Soziologie und Krieg. Aktuelle Anlässe zur Debatte um ein tabuisiertes Thema
Seminar, 2 SWS
- Termin:
- Montag, 11:10 - 12:40 Uhr
- Ort:
- FAL 232
Inhalt
Der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld äußerte 2006 mit Bezug auf den (als ungenügend empfundenen) Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gegenüber Karsten Voigt, dem Beauftragten der Bundesregierung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen: „Die Deutschen müssen wieder töten lernen“ – ein Satz, den man für ein großes Kompliment halten konnte, gemessen an den beiden Weltkriegen, deren erster 1914 mitausgelöst wurde durch das wilhelminische Deutschen Reich und deren zweiter dann 1939 durch den Überfall Adolf Hitlers auf Polen. „Nie wieder Krieg“ war und ist eine daraus folgende plausible Forderung – aber seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sieht sich diese Haltung in Zweifel gezogen und bedarf zumindest der Präzisierung. Das Neue sind allerdings nicht Kriege, deren es auch heute viel zu viele auf der Welt gibt. Vielmehr kehrte die Aufmerksamkeit auf diese Form einer gewaltsamen Durchsetzung nationaler Interessen in das Zentrum der Aufmerksamkeit und Ängste erst zurück, seit es wieder einen Krieg in Europa gibt. In der deutschen Nachkriegssoziologie waren das Militär und erst recht der Krieg Nebengebiete, für die sich kaum jemand in unserem Fach interessierte. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Beschreibungen von Kriegen seit Niccolò Machiavelli wird es in diesem Seminar vor allem um das (selbstverständlich nicht totale) Verstummen der Soziologie und die Wahrnehmung heutiger Kriege aus der Perspektive unseres Faches gehen. Ein Schlüsselbuch dafür ist das 2008 erschienene und damals wenig beachtete Buch „Kriegsverdrängung“ von Hans Joas und Wolfgang Knöbl.
- Lehrende/Vortragende:
- Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg
- Nachweise:
- Leistungsnachweis benotet, 2 Cr.
- Ansprechpartner:
- Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg
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