Bilaterales DFG-Projekt (D/CZ): „Linking microclimate, deadwood microbial diversity, adaption mechanisms and ecosystem processes (MicroLink)“
2021-2025, Friederike Roy & Harald Kellner, gemeinsam mit Partnern der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag
Totholzabhängige Pilze und Bakterien gehören zu den artenreichsten Organismengruppen in Wäldern und tragen wesentlich zur Stabilität und Funktion entsprechender Ökosysteme bei, da sie maßgeblich am Abbau der organischen Substanz beteiligt sind. Bisher konzentrierten sich die meisten Studien auf den Zusammenhang zwischen der Vielfalt von Pilzen und Bakterien und ressourcen- sowie wirtsspezifischen Faktoren, wie z. B. dem Volumen des Totholzes oder der Baumartenidentität. Unser Verständnis darüber, wie abiotische Faktoren wie das Mikroklima holzabhängige Gemeinschaften und damit verbundene Ökosystemprozesse einschließlich der Zersetzung beeinflussen, ist jedoch bislang nur rudimentär. Zudem sind potenzielle Anpassungsmechanismen der Mikroorganismen an veränderte mikroklimatische Bedingungen noch wenig verstanden.
Derzeit sind unsere Wälder in bislang nie dagewesenem Ausmaß und in großer räumlicher und geografischer Ausdehnung vom klimabedingten Kronensterben betroffen, was das Mikroklima in Waldökosystemen verändert. Mikroklimatische Veränderungen finden darüber hinaus auch im Rahmen der regulären forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung durch Holzeinschlag und damit verbundene Eingriffe in das Kronendach statt. Um Prognosen zu verbessern und Maßnahmen zur Minderung der Folgen des Klimawandels entwickeln zu können, benötigen wir ein besseres Verständnis der Beziehungen zwischen Mikroklima, holzabhängiger Biodiversität und den damit verbundenen Zersetzungsprozessen.
In diesem Zusammenhang nutzen wir ein bestehendes, groß angelegtes Langzeitexperiment zum Totholzabbau im Bayerischen Wald und haben dort ein weiteres, neu konzipiertes Experiment integriert, um Hypothesen über den Einfluss des Mikroklimas auf die Assemblierungsmechanismen von Pilz- und Bakteriengemeinschaften, daraus resultierende Diversitätsmuster und zugehörige Zersetzungsprozesse zu testen. Dabei werden insbesondere molekulare Methoden eingesetzt, um Pilz- und Bakteriengemeinschaften zu charakterisieren und mehr über ihre Anpassungsmechanismen zu erfahren. Unsere Ergebnisse sollen die Entwicklung oder Verbesserung von forstlichen Bewirtschaftungskonzepten unterstützen und dabei helfen, ein Gleichgewicht zwischen Holzproduktion und biologischer Vielfalt im Wald zu finden. Dies ist besonders wichtig im Kontext des globalen Wandels, der zunehmenden Häufigkeit und Intensität klimabedingter Störereignisse und der laufenden Diskussionen über eine klimaresiliente, nachhaltige Forstwirtschaft.