Zimtkassie: Düfte
Verschiedene Baumarten liefern Zimtrinde. Das hochwertigste Material stammt vom Echten Zimtbaum (Cinnamomum zeylanicum BLUME). Der Chinesische Zimtbaum (Cinnamomum aromaticum NEES), auch Zimtkassie genannt, weist weniger Aromastoffe auf, seine Rinde schmeckt herber. Der Zimt-Duft entsteht erst bei der Verarbeitung. Das Gewürz hilft auch gegen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich.
Das hebräische qetzsiah bzw. qiddah lässt sich mit der Zimtkassie in Verbindung bringen. Kassiarinde und Echter Zimt (hebr. qinnamon) mussten aus Ostasien über Indien und Arabien importiert werden. Ihre Erwähnung in der Bibel weist auf gut ausgebaute Handelsbeziehungen im Alten Israel hin.
Als seltenes, erlesenes Gewürz blieb Zimtrinde vor allem königlichen Personen vorbehalten. Im Lied rühmt ein Sänger den König mit folgenden Worten: „Mein Herz fließt über von froher Kunde, ich weihe mein Lied dem König. Meine Zunge gleicht dem Griffel des flinken Schreibers. Du bist der Schönste von allen Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich für immer gesegnet. Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker [...]. Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig; das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter. Du liebst das Recht und hasst das Unrecht, darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude wie keinen deiner Gefährten. Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder, aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel. Königstöchter gehen dir entgegen, die Braut steht dir zur Rechten im Schmuck von Ofirgold.“ (Ps 45,2-3.6-10). Das Lied erinnert an königliche Hochzeitsgesänge im Alten Orient. Die Düfte der aufgezählten Pflanzen unterstreichen die festliche, ja heilige Stimmung wirkungsvoll. Nach jüdischer Deutung schildert der Psalm die „Hochzeit“ des von Gott zu den Menschen entsandten Messiaskönigs mit dem Volk Israel. Dieser „Gesalbte“ verkörpert die Gegenwart Gottes auf Erden.
Auch das Duft- und Salböl, mit dem man die Priester und die Geräte weihte, die im Tempelgottesdienst Verwendung fanden, enthielt Kassiarinde (Ex 30,22-33). Duftstoffe verbreiten im geweihten Raum gewissermaßen die „Aura“ Gottes auf der Erde. Die Salbung verleiht den Priestern göttliche Legitimation und die Fähigkeit, ihr Amt richtig auszuüben. Die Tempelgeräte enthebt sie dem profanen Gebrauch und gibt sie ins „Eigentum“ Gottes.
Den betörenden Aspekt von Düften greift die Weisheitsliteratur auf: „Ich habe Decken über mein Bett gebreitet, bunte Tücher aus ägyptischem Leinen; ich habe mein Lagerbesprengt mit Myrrhe, Aloe und Zimt.“ (Spr 7,16f). Das duftende Lager, die wohlriechende Geliebte (Hld 4,13f) verheißen eine exotische Welt und die Erfüllung erotischer Sehnsüchte.
Text der Informationstafel im Botanischen Garten, © Professur für Biblische Theologie (katholisch) und Dr. Barbara Ditsch