Preis diversitätssensible Lehre 2022
Die TU Dresden vergibt auch 2022 wieder Lehrpreis für diversitätssensible Lehre. Ziel des Lehrpreises ist es, Lehrpersonen und / oder Lehrkonzepte zu würdigen, die sich mit Diversität bzw. einer oder mehreren Diversitätsdimensionen (z. B. Geschlecht, Inklusion, Herkunft, Familienaufgaben …) im Sinne der Diversity Strategie 2030 der TU Dresden beschäftigen. Auf diese Weise tragen die Lehrveranstaltungen und Lehrpersonen dazu bei, Studierende für Vielfalt im universitären (und gesellschaftlichen) Alltag zu sensibilisieren. Zugleich soll der Lehrpreis die hohe Relevanz diversitätssensibler Aspekte im Rahmen exzellenter Lehre für alle Studierenden wirksam exponieren.
Preisträgerin 2022:
Beatrice Schuchardt, Französische Literatur- und Kulturwissenschaft: Ciné- Diversité? Diversität in Französischen Filmkomödien (Proseminar)
Im Fokus des Proseminars "Ciné-Diversité? Diversität in französischen Filmkomödien" aus dem WS 2021/22 stand die kritische Betrachtung der Darstellung von geschlechtlicher und kultureller Diversität sowie von Disability und zeitgenössischen französischen Komödien ab 2010. Bei der Analyse von in Frankreich ebenso wie international erfolgreichen Produktionen wie "Ziemlich beste Freunde", der "Monsieur Claude"-Reihe oder "Kennen Sie die Béliérs" wurde die wirtschaftliche Komponente der Vermarktung von Diversität durch die Filmindustrie mitreflektiert. Das Seminar sondierte, warum sich die Gattung Komödie besonders zur Darstellung von Diversität eignet und worauf sich ihr Erfolg sowie ihre Beliebtheit gründen. In einem niedrigschwellig zugänglichen, hybriden Format erörterten wir interaktiv und unter Rückgriff auf kooperative Online-Tools, wie divers die betrachteten Filmbeispiele wirklich sind. Dabei richteten wir den Blick auch auf der Ebene Produktion, d.h. auf die vor und hinter der Kamera beteiligten Akteur:innen.
Unterlaufen die Filme Stereotype und Klischees oder affirmieren sie diese? Können und wollen sie zur Diversifizierung von Gesellschaft beitragen - oder dienen ihre 'diversen' Figuren vor allem dem Zweck der Unterhaltung? Bezeugen die Filme ein gestiegenes Bewusstsein um Diversität? Und wie ist es um unsere eigene Diversität als (universitäres) Publikum bestellt? Wo liegen unsere 'blind spots'? Bedeutet 'divers sein' automatisch Immunität gegen klischeehaftes Denken und Vorurteile? Diesen und anschließenden Fragen gingen wir gemeinsam nach.
Die Teilnehmer:innen wurden im Verlauf des Kurses selbst zu Forschenden, die in Kleingruppen zu einem selbst gewählten Filmbeispiel arbeiteten und die Ergebnisse Ihrer Arbeit mit dem Plenum diskutierten. Alle Seminarergebnisse, Debatten und Fragen wurden vor, während und nach den synchronen Sitzungen als Mindmaps festgehalten, was Lernergebnisse sicherte und visualisierte, besprochene und offene Fragen festhielt und half, den roten Faden des Kurses sichtbar zu machen und stringent zu verlogen. Fragen konnten so auch im Nachhinein der Lerneinheiten gestellt, diskutiert und geklärt werden. Inhalte wurden in komplexer und einfacher Sprache festgehalten. Synchrone und asynchrone Sitzungen, Präsenz- und Onlinelehre wechselten einander ab. Die hybride Teilnahme war in allen Sitzungen möglich, was von (vorübergehend) erkrankten Studierenden und Teilnehmer:innen mit persönlichen Herausforderungen begrüßt wurde. Beiträge waren schriftlich und mündlich möglich, um Hemmungen abzubauen.
Anerkennung 2022:
Xiaoping Xie & Runzhu Gu, Wissenschaftsarchitektur: Towards the Digital Urban Era (Internationales gemeinsames Seminar)
Im Wintersemester 2021/2022 haben Studierende aus vier Universitäten, nämlich der TUD (Koordinator), der Kyushu University (Japan), der Norwegian University of Science and Technology (Norwegen) und der Zhejiang University (China) an dem gemeinsamen Seminar "Towards the Digital Urban Era" teilgenommen. Die hybride Lehr- und Lernform hat die universitätsübergreifende Zusammenarbeit - einschließlich Diskussionen, Workshops und Fragebogenerhebungen - so gestaltet, dass eine zeitnahe Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden über Universitätsgrenzen hinweg ermöglicht und die zeitlichen und räumlichen Beschränkungen für gemeinsames Lehren und Lernen auf dem asiatischen und europäischen Kontinent überwunden wurden. Das multikulturelle Lehr- und Lernumfeld bietet den Seminarteilnehmern ein intensives Training im Denken über kulturelle und sozioökonomische Grenzen hinweg und in der Zusammenarbeit in internationalen Teams. Die interdisziplinären Lehrressourcen der vier Universitäten wurden eingesetzt, um den Studierenden ein tiefgreifendes Verständnis für die verschiedenen Facetten des digitalen urbanen Zeitalters zu vermitteln.
