Lehrveranstaltungen
Inhaltsverzeichnis
Wintersemester 2020/21
- "Das subversive Bild"
Vorlesung von Prof. Dr. Jürgen Müller
Der Begriff der Subversion hat eine politische Dimension. Er meint die Störung staatlicher Gewalt und lässt uns an den Widerstand von schwachen und starken Gegnern denken. Wie war es jedoch möglich, in der frühen Neuzeit seine religiöse Gesinnung zu verbergen, wenn man als protestantischer Künstler in einem katholisch geprägten Umfeld lebte oder auch umgekehrt als Katholik aus dem Süden die Alpen überquerte, um in einem protestantischen Umfeld zu wirken.
Die Vorlesung widmet sich der Frage, wie Konflikte von staatlicher und religiöser Macht und Widerstand in der Kunst verhandelt wurden. Dieses Problem soll an ausgewählten Werken erörtert sowie Techniken und Strategien künstlerischen Widerstandes vorgestellt werden.
Wintersemester 2019/20
- "Natürliche Fratzen, entstellte Gesichter. Zur Entstehung und Entwicklung der modernen Karikatur"
Seminar von Dr. Lea Hagedorn
Heute ist die politische Karikatur selbstverständlicher Bestandteil medial vermittelter Debattenkultur. Überzeichnete Gesichter von Prominenten und szenisch verdichtete Großereignisse unterhalten, stellen bloß und regen Spott an. Bisweilen lösen Karikaturen auch Konflikte mit eigenen Eskalationsdynamiken aus, wie etwa die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo. Um das breite Wirkpotenzial der Karikatur zwischen harmloser Belustigung, bissiger Provokation und scharfer Polemik zu begreifen, geht das Seminar zurück an die Anfänge der Gattungsgeschichte.
Erstmals Verwendung fand der Karikatur-Begriff im Italien des späten 16. Jahrhunderts; in der deutschsprachigen Kunsttheorie taucht er seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehäuft in Erscheinung. Allerdings bezog er sich zunächst auf sehr unterschiedliche Bildformen: Affektstudien fielen ebenso unter den Karikaturbegriff wie Charakterköpfe oder überzeichnete Bildnisse. „Karikieren“ konnte ebenso das absichtliche Entstellen menschlicher Gesichtszüge meinen wie die wirklichkeitsgetreue Darstellung hässlicher Gesichter. Eine Karikatur konnte dementsprechend künstlerische Fingerübung, Gesellschaftssatire, belustigendes Spiel mit der menschlichen Physiognomie aber auch justiziable Angriffe auf Personen oder Kollektive sein.
Sommersemester 2018
- "Parodie und Pasquinade"
Ringvorlesung von Prof. Dr. Jürgen Müller, Dr. Wolf Seiter und Giuseppe Peterlini
Parodien gehören der klassischen Spottkultur an und überschreiten schon in der Antike die Grenzen der Harmlosigkeit. Die Bildkunst der Renaissance entdeckt die Parodie als modernes Format der Kritik. Sie eignet sich für ironische und unverhohlene Bildakte mit poetischen, sozialen und emotionalen Tragweiten des Herabsetzens. Werke, Stile und künstlerische Normen werden bildhaft lächerlich gemacht, Künstler persönlich beleidigt. Hinter allen diesen Phänomenen stellt sich die Frage nach einer anthropologischen Dimension der Parodie. Heute findet sich die Parodie zumeist als Teil der Populärkultur, vor allem im Medium der Filmkomödie ist sie omnipräsent. In der Frühen Neuzeit gehört sie hingegen einem Spezialdiskurs an, der ausschließlich Künstler und Kenner adressiert.
