Dimensionen gelingender Mitbestimmung
Mitbestimmung kann auf verschiedenen Ebenen und bereits im Kleinen ermöglicht werden. Der Einbezug der Lernenden in die Gestaltung von Lehr-Lern-Settings fördert pädagogische Beziehungen und wirkt sich positiv auf das Lernverhalten aus (Eikel 2006: 7). In der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993) werden drei Grundbedürfnisse formuliert: Autonomie, Anerkennung und Zugehörigkeit. Eikel (2006) leitet daraus drei Dimensionen selbstbestimmten Handelns in Lehr-Lern-Settings ab (ebd.):
-
Selbstbestimmung der einzelnen Lernenden in dem Sinne bedeutet, dass sie bspw. über Themen, Fragen und die Art der Auseinandersetzung selbstbestimmt und frei Entscheidungen treffen können. Selbstbestimmtes Handeln steigert die intrinsische Motivation zur Auseinandersetzung und kann somit zu gelingenden Lern- und Entwicklungsprozessen beitragen (Deci, Ryan 1993: 233f).
-
Wirksames Handeln bedeutet, dass die Lernenden durch Lern- und Entwicklungsprozesse befähigt werden, ihre Lebenswelt aktiv mitzugestalten. Das bezieht sich auf das Miteinander in der Schule sowie auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Handlung im Lehr-Lern-Kontext muss, im Sinne der Sinnkonstruktion, bedeutungsvoll für die Tätigkeit der Lernenden auch außerhalb dieses Lehr-Lern-Settings sein.
-
Zugehörigkeit und Kooperation meinen den Einbezug der Lernenden in die Ausgestaltung des Miteinanders und der sozialen Beziehungen vor Ort sowie kooperatives Arbeiten in Lern- und Entwicklungsprozessen. Denn gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse brauchen Momente gemeinsamer Bedeutungsaushandlung (Jung, Steffens 2022). In ihnen wird zwischen allen Lernenden Konvergenz, Sinnkonstruktion, Aushandlung von Gültigkeit sowie eine gemeinsame Perspektiventwicklung ermöglicht (Reitinger 2016: 46).
Die Lernenden erfahren echte Mitbestimmung in Lehr-Lern-Kontexten dann, wenn Selbstbestimmung, wirksames Handeln, Zugehörigkeitsgefühl sowie Kooperation ermöglicht werden. Dies wird maßgeblich durch die Lehrperson anhand der Auswahl von Methoden, Sozial- und Organisationsformen ermöglicht. Werden nicht alle Dimensionen in ihrer Verschränkung berücksichtigt, wird schnell in die „Scheinfalle“ getappt. Unter “Was hab ich denn davon?” finden Sie zwei Fallbeispiele zum Thema Mitbestimmung.
Im Folgenden werden für die Themen Lernen und Entwicklung, Leistungsüberprüfung und Schul- bzw. Universitätskultur erste Impulse angeboten, wie Lernenden Mitbestimmung ermöglicht werden kann. Unter “Methoden” finden Sie darüber hinaus eine Auswahl an digitalen und analogen Tools und Methoden, die Sie dabei unterstützen können.