Queere Elternschaft - interdisziplinäre Veranstaltungsreihe an der TUD
Im medizinischen Curriculum kommen Queere Themen immer noch marginalisiert vor. Das führt dazu, dass Ärzt:innen häufig über unzureichend Wissen in Bezug auf queere Menschen und deren Lebenssituationen verfügen. Berührungsängste, Fehlannahmen und Generalisierungen vieler Klient:innen wirken sich unter Umständen auf die klinische Praxis aus. Zum Durchbrechen dieses Kreislaufs möchte die Veranstaltungsreihe beitragen: Sie widmet sich dem Themenkomplex der queeren Elternschaft, um queere Gesundheit zu fördern und mit heteronormativen Familienbildern zu brechen. Neben DIY-Workshops wird es Buch- und Filmvorstellungen geben, die nicht nur queere Menschen empowern, sondern auch Multiplikator:innen befähigen und vernetzen sollen.
Die Veranstaltung wird organisiert durch die kritischen Mediziner:innen, der queeren Peerberatung der TU Dresden, der Hochschulgruppe GENOW, dem Gerede e.V. und der Beschwerdestelle der TU Dresden.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Sachsen im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
Programm
15.05.2023 12-13 Uhr Digitaler Lunchtalk "Queere Elternschaft, hä?"
16.05.2023 19 Uhr Filmscreening "Sea Horse. The Dad who gave birth"
23.05.2023 17-18:30 Uhr Vortrag "Queere Elternschaft aus rechtlicher Perspektive"
05.06.2023 17-18:30 Uhr Workshop Vorstellung der Glitzerkiste und Kinderbuchliteratur zur Regenbogenfamilie
07.06.2023 13-17 Uhr Workshop "Queersensibler Umgang mit Patient:innen"
15.06.2023 17:00 - 18:30 Uhr Interaktiver Austausch zum Zusammenhang von Flucht, Migration und queeren Familienverhältnissen
19.06. 2023 13:00 - 14:30 Uhr Vortrag: Adressierungen und Herstellungen queerer Familien
19.06.2023 17:00-18.30 Uhr Vortrag "Von Müttern, Mapas und schwangeren Vätern: empirische Einblicke in queere Praktiken der Reproduktion"
21.06.2023 18:00 - 19.30 Uhr Workshop "DIY-Insemination"
22.06.2023 18:00 - 19.30 Uhr Workshop "Induzierte Laktation"
29.06.2023 15:00 - 16.30 Uhr Buchvorstellung "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte"
Alle Veranstaltungen finden in deutscher Lautsprache statt. Flüsterübersetzungen können bei Bedarf bereit gestellt werden.
Wir möchten die Veranstaltung weitestgehend barrierearm organisieren. Sollten Ihnen zur Teilnahme Hürden begegnen, teilen Sie uns diese bitte mit.
Sollten Sie sich bereits für eine Veranstaltung anmelden wollen, dann schreiben Sie mit Nennung Ihres Klarnamens folgender Adresse: bystander@tu-dresden.de
Außerdem findet am 07.06. der Workshop „Stärkung der Rolle der Väter“ statt. Er wird organisiert vom Diversity Management der TU Dresden.
Digitaler Lunchtalk "Queere Elternschaft, hä?"
Wenn von queerer Elternschaft gesprochen wird, haben die meisten ganz unterschiedliche Vorstellungen. Geht es darum, dass die Eltern nicht heterosexuell sind oder sich von der binären Geschlechterzuweisung lösen. Vielleicht repräsentiert „queere Elternschaft“ aber alternative Familienmodelle. Im kurzen Einführungsworkshop soll es um die Vielfalt dieser Vorstellungen gehen und den reellen Herausforderungen, die mit queerer Elternschaft einhergehen. Ein Blick auf Vorurteile und Diskriminierungserfahrung, mit denen queere Eltern und ihre Kinder konfrontiert sein können, soll das Bewusstsein schärfen um gemeinsam der Frage nachzugehen, welche gesellschaftlichen Veränderungen notwendig sind, um eine inklusive und diverse Gesellschaft zu schaffen, in der queere Elternschaft als selbstverständlich angesehen wird.
