Populationsdynamik und Migrationsmuster von Wildkatzen im Verbundlebensraum Südharz, Kyffhäuser
Projektleiter: Dipl.-Biol. Malte Götz
Projektbearbeiter: Dipl.-Lök. Saskia Jerosch, Dipl.-Biol. Malte Götz
Laufzeit: 2010-2014
Auftraggeber/Finanzierung: Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V., Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Dr. Joachim und Hanna Schmidt Stiftung für Umwelt und Verkehr
Schlagworte: Felis silvestris silvestris, Migration, Ökologie, Population, Telemetrie, Offenland
Projektbeschreibung:
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris, Schreber 1777) besiedelt heute aufgrund des Lebensraumverlustes nur noch ca. 10% ihres ursprünglichen Areals, wobei sich ihre Verbreitung in Deutschland überwiegend auf großflächig bewaldete Mittelgebirgsregionen beschränkt. Seit einigen Jahren wird jedoch ein positiver Ausbreitungstrend in ehemalige Vorkommensgebiete von Experten dokumentiert. Bisherige Studien zur Art fokussierten überwiegend auf Raum-Zeit-Muster in bewaldeten Kernlebensräumen wie dem Harz und der Eifel. Aufgrund der inselartigen Verbreitung in Deutschland sind für einen längerfristigen Erhalt dieser international gefährdeten Art (FFH-Richtlinie: Anhang II+IV) jedoch zusätzliche Kenntnisse zur Migration und Populationsdynamik auch in als „suboptimal“ geltenden Lebensräumen unerlässlich. Diese Telemetriestudie zwischen Südharz und Kyffhäusergebirge kommt der im Wildkatzen-Aktionsplan (Birlenbach & Klar 2009) geforderten Erweiterung des ökologischen Kenntnisstandes nach, wobei bisher unbekannte Ansprüche und Mechanismen zur Ausbreitung innerhalb einer Metapopulation im Vordergrund stehen. In der „Goldenen Aue“, als offenlandgeprägter Verbundlebensraum zwischen besiedelten Waldgebieten, wird die Raumnutzung von Wildkatzen untersucht. Dabei sollen Fragen zum allgemeinen Raum-Zeit-Muster (resident, transient), zur Populationsstruktur (Alter, Geschlecht) und zur Habitatpräferenz, insbesondere abwandernder Jungtiere geklärt werden. Darüber hinaus sollen potentielle Gefährdungen, wie die Hybridisierung mit Hauskatzen und die Straßenverkehrsmortalität, speziell in Verbundlebensräumen evaluiert werden. Mit Hilfe der gewonnenen Daten können Maßnahmen für die Gestaltung von Verbundlebensräumen abgeleitet werden, die eine Vernetzung von Teilpopulationen fördern.
Bisherige Ergebnisse (Stand Ende 2011):
Im ersten Untersuchungsjahr wurden vier Wildkatzen (2 ♂; 2♀) außerhalb geschlossener Waldareale gefangen und mit Senderhalsbändern markiert. Sie liefern seitdem eindrucksvolle Habitat-Nutzungs-Daten aus einem kulturlandschaftlich geprägten Offenland-Lebensraum. Erste Ergebnisse lassen vermuten, dass es sich um residente Individuen handeln, die den agrarwirtschaftlich geprägten Lebensraumausschnitt zwischen zwei besiedelten Waldgebieten dauerhaft nutzen. Reproduktionsereignisse konnten bisher nicht festgestellt werden.
Publikationen:
JEROSCH & GÖTZ (2011): Ist die offene Kulturlandschaft ein Wildkatzenlebensraum? – Erste Ergebnisse einer Telemetriestudie in einem Verbundlebensraum. Beiträge zur Jagd- & Wildtierforschung 36:369-376