Gute Grundlage für fachgerechte Sanierung der Karlsbrücke
Dresden, 2. 2. 2005. Als Opponentengutachter zum Forschungsthema "Untersuchung äußerer Einflüsse und eines aggressiven Milieus auf die Alterung historischer Bauwerke, mit besonderer Ausrichtung auf die Karlsbrücke in Prag" waren jetzt Dr. Heiner Siedel (Institut für Geotechnik) gemeinsam mit Prof. Dr. Jäger (Professur für Tragwerksplanung, Fakultät Architektur) an der Fakultät Bauingenieurwesen TU Prag tätig.
Die Opponentur erfolgte auf Einladung von Prof. Dr. Jiri Witzany, Rektor der TU Prag und Leiter des Lehrstuhls für Baukonstruktion, anlässlich der abschließenden Verteidigung des über drei Jahre laufenden Forschungsthemas. Vorausgegangen waren bereits zwei Begegnungen 2004 in Dresden bzw. Prag, bei denen Arbeitsinhalte und Ergebnisse des Projektes mit den tschechischen Kollegen fachlich diskutiert wurden. Untersuchungen zu Zustand, Schadensursachen und Instandsetzung von historischen Bauwerken aus Naturstein sind ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit an der Professur für Angewandte Geologie.
Die Karlsbrücke (1357-1406) zählt zu den ältesten Steinbrücken Europas und ist eines der bekanntesten Bauwerke der Tschechischen Republik. Mehrere Hochwasserschäden in der Vergangenheit führten zum Einsturz und zur Erneuerung von einzelnen Brückenpfeilern. In den Jahren 1966-1975 wurde eine umfangreiche Reparatur vorgenommen, bei der es zu schwerwiegenden Eingriffen in die historische steinerne Brückenkonstruktion kam - u.a. wurden Verpressungen mit Zementsuspension und Verfugungen mit Zementmörtel vorgenommen und eine mit den Brüstungsmauern kraftschlüssig verbundene Betonplatte unter der Fahrbahn eingebracht. In der Folge war ein verstärktes Auftreten von Rissen, Salzausblühungen und Steinschäden zu beobachten. Das Projekt untersuchte die Auswirkung der Betonplatte bei temperaturbedingten Bewegungen und Verformungen des Brückenkörpers und im Fall von besonderen Krafteinwirkungen auf die Pfeiler (Hochwasser!) sowie den Zustand der Gründung der Brückenpfeiler. Feuchte- und Salzbelastung der Natursteinkonstruktion und Schäden an den Steinoberflächen waren weiterhin Gegenstand der Untersuchungen. Das dominante Auftreten von Alkalisalzen, Calciumcarbonat und Gips weist auf den eingebrachten Portlandzement als wesentliche Salzquelle hin. Hohe Sulfatgehalte wurden durch Umweltverschmutzung (SO2, saurer Regen) und mangelnde Dichtigkeit der Fahrbahndeckschichten verursacht (hohe Feuchtegehalte im Brückenkörper!). Die Nitratgehalte sind ebenfalls hoch, wobei hier auch die Wirkung von "Altlasten" (Tierkot, Streusalze) sowie mikrobiologische Aktivität diskutiert wird. Die Wirkung der "steifen" Betonplatte wird für das dynamische Verhalten der Konstruktion als negativ betrachtet und eine Entfernung empfohlen. Die Ergebnisse bilden eine gute Grundlage für eine fachgerechte Sanierung des historischen Wahrzeichens von Prag.
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