Echter Papyrus: Ägyptische Erinnerungen
Die Papyrusstaude (Cyperus papyrus L.) stammt aus Zentralafrika und dem Sudan. Als Nutz- und Zierpflanze gelangte sie über Ägypten nach Israel. Zu pharaonischer Zeit war Papyrus die Wappenpflanze Unterägyptens.
Seit ca. 3 000 v. Chr. stellt man aus geschälten Papyrusstängeln Schreibmaterial her: In dünne Streifen geschnitten und leicht überlappend aneinandergelegt, lassen sich zwei kreuzweise versetzte Lagen Papyrusfasern zu festen Blättern pressen, trocknen und zu langen Rollen verleimen. Geschrieben wurde mit kleinen Pinseln oder Federn aus Schilfrohr. Die Tinte bestand meist aus einer Mischung von Ruß und Gummi arabicum.
Auf solchen Papyrusrollen hielten Schriftgelehrte auch Texte der Bibel (vor allem des Neuen Testaments) fest, wie Fragmente bezeugen, die der Wüsten-sand über Jahrhunderte konserviert hat. Das Judentum bevorzugt für die heiligen Schriften das haltbarere Pergament (aus Tierhaut) und schreibt dieses Material bis heute für die im Gottesdienst feierlich gelesene Torarolle vor.
Die Tora (hebr.: Lehre, Unterweisung, Gesetz) ist der Grundstein des jüdischen Glaubens. Ihre fünf „Bücher“ erzählen von der Schöpfung der Welt, den Stammeltern des Volkes Israel, seinem Auszug aus Ägypten, der Gabe der Gebote und der Wanderung durch die Wüste bis zur Ankunft im gelobten Land Kanaan. In diese Erzählung integriert sind die 613 Einzelgebote der jüdischen Religion. Traditionell gilt Mose als der Schreiber der Tora („Fünf Bücher Mose“).
Mose wird nach biblischer Erzählung als Sohn einer hebräischen Familie in Ägypten geboren. Weil die Mutter um sein Leben fürchten muss, versteckt sie ihn drei Monate lang und setzt ihn dann in einem Papyruskorb am Nilufer aus. Dort findet die Tochter des Pharaos das Kind und erzieht es am Königshof (Ex 1,8-2,10). Die Geschichte greift das altorientalische Motiv der wunderbaren Rettung eines außergewöhnlichen Kindes auf.
Mose zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten im Judentum: „Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Mose aufgetreten. Ihn hat der Herr Auge in Auge berufen. Keiner ist ihm vergleichbar, wegen all der Zeichen und Wunder, die er in Ägypten im Auftrag des Herrn am Pharao, an seinem ganzen Hof und an seinem ganzen Land getan hat“ (Dtn 34,10f).
Er empfing die Offenbarung des Gottesnamens am Berg Horeb (Ex 3), führte das Volk Israel unter zahlreichen Wundertaten aus der ägyptischen Sklaverei (Ex 7-14), war Mittler des Bundes zwischen Gott und Israel am Sinai (Ex 24) und Empfänger der Gesetze.
Text der Informationstafel im Botanischen Garten, © Professur für Biblische Theologie (katholisch) und Dr. Barbara Ditsch