TUD-Sylber-Einzelvorhaben: Training unterrichtlichen Handelns
Hintergrund
Ein gezieltes Training unterrichtlichen Handelns wird in der universitären Lehrerausbildung noch zu selten explizit und in einem dafür geeigneten Rahmen durchgeführt. Als Grund dafür wird mitunter die hohe Komplexität valider unterrichtlicher Trainingsaufgaben angeführt oder auf die schulischen Praktika während des Studiums verwiesen. Meistens genügen die Schulpraktika den Studierenden jedoch nicht, um Verhaltensweisen sicher aufzubauen und Abläufe unterrichtlichen Handeln fundiert einzuüben. Studierenden fällt es oftmals schwer, die im Studium erlernten theoretischen Konzepte im Unterricht in praktische Handlungen umzusetzen und vor allem auch die Verbindung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften im unterrichtlichen Handeln zu erreichen.
Ziel
Ziel des Vorhabens ist daher die Verzahnung theoretischer und praktischer Anteile der Bildungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften in der universitären Lehrerbildung durch ein Trainingskonzept, das einen systematischen, kumulativen Erfahrungs- und Kompetenzaufbau für unterrichtliches Handeln erreicht.
Vorhaben
Zu diesem Zweck wird ein Training weiterentwickelt, das im Kern auf verschiedenen Arbeiten unter anderem zum Konzept des Microteaching aufbaut (Höppner, Keyserlingk, Körndle & Proske, 2015). Dieser Lösungsansatz wurde bereits in einigen Pilotseminaren der TU Dresden erprobt und evaluiert: Zentral für die Lehramtsstudierenden ist hierbei die Planung und Durchführung kurzer Unterrichtseinheiten von ca. fünf bis zehn Minuten für das eigene Fach in kleinen Seminargruppen. So werden Inhalte der studierten Fächer mit den Inhalten der Fachdidaktik und der Bildungswissenschaften verknüpft. Kommilitoninnen und Kommilitonen übernehmen die Schülerrolle und geben Peer-Feedback zum Lehrerverhalten der trainierenden Lehramtsstudierenden. Die Unterrichtssituation wird auf Video aufgezeichnet. Durch wiederholte Wiedergabe kann eine detaillierte Auswertung und Reflexion erfolgen. Unterrichtliche Handlungskompetenzen können so auf eine Weise trainiert und erweitert werden, wie es unter den Bedingungen eines Schulpraktikums nicht möglich ist.
Ergebnisse
Die im oben beschriebenen Einzelvorhaben gesetzten Ziele konnten im bisherigen Projektverlauf durch Weiterentwicklung, Erprobung und Evaluation des Trainings zu unterrichtlichem Handeln umgesetzt werden. Da Feedback einen sehr zentralen Bestandteil des unterrichtlichen Handelns darstellt, wurde das Training unter diesem Kernaspekt konzipiert und durchgeführt. Darüber hinaus wurden Trainingsaufgaben entwickelt, welche den Studierenden ermöglichen ihre Kompetenzen im Beurteilen und Reflektieren von Unterrichtsituationen auszubauen und diese Fähigkeiten systematisch auf ihr eigenes unterrichtliches Handeln zu übertragen. Als Basis diente die Entwicklung eines Phasenmodells der Lehrer-Schüler-Interaktion bei der Bearbeitung von Lernaufgaben. Hierbei fanden viele Bedingungsfaktoren Berücksichtigung, die beim Training unterrichtlichen Handelns Beachtung finden müssen. Des Weiteren konnte der Austausch und die Vernetzung mit Kooperationspartnern aus Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und die Kooperation mit einer Schule sehr gewinnbringend in die Überarbeitung der Trainingsaufgaben eingebracht werden.
Das Training zu formativem Feedback in Lehr- und Lernsituationen wurde durch Microteachingelemente und Trainingsaufgaben sehr praxisorientiert mit Lehramtsstudierenden verschiedener Fachrichtungen und Schularten durchgeführt. Erste Evaluationsergebnisse zeigen neben dem Zuwachs an Wissen, eine sehr positive Einschätzung der Lehramtsstudierenden im Hinblick auf Zufriedenheit, Eigenaktivität und ihre Transfererwartungen, die das Training auslösen konnte. Verschiedene Kernmerkmale im Aufbau der Trainingskonzeption, wie zum Beispiel Peerfeedback, internes Feedback und Videofeedback ermöglichten den Teilnehmenden eine ausführliche und hilfreiche Reflektion ihrer trainierten Verhaltensweisen und konnten somit zur Praxisorientierung beitragen und können die Studierenden auch nach Abschluss ihres Studiums bei der nachhaltigen Reflektion ihres Handelns im Unterricht unterstützen.
In der Restlaufzeit werden die Ergebnisse der beiden Einzelvorhaben Training unterrichtlichen Handelns und Professionelle Aufgabenkultur in der Lehrerbildung systematisch zusammengeführt.
Publikationen
Höppner, C., von Keyserlingk, L., Körndle, H. & Proske, A. (2015). Eine Brücke zwischen Theorie und Praxis in der Lehrerausbildung - Microteaching als praxisnahes Lehrkonzept. Report Psychologie, 40 (4), 152-162.
Leitung
Prof. Dr. Hermann Körndle
Professur für Psychologie des Lehrens und Lernens
Mitarbeiterinnen
Christin Höppner
Claudia Dotzler
Kerstin Kisielski
Elsa Hammer