Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts
Vorlesung, 2 SWS
- Termin:
- Montag, 11:10 - 12:40 Uhr
- Beginn:
- 09.10.2017
- Ort:
- ABS/E08
Inhalt
Das 19. Jahrhundert war ein „langes“ Jahrhundert. Es setzte ein mit den Revolutionen in Nordamerika (1776 ff.) und Frankreich (1789 ff.) und endete mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges (1914). Es markierte eine Zeit der Umbrüche in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Lebenswelt. Die christlichen Kirchen Europas waren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, mit einem bislang nicht gekannten Säkularisierungsschub konfrontiert. Die industriell-technische Revolution bewirkte gewaltige Bevölkerungsverschiebungen und zeitweilig auch soziale Not in einem größeren Ausmaß. Sie führte überdies zu einer stärkeren globalen Vernetzung der Menschheit. Demokratisierungsbestrebungen im politischen Raum oder nationale Einigungen hatten Neudefinitionen des Staat-Kirche-Verhältnisses zur Folge mit teilweise schweren Konflikten (Kulturkämpfe). Neue Ideologien wie Sozialismus und Nationalismus nahmen die Menschen in Beschlag und nahmen den Charakter von Säkularreligionen an.
In dieser bewegten Zeit besannen sich Protestantismus und Katholizismus auf jeweils eigene Weise neu auf ihre kirchliche Identität. Der Katholizismus verstand sich zunehmend als auf Rom zentrierte Weltkirche, im deutschen Protestantismus kam es zu Unionen zwischen Lutheranern und Reformierten und als Reaktion auf diese Entwicklung in einzelnen Regionen, darunter auch Sachsen, zu einer konfessionellen Selbstvergewisserung, aber auch Abgrenzung. In großen Teilen Europas und in Nordamerika gab es im ersten Drittel des Jahrhunderts eine intensive Neubelebung der Frömmigkeit in der Erweckungsbewegung. Aus ihr entsprang u. a. ein Vereinskirchenwesen, das mit dem Ziel der Rechristianisierung der Gesellschaft und der Christianisierung der Welt diakonisch und missionarisch tätig wurde (in Deutschland: Innere und Äußere Mission). Von nicht geringer Bedeutung waren auch Versuche zur Klärung der Frage nach dem Verhältnis des christlichen Glaubens zur modernen Lebenswelt und Kultur und nach den wechselseitigen Einwirkungsmöglichkeiten.
Diese und weitere Phänomene werden uns aus der Frageperspektive des 21. Jahrhunderts beschäftigen, dessen Beginn ebenfalls als eine Umbruchphase mit neuen Problemstellungen und Herausforderungen erfahren wird.
- Lehrende/Vortragende:
- Herr Prof. Dr. Gerhard Lindemann
- Nachweise:
- Teilnahmebestätigung, 2 Cr.
- Leistungsnachweis benotet, 4 Cr.
- Leistungsnachweis unbenotet, 4 Cr.
- Ansprechpartner:
- Frau Kaminski
- E-Mail senden
- www.tu-dresden.de/phfiet