Lattich: Bittere Kräuter
„Der Herr sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der erste unter den Monaten des Jahres gelten. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Gegen Abend soll die ganze versammelte Gemeinde Israel die Lämmer schlachten. Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. Esst es hastig! Es ist die Pessachfeier für den Herrn. Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel!“ (Ex 12,1-3.6.8.11.14f.17).
Das Pessach gehört zu den zentralen Festen des Judentums. Es feiert den Auszug aus Ägypten. Die Juden erinnern sich der unter Gottes Führung erfahrenen Befreiung und erzählen die Ereignisse im Rahmen des Pessach nach (Haggada). So geben sie ihre Ursprungs- und Glaubensgeschichte an jede neue Generation weiter.
Zum Pessach, vom 15. bis 22. Nisan (im März/April), trifft sich traditionell die ganze Familie. Eine Reihe von Riten bestimmt den Verlauf des Festes.
Vorabend und Auftakt des Pessachs ist der Sederabend, an dem die Teilnehmer nach einem festgelegten Ritus von Speisen mit symbolischer Bedeutung essen. Dazu gehören neben dem Lamm:
- Ungesäuertes Brot (Mazzen) als Symbol für die Eile bei der Flucht.
- Sellerie, Radieschen, Wurzelpetersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde.
- Ein Mus aus Äpfeln, Feigen und Nüssen als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
- Ein Ei, das sich als Zeichen der Fruchtbarkeit oder als Symbol der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem oder als Zeichen für die Zerbrechlichkeit des menschlichen Geschicks deuten lässt.•Bitterkräuter, die an die Bitterkeit der ägyptischen Knechtschaft erinnern.
Die Bibel präzisiert die Art der Bitterkräuter nicht. Jedermann verwendet diejenigen, die er in seiner Umgebung findet. Erst in der späteren rabbinischen Tradition ist explizit von Lattich / Kopfsalat (Lactuca sativa L.), Mannstreu, Zichorie / Endivie, Meerrettich und Gänsedistel die Rede – Salatpflanzen mit ursprünglich ziemlich bitteren Blättern.
Text der Informationstafel im Botanischen Garten, © Professur für Biblische Theologie (katholisch) und Dr. Barbara Ditsch