Regeln transparent machen
Für die meisten Lehr-Lern-Settings gibt es verschiedene Regeln und Rahmenbedingungen, die nicht veränderbar sind und an die sich Lehrende und Lernende halten müssen. Als lehrende Person kennen Sie diese meist und wissen unter Umständen auch, warum diese Regeln existieren. Dabei sollten Sie in der Lage sein, deren Existenz und Notwendigkeit begründen zu können. In jedem Fall haben sie einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung gegenüber den Lernenden. Diesen sind Regeln manchmal nicht bewusst oder für sie auch nicht nachvollziehbar.
Sind Regeln nicht klar kommuniziert, führt das bei Sanktionierung zu Irritation und Frustration. Auch Unverständnis und fehlende Erklärungen über Regeln können zu Frustration führen. Lehrende fühlen sich dann nicht ernst genommen und empfinden das Handeln als Willkür (Thies, Misamer, Aurin, Hackbart 2016: 11). Wie sich das in Lehr-Lern-Settings bemerkbar macht, können Sie im Fall "Wohin mit den Emotionen" nachlesen.
Werden Regeln und Rahmenbedingungen kommuniziert und erklärt, fühlen sich die Lernenden respektiert und als Gegenüber auf Augenhöhe wahrgenommen, deren Fragen angehört und beantwortet werden (Besand, Hölzel, Jugel 2018: 104).
Doch nicht nur Wertschätzung wird durch Transparenz von Regeln vermittelt. In der Kommunikation von Regeln erfolgt auch immer das Sichtbarmachen von bspw. möglichen Konsequenzen. Gerade in Bildungsinstitutionen nehmen Lernenden Sanktionen oft als machtvolles Verhalten der Lehrenden wahr (Thies, Misamer, Aurin, Hackbart 2016: 11f). Diese Machtverteilung kann nicht gänzlich aufgehoben werden (Budde 2010: 386f). Jedoch bewirkt eine offene Kommunikation über die “Machtanwendung” (Thies, Misamer, Aurin, Hackbart 2016: 11), in der Ziele, Intention der Handlung sowie das zugrunde liegende Regelwerk transparent gemacht werden, den Einbezug der Lernenden in diese Prozesse. Werden darüber hinaus Partizipationsmöglichkeiten angeboten, in denen bspw. gemeinsam ein Umgang mit bestimmten Regelverstößen ausgehandelt wird, stärkt dies die Vertrauensbasis bei den Lernenden und fördert positive pädagogische Beziehungen (edb. 9).
Achten Sie bei Regeln und Rahmenbedingungen daher auf Folgendes:
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Kommunizieren Sie bestehende Regeln, auch wenn Sie glauben, die Lernenden kennen diese schon.
Hier können Sie auch zu Beginn gemeinsam mit den Lernenden Regeln sammeln und ergänzen. -
Begründen Sie, warum diese Regeln wichtig sind. Lassen Sie Nachfragen zu, um das Verständnis zu fördern. Wenn Sie selber nicht wissen, warum die Regeln existieren, dann kommunizieren Sie dies ehrlich. Dies stärkt das Vertrauen und fördert die Wahrnehmung als authentische Lehrperson (Thies, Misamer, Aurin, Hackbart 2016: 5f).
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Machen Sie wichtige Regeln sichtbar, indem bspw. Verhaltens- und Kommunikationsregeln im Lernraum sichtbar oder digital zur Verfügung gestellt werden (ebd.: 7).
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Ermöglichen Sie den Lernenden gerade bei Regeln des Miteinanders, Verhaltens- und Kommunikationsregeln mitzuentwickeln. Dies stärkt nicht nur das Verständnis, sondern unterstützt den sozialen Lernprozess. Außerdem haben die Lernenden unter Umständen eigene Regeln, die ihnen im Miteinander wichtig sind. Gerade bei Workshops empfiehlt es sich, zunächst Bedürfnisse der Lernenden abzufragen und ggf. individuelle Punkte zu ergänzen. Das nimmt die Lernenden im Prozess mit, führt zu höherer Akzeptanz und vermittelt Wertschätzung (ebd.).
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Kommunizieren Sie rechtzeitig, wenn Regeln überschritten werden. Erkundigen Sie sich auch, wie es dazu kam. Manchmal kann es notwendig sein, Regeln anzupassen, da sie nicht den Bedürfnissen und Möglichkeiten aller Beteiligten entsprechen.
Im Fundus finden Sie auch Material und Impulse zu Kommunikation in Konfliktsituationen sowie zu allgemeinen Kommunikationsregeln.