Das Preisgeld wird von der Hochschulgruppe unter anderem dazu verwendet, die gemeinsame Lehrveranstaltung fortzusetzen und darüber hinaus weitere weitere Lehr- und Forschungskooperationen im Rahmen dieser internationalen Partnerschaft zu entwickeln.
Prof. Dr. Moritz Ingwersen, Professur Literatur Nordamerikas SK Future Studies und Dr. Alison Sperling (TU Berlin): Global Weirding: Human-Environment Estrangements in Literature, Art and Theory
Bei dem Projekt „Global Weirding: Human-Environment Estrangement in Literature, Theory and Art“ handelte es sich um ein interdisziplinäres Seminar in englischer Sprache, das im Co-Teaching Team unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Moritz Ingwersen (Nordamerikanistik/Future Studies, TUD) und Dr. Alison Sperling (Kulturwissenschaft/Wissenschaftstheorie, TU Berlin) durchgeführt und von Gastvorlesungen und Seminarbesuchen führender internationaler Expert:innen der Environmental Humanities begleitet wurde. Ziel des Seminars war es u.a. künstlerische und philosophische Perspektiven zur kulturellen Wahrnehmung und Aushandlung der Umweltkrise zu diversifizieren und unter Aspekten sozialer Gerechtigkeit kritisch zu beleuchten. In Anknüpfung an das literarische Genre der New Weird Fiction, folgte das Seminar der Einsicht, dass künstlerische und literarische Strategien des Surrealen, der Spekulation, des Unheimlichen und der Verfremdung insbesondere geeignet sind, um ein gesellschaftliches Bewusstsein für die systemischen und sozialen Zusammenhänge des Klimawandels zu schärfen. Um Studierende für die politische Dimension von verkörperten und situierten Umweltbeziehungen im Anthropozän zu sensibilisieren und deren kulturellen Narrative kritisch zu historisieren, wurden insbesondere Werke queer/feministischer und nicht-weißer Autor:innen und Künstler:innen in den Vordergrund gerückt.
Im Rahmen der angegliederten Global Weirding Lectures hatten Studierende die Möglichkeit in den direkten Austausch mit renommierten nordamerikanischen Wissenschaftler:innen und Autor:innen zu treten, deren Texte die Grundlage des Seminars lieferten. Mit dem Ziel ein breites Spektrum an Kompetenzen anzusprechen, bestand für Studierende die Möglichkeit als Kursleistung eigene kreative Zugänge zur Ästhetik des Global Weirding zu entwickeln. So entstand im Laufe des Kurses ein spannendes Archiv von Zeichnungen, Collagen, Kurzgeschichten, Gemälden, Skulpturen, und Musikstücke, die sich kritisch, multimodal und kreativ mit der Erfahrung von „post-normalen“ Mensch-Umwelt-Beziehungen auseinandersetzten. Eine pädagogische Reflexion der thematischen, theoretischen und methodologischen Konzeption dieses Kurses wurde auf der Jahrestagung der Science Fiction Research Association 2022 in Oslo vorgestellt. Das Projekt wurde durch das IMPRESS Virtual-Exchange Programm zur Internationalisierung der Lehre an der TU Dresden gefördert.
Melanie Ludwig, Zentrum für Weiterbildung: TUTORING- Methodisch-didaktische Basisqualifizierung für Fachtutor:innen aller Studiengänge der TU Dresden
Das grundlegende Ziel der TUTORING-Basisqualifizierung ist es, Fachtutor:innen didaktisch-methodische Grundkompetenzen zu vermitteln. Für den Austausch von Anregungen und Erfahrungen wird ein Rahmen geschaffen, bei dem Freude am Lehren und die Übungspraxis im Vordergrund stehen. Diversitätssensible Interaktion wird dadurch angeregt, dass durch bewussten Einsatz von Tutorinnen in Angeboten für Ingenieurwissenschaften und MINT-Fächern einer Stereotypisierung entgegengewirkt und das Thema Frauen und deren Selbstverständnis in der Lehre angesprochen wird. Vielfältige Lehrmethoden werden eingesetzt, um eine möglichst breite Beteiligung der Tutor:innen zu fördern. Es gibt eine Mischung von asynchronen und synchronen Angeboten. Studierende mit herausfordernden Wochenplänen, junge Familien als auch internationale Studierende erhalten die Möglichkeit, sich mithilfe der online zur Verfügung gestellten Lehr-/Lernmaterialen mit den Inhalten zu beschäftigen und diese zur Wiederholung der Inhalte zu nutzen. Peertreffs zum inhaltlichen und fachlichen Austausch und der Einsatz von Meta-Tutor:innen fördern die Vernetzung der jungenden Lehrenden. Individuelles Coaching und Hospitation bei besonderen Bedarfen werden angeboten. Evaluationsergebnisse zeigen, dass bei den vergangenen TUTORING- Qualifizierungsangeboten ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis unter den angemeldeten Teilnehmenden vorlag. Wir freuen uns sehr über die Anerkennung und wollen diese bestenfalls in weitere Angeboten für Tutor:innen zum Thema Diversitätssensibilität investieren.
Die Preisverleihung wird im Rahmen der nächsten Senatssitzung am 08. Juni 2022 stattfinden. Das Prorektorat Universitätskultur und das Sachgebiet Diversity Management gratulieren den Ausgezeichneten herzlich!
Leiterin Sachgebiet Diversity Management
NameDr. Sylvi Bianchin
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