07.12.2016
TUD-Bildungsexperte baut Forschungkontakt zu kanadischen "First Nations" auf
Eigentlich beschäftigt sich der TUD-Erziehungswissenschaftler Dr. Michael Hecht mit dem Verhältnis von Schule zu informeller außerschulischer Bildung in Deutschland. Doch durch ein internationales Symposium im kanadischen Toronto vor zwei Jahren kam er auf die Idee, sich auch der kulturellen Bildung der amerikanischen Ureinwohner zuzuwenden.
So schloss sich der Dresdner im Oktober einem Forschungsteam der Ryerson Universität Toronto an und flog in den abgelegenen Norden Ontarios zu den Oji-Crees, einem „First-Nation“-Stamm.
Finanziert wurde dieser Forschungsaufenthalt durch die Programmlinie cooperations@TUD im Förderprogramm des Zukunftskonzepts zur Umsetzung der Internationalisierungsstrategie „TU Dresden – Mit der Welt verbunden“.
„Traditionen, Kultur und Wissen der kanadischen Indianer wurden in den letzten 150 Jahren systematisch zerstört“, berichtet Michael Hecht. „Die heute lebenden Indianer leben zerrissen zwischen ihrer eigenen und der ‚westlichen‘ Kultur. Ihre Kinder müssen in weit entfernte Internate und werden dort assimiliert. Deshalb ist es wichtig, dass sie außerhalb der Schule Zugang zu ihren Traditionen und damit auch zu ihrer Identität bekommen.“
Im kommenden Sommer wird daher die ganze indianische Gemeinde zu einem dreiwöchigen „Elder-Youth-Retreat“, einer Art spirituellen „Rüstzeit“, in die Natur fahren. „Hierbei wollen die Stammesältesten ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben.“
Da so viel an tradiertem Wissen verloren gegangen ist, ist der Stamm sehr an Forschungskooperationen interessiert. „Durch teilnehmende Beobachtung wollen wir das nur noch bruchstückhaft vorhandene Wissen um Stammestraditionen sammeln und zusammentragen“, erläutert Michael Hecht, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TUD-Professur für Schulpädagogik. „Andererseits erhoffen wir für uns Impulse über Lernerfahrungen außerhalb des Klassenzimmers.“
So werde in Deutschland zunehmend Schulkindern die Möglichkeit eingeräumt, einige Wochen außerhalb der Schule besondere Erfahrungen zu machen, die sie auf andere Art weiterbringen, z.B. eine Wanderung auf den Spuren der Vorfahren nach Polen oder eine Fahrradtour bis ans Meer. „Hier können wir sicherlich im Austausch mit den First Nations auch für uns viel lernen“, hofft der Dresdner Bildungsforscher.