TUD-Sylber-Einzelvorhaben: Stärkung von Studierenden des beruflichen Lehramts im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt
Hintergrund
Ausgangspunkt des Vorhabens war die Tatsache, dass in keiner anderen Schulart Lehrkräfte momentan stärker durch die Heterogenität ihrer Schülerinnen und Schüler herausgefordert werden, als in den beruflichen Schulen (vgl. Besand, 2014). Schülerinnen und Schüler bringen in die beruflichen Schulen nicht nur extrem unterschiedliche schulische Vorerfahrungen ein, sie sind auch was Alter, Herkunft und weltanschauliche Orientierung angeht in herausfordernder Weise unterschiedlich. Im Bereich des beruflichen Übergangssystems (BVJ/BGJ) treffen Lehrkräfte beispielsweise gleichzeitig auf Schülerinnen und Schüler mit ausgeprägten Misserfolgserfahrungen, schlechten oder fehlenden Bildungszertifikaten, politisch extremen Orientierungen, sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarfen und Migrationsgeschichten. Auf diese Heterogenität der Schüler*innenschaft reagieren die Lehrpersonen nicht selten überfordert und beklagen fehlende Vorbereitung.
Ziele
Durch die Integration der Themen Inklusion und Heterogenität in die erste Phase der Lehramtsausbildung (insbesondere im Lehramt für berufliche Schulen) sollen die Studierenden auf diese Herausforderung besser als bisher vorbereitet werden.
Vorhaben
Zunächst wurden mittels bundesweit geführter teilstrukturierter Expert*inneninterviews mit Lehrerinnen und Lehrern die von Lehrkräften in beruflichen Schulen wahrgenommenen Bedarfe und Herausforderungen im Umgang mit Heterogenität konkret erhoben. Fokusbereiche waren dabei neben den verschiedenen Heterogenitätsbeschreibungen und Professionsverständnissen insbesondere die Handlungsstrategien der Akteur*innen.
Aufgrund der breiten Datenbasis von mehr als 40 bundesweiten qualitativen Exper*inneninterviews können Schlussfolgerungen für eine „inklusive Lehrer*innenbildung“ aufgezeigt werden, erste Seminarkonzepte erarbeitet und erprobt werden sowie geeignete Fallvignetten (re-)konstruiert werden. Neben der Auswertung in Einzelarbeit erfolgen auch regelmäßige Abgleiche der Datenauswertung. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden auf verschiedensten Tagungen, wie bspw. der Sektionstagung BWP der DGFE, dem DGFE-Kongress oder den Hochschultagen Berufliche Bildung vorgestellt und mit Fachpublikum diskutiert.
Weitere Meilensteine, die erreicht wurden, sind die Modifizierung (Berufliche Fachrichtung Bautechnik) und Pilotierung (Didaktik Politische Bildung) von Lehrveranstaltungen zum Handlungsfeld „Heterogenität und Inklusion in Studium und Schule“. In zwei Seminaren konnten 30 Studierende des Lehramts berufsbildender Schulen quer zu verschiedensten Fachrichtungen erfolgreich (Evaluation durch die TU Dresden) zum Umgang mit Heterogenität und Vielfalt bestärkt werden.
Auf struktureller Ebene wurden verschiedene (über)regionale Akteur*innen im Bereich der Lehrer*innenbildung identifiziert und gemeinsam wurden strategische Konzepte für eine angemessene Professionalisierung im Handlungsfeld „Umgang mit Heterogenität und Inklusion“ entwickelt. Dabei war der im Rahmen von TUD-Sylber etablierte Arbeitskreis „Heterogenität und Inklusion in Studium und Schule“ Katalysator für das entstehende Netzwerk und ein passfähiges Expertenforum für die Projektbeteiligten.
Publikationen
- Niethammer, M. & Geisler, T. (2017): Professionalisierung von Studierenden des Lehramts an berufsbildenden Schule im Umgang mit Heterogenität. In: Becker, M.; Dittman, Ch.; Gillen, J.; Hiestand, St. & Meyer, R. (Hg.): Einheit und Differenz in den gewerblich-technischen Wissenschaften. Berufspädagogik, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften. Münster. S. 476-492.
- Niethammer, M. & Geisler, T. (2017): Ohne vertieftes Verständnis der Aneignungsgegenstände keine individualisierte Berufsausbildung. In: Baabe-Meijer, S.; Kuhlmeier, W. & Mey-ser, J. (Hrsg.): Trends beruflicher Arbeit – Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Heterogenität. Ergebnisse der Fachtagung Bau, Holz, Farbe und Raumgestaltung 2017. Norderstedt
- Niethammer, M. & Schweder, M. (2018): Ansätze einer inklusiven Didaktik beruflicher Fachrichtungen. In: Inklusion und Umgang mit Heterogenität in der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung. Hrsg. B. Zinn. Stuttgart: Franz Steiner Verlag. S. 165-193
Leitung
Prof. Dr. Anja Besand
Professur für Didaktik der politischen Bildung
Prof. Dr. Manuela Niethammer
Professur für Bautechnik, Holztechnik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung / Berufliche Didaktik
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Tina Hölzel
Tobias Geisler