Où est le nord? Literatur- und Filmgeschichte des Nordens in Frankreich und Frankophonie
Vorlesung, 2 SWS
- Termin:
- Donnerstag, 11:10 - 12:40 Uhr
- Beginn:
- 29.10.2020
- Ort:
- Ort siehe OPAL
Inhalt
Schon in der Antike haben die Terrae septentrionales als imaginativer Raum Faszination und Interesse geweckt; und bis heute ist der Norden etwa in den politisch-ökonomischen Debatten über den „global north“ oder im Gemeinschaftskonstrukt Europa eine brisante Diskursfigur. Die literarischen und künstlerischen Imaginationen des Nordens spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie Bilder und Narrative liefern für das, was Menschen sich im Lauf der Geschichte unter dem Norden vorgestellt und was insbesondere die französischen und frankophonen Literaturen und Film als ihr nordisches Gegenbild imaginiert haben.
Als Konstruktion, Inszenierung und Repräsentation eröffnet der Norden in Literatur und Film Orte und Räume, die immer auch eine kulturell und ästhetisch semantisierte vektorielle Orientierung ermöglichen (im Zusammenhang mit einer literarischen Kartographie, mentalen Geographie etc.). Der Norden fungiert als Ort des Bösen oder des Glücks, der Erhabenheit, der fragilen Unberührtheit, des Rauen und Unzivilisierten, der ‚anderen‘ Kunst; als Ort der Sehnsucht oder der Selbstversicherung. Damit wird aber auch deutlich, dass der Norden weniger an einem geographischen Ort zu finden ist, sondern dass er als Blickrichtung, als Projektionsfläche und damit als kultur- und wissenshistorische Figur funktioniert, an der Selbst- und Fremdbilder ausgehandelt werden (müssen und wollen).
In der Vorlesung wird anhand vieler Beispiele eine französische und insbes. frankokanadische Literatur- und Filmgeschichte des Nordens vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert entfaltet. Diese nimmt dabei ‚externe Nordimaginationen‘ wie Polfahrten und Skandinavienmoden und ‚interne Nordbilder‘ zwischen Nord und Midi, insbesondere aber auch die kulturellen Aushandlungen in den aktuellen Migrationsliteraturen und -filmen in den Blick. Eingebunden ist die Vorlesung in ein aktuelles Forschungsprojekt zu den Imaginationen des Nordens in franko- und italophonen Literaturen und Film.
Zur Einführung: Briens, Sylvain (Hg.) (2016), Le Boréalisme, Paris: Klinchsiek, 2016; Dubar, Monique/Moura, Jean-Marc (Hg.) (2000), Le Nord, latitudes imaginaires, Villeneuve d’Ascq: Presses univ. de Lille; Hormuth, Dennis/ Schmidt, Maike (Hg.) (2010), Norden und Nördlichkeit. Darstellung vom Eigenen und Fremden, Frankfurt am Main: Verlag der Wissenschaften; als populärwissenschaftliches Lese- und Entdeckungsbuch: Brunner, Bernd (2019), Die Erfindung des Nordens. Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung, Berlin: Galiani.
Nähere Informationen, u. a. auch zum Kursformat, geben wir Ihnen rechtzeitig vor LV-Beginn im Zusammenhang mit der Einschreibung auf der entsprechenden OPAL-Kursseite bekannt.
- Lehrende/Vortragende:
- PD Dr. Karen Struve (Vertretung der Professur)
- Nachweise:
- Teilnahmebestätigung, 0 Cr.
- Ansprechpartner:
- Frau Gleisberg
- E-Mail senden
- https://bildungsportal.sachsen.de/opal/auth/repository/catalog/23125032968
- Einschreibeort:
- Einschreibung auf OPAL zu gegebener Zeit möglich.