Teilprojekt 6: Phasenübergreifende Vernetzung und Fortbildung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen
Ziele
Das Teilprojekt hat zum Ziel, die phasenübergreifende Vernetzung zwischen Universität, Studienseminar sowie Trägern von Fort- und Weiterbildungsangeboten für das Lehramt an berufsbildenden Schulen im Sinne einer integrativen Lehrer:innenbildung zu initiieren sowie tragfähige Strukturen für eine langfristige Verzahnung der Ausbildungsphasen zu entwickeln. Darüber hinaus sollen zentrale Forschungsergebnisse der Teilprojekte 1 bis 5 in Form verschiedener Fortbildungsformate der schulischen Praxis zugänglich gemacht werden. Neben dem Transfer der Ergebnisse in die zweite und dritte Phase der Lehrer:innenbildung in Sachsen wird eine bundesweite Verbreitung innerhalb der Hochschullehre für das berufsbildende Lehramt angestrebt. Die geplante enge Zusammenarbeit mit der zweiten und dritten Phase der Lehrer:innenbildung bietet die Chance, den Professionalisierungsprozess von Lehrenden für berufsbildende Schulen zu unterstützen sowie adäquate Praxis- und Berufsbezüge auszubauen.
Bereits in der ersten Phase der Lehrer_innenbildung besteht an deutschen Hochschulen die Herausforderung, die drei Säulen Bildungswissenschaft, Fachwissenschaft sowie Fachdidaktik bzw. berufliche Didaktik für Studierende in mindestens zwei Fächern bzw. Beruflichen Fachrichtungen in Einklang zu bringen. Im Lehramt für berufsbildende Schulen kommt hinzu, dass den Beruflichen Fachrichtungen jeweils mehrere Bezugsdisziplinen zugeordnet werden können. Die curriculare Vernetzung fachwissenschaftlicher und berufsfelddidaktischer Inhalte ist derzeit in den Beruflichen Fachrichtungen in unterschiedlichem Maße gestaltet. Fragestellungen der jeweiligen Fachwissenschaften sind dabei nur selten auf die Lerngegenstände beruflicher Bildungsprozesse ausgerichtet.
Weiterhin fordert die dreiphasige Ausbildung von Lehrer_innen einen übergreifenden Professionalisierungsprozess. Ziel muss es sein, universitäre und stärker berufspraktisch ausgerichtete Ausbildung so zu verschränken, dass ein „systematischer, kumulativer Erfahrungs- und Kompetenzaufbau erreicht wird“ (KMK 2004 i. d. F. v. 2019, S. 4).
Während das Referendariat als zweite Phase der Lehramtsausbildung das praktische Handeln im Kontext von Schule fokussiert, obliegt es der ersten Phase, Theorievermittlung sowie „ein (Nach-) Denken über Schule und Unterricht ohne die (engen) Grenzen der ‚Realität‘ der Schulpraxis“ (Liebig/ Schweder 2020, S. 221) zu leisten. „Dies entbindet die Hochschule jedoch keinesfalls von ihrer Aufgabe, eine Verbindung zwischen der ‚Realität‘ der Schulpraxis und der ‚Realität‘ des Studiums zu schaffen“ (ebd.), was bisweilen überwiegend auf die Begleitung und Reflexion der Schulpraktischen Studien begrenzt ist. Neben erster und zweiter Ausbildungsphase muss auch die Fort- und Weiterbildung als dritte Phase der Lehrer_innenbildung Berücksichtigung finden, um berufliche Kompetenzen langfristig zu erhalten und zu aktualisieren (vgl. KMK 2004 i. d. F. v. 2019, S. 4).
Oft werden bei der Diskussion des Theorie-Praxis-Verhältnisses die jeweilige Logik sowie spezifische Rahmenbedingungen der Ausbildungsorte jedoch zu wenig berücksichtigt (vgl. Liebig/Schweder 2020, S. 215), was die Notwendigkeit eines verstärkten Austauschs zwischen den drei Phasen unterstreicht.
Eine weitere Besonderheit im Lehramt für berufsbildende Schulen ist im doppelten Praxisbezug zu sehen, d.h. die Lehramtsausbildung muss sich sowohl auf die Schulpraxis, als auch auf die Praxis der Ausbildungsberufe beziehen. Nach der Idee des „Berufspädagogischen Dreideckers“ müsste das berufliche Handeln bereits in der universitären Phase der Lehramtsausbildung über das verpflichtende Berufspraktikum hinaus häufiger mitgedacht werden (vgl. Martin 2016, S. 21).
Quellen
- KMK (2019): Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004 i. d. F. vom 16.05.2019. Bonn.
- Liebig, M. / Schweder, M. (2020): Schulpraxis auf DIN A0. Poster(-präsentationen) als eine Form der Reflexion von Unterricht. Herausforderung Lehrer_innenbildung, Band 3, Nr. 2. verfügbar unter: https://doi.org/10.4119/hlz-2498, S. 21–231.
- Martin, M. (2016): Der Berufsdidaktische Dreidecker. In: Haushalt in Bildung und Forschung 01/2016, verfügbar unter: https://www.budrich-journals.de/index.php/HiBiFo/article/view/22272/19487, S. 16-31.
Im Rahmen der Projekttätigkeit wird zunächst eine zielgruppenadäquate Aufarbeitung von Projektergebnissen für die phasenübergreifende Kooperation erfolgen. Darauf aufbauend werden geeignete Kooperationsformate (z.B. Arbeitsgruppen, Workshops etc.) entwickelt und gemeinsam mit allen Phasen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der beruflichen Arbeitswelt erprobt. Schließlich sollen Formate und Strukturen, die sich im Projektzeitraum bewähren, verstetigt und mit Hilfe der zentralen Koordinationsstelle im ZLSB langfristig aufrechterhalten werden.
- 2. Quartal 2021: Netzwerktreffen mit Vertreter/innen aller Ausbildungsphasen
- 2. Quartal 2022: Vorstellung erster Projektergebnisse (Zwischenergebnisse)
- 1. Quartal 2023: Netzwerktreffen mit Vertreter/innen aller Ausbildungsphasen
- 3. Quartal 2023: Netzwerktreffen mit Vertreter/innen aller Ausbildungsphasen
30.08.2021: Erhebung des aktuellen Standes phasenübergreifender Kooperationen und Vernetzungsbedarfe an den Professuren des Instituts für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken der TU Dresden durchgeführt lesen
Leitung
Prof. Dr. Johann Gängler
Professur für Sozialpädagogik einschließlich ihrer Didaktik