Dr.-Ing. Marie Frommer
Geboren: 18. März 1890, in: Warschau
Gestorben: 16. November 1976, in: NY
Fakultät: Mathematik
Akad. Titel: Dr.-Ing.
Marie Frommer wurde am 18. März 1890 in Warschau geboren und wuchs mit ihrer jüdischen Familie in Leipzig auf. Sie absolvierte ihr Abitur und erwarb danach das Diplom als Lehrerin für Sprachen. Von 1911 bis 1916 studierte sie an der Königlichen Technischen Hochschule in Berlin und schloss ihr Studium mit dem Diplom ab. Anschließend arbeitete sie in verschiedenen Architekturbüros sowie im Stadtbauamt Dresden. Parallel hierzu begann sie 1917 ein Aufbaustudium an der THD mit dem Studienschwerpunkt „Städtebau“. 1919 promovierte sie mit ihrer Arbeit zur „Flußlauf und Stadtentwicklung“.
Es folgten einige Jahre Berufspraxis in Privatbüros im In- und Ausland. 1925 eröffnete sie ihr eigenes Architekturbüro mit mehreren Angestellten in Berlin. Schwerpunkt ihrer Arbeit war der Umbau von Läden, Geschäftshäusern und Hotels inklusive deren Inneneinrichtung. Ihre Arbeit fand in der Fachpresse großen Anklang, welche beispielsweise die Entwürfe für das Seidenhaus Leiser und die Villa Majestic hervorhoben. Letzteres war ihr wohl bekanntestes Projekt. Das Gebäude in Berlin-Wilmersdorf wandelte sie in ein Wohnhotel für alleinstehende berufstätige Frauen um.
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgte 1933 der Ausschluss von Marie Frommer aus dem Bund der Deutschen Architekten. Sie konnte jedoch noch bis 1936 Projekte von Auftraggebern aus dem Ausland beenden. Im Herbst 1936 emigrierte sie nach England. Dort lebte bereits seit zwei Jahren ihr Bruder mit seiner Familie. In England gelang es ihr nicht, beruflich Fuß zu fassen, was unter anderem daran lag, dass sie nicht in das Royal Institute of British Architects (RIBA) aufgenommen wurde. Die Aufnahme in dieser Institution wurde ausländischen Architekten nur dann genehmigt, wenn sie sich mit einem eigenen Büro selbstständig machen konnten und zusätzlich einen britischen Kollegen als Teilhaber gewannen. Deshalb entschloss sie sich 1939 in die USA zu emigrieren.
Es lassen sich für ihre Anfangsjahre in den USA kaum biografische Informationen finden. Sie wohnte wohl zunächst bei der Unternehmerin Marion J.E. Smith. Die Frauen kannten sich über ihre Mitgliedschaft im Soroptimist International Club, einer Organisation für berufstätige Frauen, zu deren Gründungsmitgliedern Marie Frommer gehörte. Weiter war sie Mitglied in dem 1942 gegründetem Saturday’s Children Club, dem berufstätige Frauen aus elf Nationen angehörten. Über diesen Weg gelang es Marie Frommer, sich als berufstätige Frau und Architektin zu integrieren. 1946 erhielt sie nach Ablegung einer Prüfung die Zulassung als „licensed architect“ im Staat New York, so dass sie wieder als selbstständige Architektin arbeiten durfte und ein Büro in Manhattan eröffnete.
Neben Hotels und Büros entwarf sie 1948 das Quaternian House nach den Vorstellungen von Stephen Leeman, ein Komplex von vier Häusern für Familien der unteren Einkommensschicht. Sie war zudem international tätig. So arbeitete sie jahrelang als Beraterin für städtebauliche Angelegenheiten in Spanien. 1969 erwähnte die New York Times sie in einem Artikel, was ihre Prominenz kenntlich macht. Marie Frommer war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Sie starb 1976 in New York.