Die Poetik der Invektive: Zur Formengeschichte der Herabsetzung in der vormodernen Literatur
Vorlesung, 2 SWS
- Termin:
- Dienstag, 14:50 - 16:20 Uhr
- Beginn:
- 10.04.2018
- Ort:
- W48 / 004 / H
Inhalt
Unter Invektive ist ein kommunikativer Modus von Verletzung, Abwertung und Ausgrenzung zu verstehen. Damit ein Bereich von Phänomenen umrissen, der heute im Zuge der digitalen Moderne unter den Rubriken von sprachlicher Diskriminierung bzw. hate speech neu diskutiert wird. Die Invektive bildet aber auch für die Literaturwissenschaft, nicht zuletzt für die germanistische Mediävistik einen produktiven Gesichtspunkt, hat sie doch eine eigene Geschichte, die sich in literarischen Fehden und Inszenierungen von Herabsetzung, in öffentlichen Schmähungen, in publizistischen Attacken u. ä. manifestiert, die allerdings in einer Literaturgeschichte klassischen Zuschnitts als eher randständig behandelt werden. Diese Randzone soll in der Vorlesung ins Zentrum gerückt werden. Dabei ist aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Sicht eine Formengeschichte der Invektive von Interesse: In welchen rhetorischen Strukturen prägen sich Invektiven aus? Gibt es so etwas wie invektive Gattungen? In welchem Verhältnis steht die Invektive zu mehr oder minder klassischen Genres bzw. Schreibweisen wie Polemik, Satire, Pasquill, aber auch zu sog. kommunikativen Gattungen wie etwa der Entrüstung, dem Mockieren oder der Wutrede? Welche Rolle spielen Invektiven schließlich für die Genese und Transformation literarischer Formen im Allgemeinen?
Die Vorlesung versucht hier einen Überblick zu schaffen, indem sie unterschiedliche historische Muster des Invektiven analysiert, zueinander in Beziehung setzt, sowie Gattungssystematiken und Gattungsgeschichte unter diesem Gesichtspunkt neu reflektiert. Das Ziel ist es, eine Poetik der Invektive in ihren ersten Umrissen zu entwerfen.
- Lehrende/Vortragende:
- Herr Dr. Albrecht Dröse
- Nachweise:
- Teilnahmebestätigung, 2 Cr.
- Leistungsnachweis benotet, 3 Cr.
- Ansprechpartner:
- Herr Dr. Dröse
- E-Mail senden
- Einschreibeort:
- OPAL vom 15.3.-12.4.18