Die Ringvorlesung will unterschiedliche Beispiele und Konzepte des parodistischen Bildes der Frühen Neuzeit diskutieren. Dabei werden Albrecht Dürer und Giovanni Bellini als Pioniere der Parodie vorgestellt. Anhand zahlreicher weiterer Spötter wie Jan van Amstel oder Dirck Vellert bis hin zu Caravaggio und Rembrandt soll das Spektrum bildlichen Schmähens eingefangen werden. Im überhitzten Zentrum dieser neu entdeckten Arena der Bilder ist Michelangelo auszumachen, der selbst zum bevorzugten Gegenstand der Parodie avanciert. Bildliches Parodieren gilt es darüber hinaus in seiner Abhängigkeit von literarischen Konventionen zu erfassen. Dabei wird seinem Verhältnis zur Schmähdichtung besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Die Vorlesung findet im Kontext des SFB „Invektivität“ statt und stellt das Forschungsvorhaben „Parodie und Pasquinade“ des Teilprojekts F vor. Mit der Veranstaltung soll eine chronologische Reihe der Bildparodie bis in die Popkultur eröffnet werden. Die Vielfalt der Entstehungs-Zusammenhänge und Wirkungsräume ist auch für breiteres Publikum von Interesse. Ob darüber hinaus für Studierende die Möglichkeit besteht, die Veranstaltung mit einer Klausur abzuschließen, wird noch bekannt gegeben.
Wintersemester 2017/18
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"Parodie in der bildenden Kunst der frühen Neuzeit"
Ringvorlesung
Die Ringvorlesung „Parodie in der Kunst der frühen Neuzeit“ will über Geschichte und Funktion der Parodie in der Kunst ab 1500 informieren. Anhand exemplarischer Betrachtungen sollen die Möglichkeiten parodistischen Bildersprechens vorgeführt und die zum Teil schwer erkennbaren Elemente vorgestellt werden. Die Vorlesung steht im Zusammenhang mit dem SFB 1285 „Invektivität – Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ und soll durch zahlreiche Gastbeiträge ein möglichst breites Spektrum von Themen und Bildern abdecken.
Die Parodie verwandelt einen hohen Gegenstand in ein niedriges Abbild. Dadurch ist sie über den Bezug zu einem Vorbild definiert. Ihre Optionen sind Deformation und Sinnverkehrung.
Parodien gehören der klassischen Komik an und überschreiten schon in der Antike die Grenzen der Harmlosigkeit. Die Bildkunst der Renaissance entdeckt die Parodie als modernes Format der Kritik. Sie eignet sich für ironische und unverhohlene Bildakte mit poetischen, sozialen und emotionalen Tragweiten des Herabsetzens. Werke, Stile und künstlerische Normen werden spöttisch kommentiert, Künstler persönlich beleidigt. Hinter allen diesen Phänomenen stellt sich die Frage nach einer anthropologischen Dimension der Parodie. Heute findet sich die Parodie zumeist als Teil der Populärkultur, vor allem im Medium der Filmkomödie ist sie omnipräsent. In der Frühen Neuzeit gehört sie hingegen einem Spezialdiskurs an, der ausschließlich Künstler und Kenner adressiert.
Die Ringvorlesung will unterschiedliche Beispiele und Konzepte des parodistischen Bildes der Frühen Neuzeit diskutieren. Dabei werden Albrecht Dürer und Giovanni Bellini als Pioniere der Parodie vorgestellt. Anhand zahlreicher weiterer Künstler wie Jan van Amstel oder Dirck Vellert bis hin zu Caravaggio und Rembrandt soll das Spektrum bildlichen Schmähens eingefangen werden. Im überhitzten Zentrum dieser neu entdeckten Arena der Bilder ist Michelangelo auszumachen, der selbst zum bevorzugten Gegenstand der Parodie avanciert.
Bildliches Parodieren gilt es darüber hinaus in seiner Abhängigkeit von literarischen Konventionen zu erfassen. Dabei wird seinem Verhältnis zur Schmähdichtung besondere Aufmerksamkeit zukommen. Die Vorlesung findet im Kontext des SFB „Invektivität“ statt und stellt das Forschungsvorhaben „Parodie und Pasquinade“ des Teilprojekts F vor. Mit der Veranstaltung soll eine chronologische Reihe der Bildparodie bis in die Popkultur eröffnet werden. Die Vielfalt der Entstehungs-Zusammenhänge und Wirkungsräume ist auch für breiteres Publikum von Interesse.