TeichLausitz: Sicherung der Biodiversität durch nachhaltig bewirtschaftete Teichlandschaften in der Lausitz
Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt TeichLausitz möchte Biodiversität und Ökosystemleistungen in den fischereilich bewirtschafteten Lausitzer Teichlandschaften stärker in Wert setzen, um einen Beitrag zur Erhaltung der wertvollen Kulturlandschaft in der Region zu leisten. Inwertsetzung beschreibt dabei die Einbeziehung der vielfältigen Werte der Natur in Entscheidungen öffentlicher und privater Akteure.
Karpfenteichwirtschaft hat in der Lausitz eine lange und traditionsreiche Geschichte. Die eigens für die Fischerei angelegten Teiche bilden heute eine prägende Landschaftsform, welche nicht nur ein Refugium der Artenvielfalt darstellt, sondern auch ein geschätztes Ausflugsziel in der Region ist. Diese Landschaftsform kann nur durch eine kontinuierliche Pflege und Bewirtschaftung durch Teichwirt:innen erhalten werden. Andernfalls würden die Teiche verlanden und dadurch verloren gehen.
Jedoch steht die Teichwirtschaft aktuell vor schwierigen Herausforderungen, wie etwa einer Wasserknappheit bedingt durch den Klimawandel oder aber der Sicherstellung der ökonomischen Rentabilität der Betriebe. Das Projekt TeichLausitz zielt darauf ab, Empfehlungen für die Ausgestaltung von Förderprogrammen zu entwickeln, um die Teichwirtschaftsbetriebe dabei zu unterstützen, auch zukünftig ökologisch nachhaltig und betriebswirtschaftlich rentabel praktizieren zu können. Denn nur so können die Teichlandschaften, ihre Biodiversität und die von ihnen erbrachten Ökosystemleistungen für die Gesellschaft als Ganzes vergleichsweise kostengünstig erhalten bleiben. Mit Aufgabe der Teichwirtschaft müssten nämlich all die mit den Teichen verbundenen wertvollen Lebensräume, die durch europäische Naturschutzrichtlinien geschützt sind, z.B. durch staatlich finanzierte Landschaftspflege für die Gesellschaft erhalten werden.
Im Projekt TeichLausitz erforschen Wissenschaftler:innen des Internationalen Hochschulinstituts (IHI) Zittau der TU Dresden gemeinsam mit den Forschungspartnern vom Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam Sacrow (IfB) und dem Institut für Fischereiökologie am Thünen-Institut in Bremerhaven, wie die Lausitzer Teichlandschaften durch nachhaltige Bewirtschaftung erhalten werden können. An der Professur für Ökosystemare Dienstleistungen des IHI Zittau werden rechtliche und politische Rahmenbedingungen auf EU- und Bundesebene sowie insbesondere die umweltpolitischen Instrumente zur Förderung der Teichwirtschaft in den Ländern Brandenburg und Sachsen vergleichend untersucht. Darüber hinaus werden an der Professur die Ökosystemleistungen von Teichlandschaften identifiziert und mittels geeigneter Indikatoren quantifiziert und bewertet. Zusammen mit dem Praxispartner Biosphärenreservatsverwaltung Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft werden Workshops mit Vertreter:innen aus Behörden, Politik, Teichwirtschaft sowie Fischerei- und Naturschutzverbänden durchgeführt, um kontinuierlich praxisbezogenes Wissen in das Projekt einfließen zu lassen.
Im Juni 2022 fand im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft der Auftaktworkshop zum Projekt statt, um Herausforderungen und zukünftige Problemstellungen der Teichwirtschaft in der Lausitz zu analysieren, zu diskutieren und relevante Ökosystemleistungen für die Teichlandschaften in Brandenburg und Sachsen zu identifizieren. Aufbauend auf dem Workshop wurden relevante Ökosystemleistungen für die weitere Projektarbeit bestimmt, die nun in weiteren Schritten quantifiziert und bewertet werden.
Darüber hinaus hat das IfB im letzten Herbst verschiedene Teiche beprobt und Daten zur Untersuchung der Biodiversität erhoben. Im Oktober und November 2022 wurde die Abfischung ausgewählter Untersuchungsteiche begleitet. In der traditionellen Teichwirtschaft ist das Abfischen immer noch schwere Handarbeit, bei der unter hohem Tempo oft mehrere Tonnen Fisch gefangen, sortiert, in Transportbecken verteilt und in die Hälterung abtransportiert werden müssen. Einen dieser Termine hat unsere IHI-Projektmitarbeiterin Rosa Hildebrandt begleitet. Tatkräftig konnte sie bei der anstrengenden Arbeit mithelfen und detaillierte Einblicke in die praktische Arbeit der Karpfenteichwirtschaft gewinnen.
Am 7. März 2023 findet ein zweiter Workshop im Haus der Tausend Teiche im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide-und Teichlandschaft statt, der sich der Neugestaltung der Förderung von Naturschutzmaßnahmen in der Teichwirtschaft in Sachsen und Brandenburg ab 2023 widmet.
Autor:innen: Irene Ring, Linda Rogge, André Tiemann und Rosa Hildebrandt