Filmscreening "Sea Horse. The Dad who gave birth"
16.05.2023 19 Uhr Filmscreening
Nebst den allgemeinen Herausforderungen, die Schwanger- und Elternschaft mit sich bringen, sehen sich trans* Eltern mit vielfältigen Herausforderungen im Kontakt mit dem Gesundheitssystem, dem Rechtssystem und gesellschaftlichen Erwartungen von Gender und Elternschaft konfrontiert. Am 16.05.2023 um 19 Uhr zeigen wir im Zentralkino Dresden den Dokumentarfilm „Sea Horse. The Dad Who Gave Birth“: Der Film begleitet den 30-jährigen trans* Mann Freddy von der Vorbereitung auf seine Schwangerschaft bis zur Geburt. Durch die intimen, emotionalen Interviews mit Freddy, seinem Partner und Mediziner:innen erkundet der Film die häufig unbeachteten Erfahrungen von trans* Eltern.
Vortrag "Queere Elternschaft aus rechtlicher Perspektive"
23.05.2023 17-18:30 Uhr hybrid
„Queere Elternschaft steht heutzutage in Deutschland immer noch vor rechtlichen Herausforderungen: Wie funktioniert Stiefkindadoption? Welche Möglichkeiten gibt es für queere Paare, Kinder zu bekommen? Samenspende - für wen legal möglich, und unter welchen Umständen? Wie funktioniert die rechtliche Anerkennung von trans*, inter* und nicht-binären Elter(n)? Diese und viele weitere rechtliche Fragen werden im Vortrag thematisiert, sowie Anlaufstellen und Informationsquellen zum Thema bereitgestellt.
Anmeldung bis zum 21.05. Unter: veranstaltung@gerede-dresden.de
Referierende: Zoe Hetmeier (Beratung, Glitzerkiste), Anne Liebeck (Erwachsenenbildung) vom Gerede e.V.
Vorstellung der Glitzerkiste und Kinderbuchliteratur zur Regenbogenfamilie
05.06.2023 17:00-18:30 Uhr analog
Patchworkfamilien, Lesbische und Schwule Eltern, Familien mir trans* Kindern und Co-Elternschaften....Schon längst sind uns viele unterschiedliche Familienmodelle bekannt. Aber in den bekannten Kinderbüchern sind meistens nur weiße, mittedständige, heteronormative Kleinfamilien abgebildet. Warum ist es wichtig vielfältige Familienformen und queere Lebensentwürfe in Kinderbüchern darzustellen? Und wie kann queere und diskriminierungssensible Kinderliteratur aussehen? Gemeinsam wollen über diese Fragen ins Diskutieren kommen. Neben einer Vorstellung des Projekts "Glitzerkiste" und dem gemeinsamen Austausch über Diversität in Kinderbüchern gibt es Raum zum durchstöbern und lesen glitzernder Bücher.
Refereriende: Gerede e.V.
Workshop "Queersensibler Umgang mit Patient:innen"
07.06.2023 13-17 Uhr analog
Für eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige medizinische Behandlung ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Behandler:in und behandlungssuchender Person unerlässlich.
Patient:innen, die bisher schlechte Erfahrungen im Gesundheitssystem gemacht haben, fehlt oftmals dieses Vertrauen. Dazu gehören auch trans*, inter* und nicht-binäre (tin) Menschen und alle anderen, die aus der geschlechtlichen Norm von Mann und Frau fallen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ihre Bedarfe nicht ausreichend gesehen und berücksichtigt werden, weil sie den Behandler:innen nicht bekannt sind oder sein können.
Der Workshop sensibilisiert für die Perspektiven, Hürden und Bedürfnisse von tin Personen in der Gesundheitsversorgung.
In Kleingruppenarbeiten und Praxisübungen gibt es die Möglichkeit, Handlungsimpulse für den Arbeitskontext zu erarbeiten. Darüber hinaus werden Anregungen gegeben, wie die Gesundheitsversorgung so gestaltet werden kann, dass sich trans*, inter* und nicht-binäre Menschen willkommen fühlen.
Wir möchten einen fehler- und lernfreundlichen Raum schaffen, in dem es Raum für Fragen und Unsicherheiten gibt und verschiedene Expertisen fruchtbar zusammengeführt werden.
Workshopleitung: Nick Heinz (er) und Lio Riske (-) von Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland e.V.
Interaktiver Austausch zum Zusammenhang von Flucht, Migration und queeren Familienverhältnissen
15.06.2023 17:00 - 18:30 Uhr analog
Der interaktive Austausch wird sich dem Phänomen widmen, dass vor allem im Migrations- und Fluchtkontext eine Vielfalt von Familie wenig gedacht wird. Die Liebes- und Lebensweisen von Geflüchteten scheinen sich um heteronormative Familienbilder zu drehen, queere Geflüchtete erlangen – auch in Anerkennungsprozessen der Herkunfts- und Aufnahmeländer – wenig Sichtbarkeit. Der Austausch soll auf Fehlstellen und Schutzlücken hinweisen und eigene Haltungen selbstreflexiv besprechbar machen.
