Syrische Distel: Wildnis
Die Syrische Distel (Notobasis syriaca (L.) CASS.) steht stellvertretend für über 70 Pflanzenarten mit Stacheln oder Dornen, die in Israel fast in allen Regionen des Landes vorkommen.
Die Bibel kennt mehr als 20 Namen für solche Pflanzen. Genaue botanische Zuordnungen sind schwierig, da die Bibel diese Begriffe oftmals unspezifisch gebraucht.
Für die Ackerbauern in biblischer Zeit waren die Disteln eine Plage, weil sie die Saat überwucherten und erstickten. Das Jäten der Felder gehörte zu den notwendigen Arbeiten, um die Ernte und damit den Lebensunterhalt zu sichern: „Am Acker eines Faulen ging ich vorüber, am Weinberg eines unverständigen Menschen: Sieh da, er war ganz überwuchert von Disteln, seine Fläche mit Unkraut bedeckt, seine Steinmauer eingerissen. Ich sah es und machte mir meine Gedanken, ich betrachtete es und zog die Lehre daraus: Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen. Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, die Not wie ein zudringlicher Bettler.“ (Spr 24,30-34).
Die Bibel geht auf die Mühsal ums tägliche Brot schon in den ersten Kapiteln ein. Disteln und Dornen sind Symbol für Erschwernis, Unwirtlichkeit, Überlebenskampf (Gen 3,17-19). Ein mit Disteln überwuchertes Land ist Synonym für die lebensfeindliche Wildnis als Gegensatz zum bewohnbaren Kulturland: „An jenem Tag wird jedes Grundstück, auf dem jetzt tausend Weinstöcke im Wert von tausend Silberstücken stehen, voll von Dornen und Disteln sein. Nur mit Pfeil und Bogen geht man dorthin; denn das ganze Land ist voll von Dornen und Disteln. Aus Angst vor den Dornen und Disteln geht man auf keinen von all den Bergen mehr, die man jetzt noch mit der Hacke bearbeitet.“ (Jes 7,23-25). So beschreibt der Prophet Jesaja die Verwüstung im Nordreich nach der Eroberung durch die Assyrer.
Verletzende, schmerzhafte Aspekte der Dornen fließen ein, wenn Ezechiel die Bewohner feindlicher Nachbarländer als „stechenden Dorn und verletzenden Stachel“ bezeichnet (Ez 28,24). Auch Gideon, einer der politischen und militärischen Führer Israels aus der Zeit vor dem Königtum (die so genannten Richter) droht mit Gewalt und Schmerz, wenn er abtrünnigen Untertanen ankündigt: „Wahrhaftig, wenn der Herr Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gegeben hat, dann dresche ich euch den Leib mit Wüstendornen und Stechdisteln.“ (Ri 8,7.16).
Text der Informationstafel im Botanischen Garten, © Professur für Biblische Theologie (katholisch) und Dr. Barbara Ditsch