Gertrud und Johanna Wiegandt - Ein Frauenort für die TU Dresden
Das Diversity Management fördert die Sichtbarkeit von (historischen) Wissenschaftlerinnen an der TU Dresden und so ist es uns gelungen, den ersten Frauenort an unseren Hochschulstandort zu holen. Dieser wird die ehemaligen Studentinnen und Schwestern Johanna und Gertrud Wiegandt ehren.
Mit dem Projekt „frauenorte sachsen“ will der Landesfrauenrat Sachsen e.V. die bewegende und vielfältige Frauengeschichte Sachsens sichtbar und Vorbilder bekannt machen. Erstmals werden damit landesweit Stadt- und Regionalgeschichte aus der Sicht von historischen Frauenpersönlichkeiten wahrgenommen. An den Lebens- und/oder Wirkungsorten der Frauen erinnern Tafeln in Form von Kurzbiografien über die besonderen Leistungen dieser Persönlichkeiten.
Die gemeinsame Einweihung des Frauenortes mit dem Landesfrauenrat Sachsen e.V., fand am 02. Mai 2023, 16:30 Uhr, vor dem Trefftz-Bau statt. Eröffnet wurde sie durch die Rektorin Prof.in Ursula M. Staudinger. Sie betonte, wie wichtig es sei auch zukünftig Vorbildträger:innen wie die Wiegandt-Schwestern sichtbar zu machen. Denn trotz steigendem Anteil sind Frauen in den sogenannten MINT-Studiengängen und höheren Karrierestufen noch immer unterrepräsentiert.
Im Anschluss an die Einweihung, wurde im Foyer des Schönfeld-Hörsaals, Barkhausen-Bau, die zugehörige Wanderausstellung des Landesfrauenrates eröffnet. Diese zeigt die bewegende und vielfältige Frauengeschichte Sachsens und würdigt weitere Frauen, die auf politischem, sozialem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichem, kulturellem und/oder sportlichem Gebiet besondere Leistungen vollbracht haben. An das Grußwort der Prorektorin für Universitätskultur schloss sich ein wissenschaftlicher Input von Prof.in Susanne Schötz zur weiblichen Hochschulgeschichte der TU Dresden sowie ein Beitrag der Slammer:in Sira Busch.
Wer waren Johanna und Gertrud Wiegandt?
Die Schwestern Wiegandt sind in der öffentlichen Wahrnehmung kaum bekannt. Beide Frauen gehören zu Pionierinnen unserer Universitätsgeschichte. Johanna und Gertrud Wiegandt profilierten sich in einem Gebiet, welches lange Zeit ausschließlich Männern vorbehalten war.
Johanna Wiegandt (1893-1967)
Johanna Wiegandt wurde am 18. April 1893 in Dresden geboren. Sie begann ihr Fachstudium in Mathematik und Physik im Sommersemester 1914 an der THD. Das Wintersemester 1917/18 absolvierte sie in Göttingen und das Sommersemester 1918 in Heidelberg. Anschließend wechselte sie zurück an die THD. 1919 erhielt sie die Zuerkennung der Lehrbefähigung. Am 2. Dezember 1919 promovierte sie „mit Auszeichnung“. Damit erwarb sie als erste Frau den akademischen Titel Dr. rer. techn. an der THD. Ab April 1921 unterrichtete Johanna Wiegandt. 1926 wurde sie zur Studienrätin ernannt. Sie blieb bis zum Renteneintritt 1956 Lehrerin an Dresdner Schulen. Nach dem Schuldienst arbeitete sie von 1956 bis 1967 freiberuflich als Dozentin für höhere Mathematik im Fernstudium der THD. Johanna Wiegandt starb am 29.September 1967 an den Folgen eines Unfalls.
Gertrud Wiegandt (1898-1983)
Gertrud Wiegandt wurde am 23. April 1898 in Dresden geboren. 1918 legte sie ihr Abitur ab und studierte zunächst für je ein Semester in Heidelberg und Leipzig Mathematik/Physik, ehe sie ihr Studium 1922 an der Technischen Hochschule Dresden mit der Prüfung für das höhere Schulamt beendete. Als 1923 eine Assistenzstelle an der Professur für Mathematik bei Prof. Gerhard Kowalewski vakant und sie dafür vorgesehen wurde, stellte sie die Ableistung des Probejahres zur Vollendung der Lehramtsausbildung zurück und nahm zum 1. November 1923 die Tätigkeit an der THD auf. Sie wurde als erste Frau an einen mathematischen Lehrstuhl der THD zur Assistenz ausgewählt und war dort bis 1938 tätig. Sie promovierte 1924. Nach mehrmaliger Verlängerung ihres befristen Arbeitsverhältnisses endete ihre Tätigkeit an der THD 1938. Gertrud Wiegandt wechselte für zwei Jahre in den Schuldienst. Ab Januar 1940 arbeitete sie als Industriephysikerin bei der Dresdner Firma Koch und Sterzel. Nach dem Krieg wirkte sie als Mathematiklehrerin. Am 28. Dezember 1983 starb sie in Dresden und fand auf dem St. Pauli-Friedhof ihre letzte Ruhestätte.
Koordinatorin Diversity Management
NameVivian Weidner M.A.
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).