können Sie auch auf den Verlaufsplänen festhalten.
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Zeigen Sie auf, wann Pausen eingeplant sind (wichtig für Workshop-Formate oder/und Block-Seminare).
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Machen Sie sichtbar, was in einzelnen Phasen passieren wird (bspw. Recherche, Einzelarbeit etc.) (ebd.: 198).
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Begründen Sie Ihre Entscheidungen, vor allem, wenn sie unveränderbar sind (Esslinger-Hinz 2016: 88f).
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Machen Sie sichtbar, an welchen Stellen die Lernenden den Prozess mitgestalten können (Bspw. Arbeitsformate- und -phasen, Pausen, Reihenfolge, Inhalte)
Lesen Sie dazu mehr unter “Mitbestimmung ermöglichen”. -
Kommunizieren Sie den Lernenden, falls Sie vom Plan abweichen und begründen Sie dies (Maitzen 2016: 193).
Ablauf- und Verlaufspläne können in unterschiedlichen Formen angeboten werden. Für Seminare eignet sich z. B. ein Überblick über das Semester in gedruckter oder digitaler Form. Für kurze Einheiten, wie Workshops oder Unterrichtsstunden, kann der Ablauf auch in Papierform als Handout, mithilfe eines Flipcharts, einer Präsentationsfolie oder an der Tafel visualisiert werden.
Nicht alle Tipps können in jedem Kontext umgesetzt werden oder sind immer sinnvoll. Überprüfen Sie selbst, wann eine Umsetzung möglich und nötig ist.
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Gestaltung ist Wertschätzung: Versuchen Sie, Ihre Verlaufspläne ansprechend zu gestalten, indem Sie Farben, Grafiken oder Bilder nutzen.
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Weniger ist mehr: Achten Sie darauf, dass die Pläne übersichtlich und gut lesbar sind. Gestaltung ist wichtig, jedoch sollte sie nicht ablenken oder das Material überfrachten. Das kann nicht nur ablenken, sondern die Lesbarkeit einschränken. Unter “Barrierearm Kommunizieren” finden Sie dazu weiterführende Hinweise.
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Struktur und Wiedererkennung: Sie können sich wiederholende Phasen, auch mit farblichen Codierungen hervorheben. So kann schneller erfasst werden, wann bspw. Arbeits- und Pausenzeiten stattfinden.
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Mitbestimmung aufzeigen: Machen Sie in den Plänen sichtbar, welche Phasen von den Lernenden mitgestaltet werden können.
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Wie gearbeitet wird: Nutzen Sie komplexe Methoden wie bspw. Open Space oder haben wichtige Regeln für Veranstaltungen, dann sollten diese auch mit den Plänen sichtbar gemacht werden.
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Digitale Revolution: Nicht immer muss alles ausgedruckt werden. Überlegen Sie, wie Sie Pläne und Informationen auch digital anbieten können.
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Flexibel bleiben: Überlegen Sie, welche Informationen für Ihre Veranstaltungen wichtig sind. Präsentationsformen und relevante Inhalte variieren je nach Kontext und Gruppe. Bleiben Sie flexibel und passen Sie Ablauf- und Verlaufspläne immer wieder an.