Vortrag Adressierungen und Herstellungen queerer Familien
19.06.2023 13:00-14:30 Uhr digital
Im Rahmen des Vortrags sollen anhand von Interviews zum einen die Adressierungen und Herstellungen queerer Familien im Rahmen der Stiefkindadoption und zum anderen die Selbstkategorisierungen queerer Familien herausgearbeitet werden. Als ein zentrales Ergebnis zeigt sich, dass es queeren Familien, trotz Rückgriff auf verschiedene Normalisierungsstrategien am Ende nicht gelingt eine Passung, d.h. „normale Familie“ herzustellen. Dies liegt mitunter daran, dass queere Familien erstens mit der Herausforderung konfrontiert sind Zweielternschaft <Plus> herstellen zu müssen und ihnen zweitens – dies macht der Akt der Stiefkindadoption deutlich – die Kollektion Familie erst rechtlich zugesprochen werden muss.
Referierende: Dr. Julia Schröder (Universität Hildesheim) und Dr. Katharina Mangold (Universität Hildesheim)
Vortrag "Von Müttern, Mapas und schwangeren Vätern: empirische Einblicke in queere Praktiken der Reproduktion"
19.06.2023 17:00-18.30 Uhr hybrid
Ein, zwei, drei oder vier Elternteile, »Sponkel«, »Mapas« und lesbische Zeugungsakte – wer oder was Familie ist und wie sie gegründet wird, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfältigt. Auf Basis von qualitativen Interviews, die mit lesbischen und queeren Paaren sowie schwangeren trans* Männern geführt wurden, geht der Vortrag der Frage nach, wie die Interviewten Familie, Verwandtschaft, Geschlecht und Reproduktion imaginieren und praktizieren. Ziel ist es einen Einblick in ihre lebensweltlichen Erfahrungen zu geben und zu fragen, welche neuen Ein- und Ausschlüsse queerer familialer Lebensweisen vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und rechtlicher Entwicklungen zu beobachten sind.
Referent:in: Dr.in* Sarah Dionisius, Psychosoziale Beraterin* beim queeren Zentrum rubicon e.V. in Köln und Fachreferentin* bei der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen in Frankfurt am Main sowie freiberufliche Bildungsarbeit zu sexueller, geschlechtlicher und familialer Diversität und queersensibler Schwangerschaftsbegleitung und Geburtshilfe.
Workshop "DIY-Insemination" und "Induzierte Laktation"
21.06.2023 18:00 - 19.30 Uhr und 22.06.2023 18:00 - 19.30 Uhr analog
Die DIY Insemination ist eine Möglichkeit schwanger zu werden. In dieser Veranstaltung wird die Anatomie und Physiologie einer Schwangerschaftsentstehung gesprochen und Varianten der DIY-Insemination benannt.
Als Induzierte Laktation wird das gezielte Hervorrufen der Milchbildung (Laktation) ohne vorangegangene Schwangerschaft genannt.
Die Infoabende sollen ein geschützter Raum sein in dem Fragen gestellt und Zeit und Raum für Austausch geschaffen wird.
Die Workshopleitung übernimmt Charlotte (sie/ ihr). Charlotte ist freiberuflich in der Vor- und Nachsorge und in der Klinik im Kreißsaal tätig. Sie agiert mit dem Anspruch einer queersensiblen Geburtshilfe.
Buchvorstellung "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" mit Autorin Dinah Riese
29.06.2023 15 - 16.30 Uhr analog
Noch immer sind weibliche wie queere Körper fremdbestimmt und staatlicher Kontrolle ausgesetzt. Zwangssterilisationen, Schwangerschaftsabbrüche, Zugang zu Verhütungsmitteln, Müttersterblichkeit unter der Geburt – all das hängt damit zusammen, wie das Recht auf den eigenen Körper ausformuliert und umgesetzt wird. Wessen Kinder erwünscht sind, sogar eingefordert werden, und wessen nicht, sagt viel über den Stand der Menschenrechte in einer Gesellschaft aus. Es ist Wesensmerkmal fundamentalistischer und rechter Regime, reproduktive Rechte zu bekämpfen und zu unterdrücken. Doch selbst in Demokratien sind diese Rechte keineswegs verwirklicht.
An zahlreichen Beispielen von Indien über die USA bis Argentinien beschreiben die Autorinnen den feministischen Kampf für körperliche Selbstbestimmung.