Hydraulische Modellversuche Hochwasserrückhaltebecken Rennersdorf
Dresden, 24. Oktober 2005. In den vergangenen Jahrhunderten gab es im Gebiet des östlichen Oberlausitzer Berglandes verheerende Überschwemmungen, die viele Menschenleben forderten und große Sachschäden anrichteten. Die letzten Katastrophen ereigneten sich 1880, 1966 und 1981. Nach dem Hochwasser an der Elbe und ihren Nebenflüssen im August 2002 denkt man auch an anderen Flüssen in Sachsen neu über realistischen Hochwasserschutz nach - innerhalb von zehn Jahren sollen die entsprechenden Maßnahmen umgesetzt sein. Etwa 800 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Die Details bei der Planung eines Hochwasserrückhaltebeckens bei Rennersdorf in der Oberlausitz wurden jetzt im Hubert-Engels-Labor der TU Dresden mit einem hydraulischen Modellversuch überprüft.
Die Bestrebungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Pließnitz hatten bereits 1976 zum Baubeginn für ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB) geführt, kamen aber über bauvorbereitende Maßnahmen nicht hinaus und wurden 1980 schließlich eingestellt. Das Hochwasser im August 2002 war dann für die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen Anlass, zusammen mit der Talsperrenmeisterei Spree im Jahr 2003 die Planungen für den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Rennersdorf an der Pließnitz wieder aufzunehmen.
Das Rückhaltebecken soll Hochwasser nach starken Niederschlägen an der Pließnitz bis Görlitz abfangen bzw. reduzieren. Außerdem werden erhebliche positive Auswirkungen auf den Hochwasserschutz auf der deutschen und polnischen Seite der Lausitzer Neiße erwartet.
Als Absperrbauwerk ist ein 19,60 m hoher Steinschüttdamm mit einem Schüttvolumen von ca. 200.000 m3 und einer Asphaltinnenkerndichtung als Dichtungselement vorgesehen. Der maximale Hochwasserrückhalteraum beträgt 4,6 Mio. m3 – der allerdings nur im Ernstfall eines Hochwasser genutzt werden soll. Ein ökologischer Durchlass in der Mitte des Damms soll es Lebewesen ermöglichen, trotz des Dammes die Pließnitz zu nutzen. Außerdem sind zwei Betriebsauslässe geplant. Das Einzugsgebiet bis zur Sperrstelle beträgt 63,5 km2. Der maximale Hochwasserzufluss beträgt 310 m3/s (zum Vergleich: Mittelwasserabfluss der Elbe in Dresden ~ 340 m3/s).
[Gelöschtes Bild: /die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_bauingenieurwesen/fakultaet/ordner_pressemeldungen/bilder/th_modell_3794 Alternativtext: Modell Rennersdorf - Klick to enlarge Bildunterschrift: ]
Dipl.-Ing. Mathias Höhne (links) und Dipl.-Ing. Holger Haufe am Modell des Rückhaltebeckens.
Durch die Planungsgemeinschaft HRB Rennersdorf wurden u.a. die geplanten Betriebseinrichtungen hydraulisch bemessen und ausgelegt. Doch allein am Computer lässt sich die Wirklichkeit (immer noch) nicht berechnen. Zur Fortführung der Planungen und zur Optimierung der Anlagenbestandteile sind deswegen von Mai bis Oktober 2005 im Hubert-Engels-Labor des Instituts für Wasserbau und Technische Hydromechanik der TU Dresden hydraulische Modellversuche im Maßstab 1:15,789 und 1:30 durchgeführt worden.
Zunächst wurde der Planungsstand im Modell nachgebaut und von den Dipl-Ingenieuren Holger Haufe, Stefan Drägerdt und Matthias Höhne hydraulisch getestet. „Wir haben wesentliche Erkenntnisse zu hydraulischen Erscheinungen gewonnen, die zur Umgestaltung verschiedener Anlagenbestandteile führten,“ sagt Projektleiter Prof. Hans-B. Horlacher. In enger Abstimmung mit allen Projektbeteiligten konnte dadurch eine erhebliche Verbesserung der hydraulischen Wirksamkeit und damit der Betriebssicherheit der künftigen Hochwasserschutzanlage erzielt werden. Der Bau des Rückhaltebeckens soll 2006 beginnen.
Projektleiter:
Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Horlacher
Email
Projektbearbeiter:
Dipl.-Ing. Holger Haufe
Dipl.-Ing. Stefan Drägerdt
Dipl.-ing Matthias Höhne
Zurück zur vorherigen Seite