Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts
Vorlesung, 2 SWS
- Termin:
- Montag, 11:10 - 12:40 Uhr
- Beginn:
- 09.04.2018
- Ort:
- ABS / 1-01
Inhalt
Das 20. Jahrhundert war ein Zeitalter totalitärer Weltanschauungsdiktaturen (Nationalsozialismus, Kommunismus), zugleich jedoch auch eine Epoche der Durchsetzung der parlamentarischen Demokratie in Europa, gepaart mit sozialer Marktwirtschaft. Die Vorlesung wird einen Schwerpunkt auf die Entwicklung in Deutschland legen, dabei zunächst den Weg der christlichen Kirchen in der Weimarer Republik nachzeichnen und der Frage nach dem Grad ihrer Mitverantwortung für das Scheitern der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland nachgehen. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus ging es beiden großen christlichen Kirchen einerseits um ihre Selbstbehauptung gegenüber den Ansprüchen der Ideologie. Die Konzentration der Politik des „Dritten Reiches“ auf die Komponenten Rassismus und Krieg stellte das Christentum zugleich vor große ethische Herausforderungen. Die deutsche Nachkriegsgeschichte bis 1989 war dominiert von der Herausbildung und Existenz zweier deutscher Teilstaaten in Folge des „Kalten Krieges“ zwischen den „Supermächten“ USA und Sowjetunion. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kirchen und, vor allem im Osten, auf den Alltag der Christinnen und Christen. Hier erfolgte durch ideologischen Druck rasch eine weitgehende Entchristianisierung der Gesellschaft, der die Kirchen mit neuen Überlegungen zu ihrer Standortbestimmung und praktischen Arbeitskonzepten begegneten. Doch auch in der Bundesrepublik veränderte sich seit den 1960er Jahren die gesellschaftliche Wirklichkeit hin zu einem geistigen, kulturellen und bewusstseinsmäßigen Pluralismus, was für die Bindung der Menschen an die christlichen Kirchen nicht ohne Auswirkungen blieb. Die innerkirchlichen Debatten waren in dieser Hinsicht geprägt von den Fragen nach einer Kirchenreform und seit 1975 der Zukunft der Volkskirche in einem weitgehend säkularen demokratischen Verfassungsstaat.
Überdies war das 20. Jahrhundert ein ökumenisches Zeitalter. Im protestantischen Bereich entstand der Ökumenische Rat der Kirchen, die katholische Kirche legte zunehmend den Akzent auf ihre Existenz als Weltkirche und öffnete sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil der modernen Welt. Seit 1960 machte sich in beiden Konfessionen das stärkere Gewicht der „jungen Kirchen“ in der sogen. „Dritten Welt“ bemerkbar. Auf der Gemeindeebene nahm in der Regel das Interesse an einem ökumenischen Miteinander zu.
- Lehrende/Vortragende:
- Herr Prof. Dr. Gerhard Lindemann
- Nachweise:
- Teilnahmebestätigung, 2 Cr.
- Leistungsnachweis benotet, 4 Cr.
- Ansprechpartner:
- Frau Kaminski
- E-Mail senden
- www.tu-dresden.de/phfiet