Bisherige Pflanzen der Woche - Garten-Strohblume
Garten-Strohblume [Xerochrysum bracteatum (Vent.) Tzvelev]
Zwischen den australischen Kübelpflanzen leuchten derzeit Garten-Strohblumen in den verschiedensten Schattierungen von Weiß und Gelb über Rosa und Orange bis dunkel Rotbraun. Die Farbenfülle entstand erst durch Züchtung und Auslese: Die australische Wildform blüht kräftig goldgelb.
Was auf den ersten Blick wie eine Blüte erscheint, ist in Wirklichkeit komplizierter aufgebaut: Eingerahmt von mehreren Kreisen farbiger Hochblätter erkennt man im Zentrum des Gebildes viele kleine gelbe Blüten mit röhrenförmiger Blumenkrone, die Fliegen und Bienen Nahrung spenden. Sie öffnen sich nach und nach, von außen nach innen fortschreitend. Die äußeren sind weiblich, mit Fruchtknoten, Griffel und einer zweispaltig gegabelten Narbe. Die inneren besitzen zusätzlich noch Staubgefäße, sind also Zwitterblüten. Dieser Bauplan lässt erkennen, dass die Strohblume zur Pflanzenfamilie der Asterngewächse (Korbblütler) zählt.
Die dekorativen Hochblätter bestehen aus dem gleichen Material wie Strohhalme: aus abgestorbenem Zellen mit relativ stabiler Zellwand. Zusammengeneigt schützen sie während der Entwicklung die Blütenknospen vor Schaden. Später spreizen sie sich beim Trocknen strahlenförmig ab, geben dadurch den Weg zu den Blüten frei und locken durch ihre Färbung Bestäuber an. Nässe lässt die toten Zellwände quellen, wobei sich die Hochblätter erneut kuppelartig zusammenschließen. Die alte Bezeichnung „Immortelle“ und der australische Name der Pflanze („everlasting“) nehmen auf das scheinbar Unsterbliche der niemals welkenden Hochblätter Bezug.
Der Bibliothekar und Botaniker Etienne Pierre Ventenat (1757-1808), dem wir die Erstbeschreibung der Art verdanken, war nie in Australien. Doch scheinen Botanische Gärten auf ihn eine besondere Anziehungskraft ausgeübt zu haben. So erteilte ihm die erste Frau Napoléon Bonapartes, Kaiserin Joséphine, die auf der Karibikinsel Martinique in den Tropen aufgewachsen war und exotische Blumen zeitlebens nicht missen wollte, den Auftrag, ihre umfangreiche exotische Pflanzensammlung zu dokumentieren. 1803 veröffentlichte er sein Werk „Jardin de la Malmaison“, das die erste Beschreibung und Abbildung der Garten-Strohblume enthält.
Neben streng einjährigen Formen der Art gibt es auch mehrjährige strauchige, die nach kühler aber frostfreier Überwinterung immer wieder blühen. Dazu zählt „Princess of Wales“, eine Züchtung, die der Nationale Botanische Garten von Canberra 1985 anlässlich ihres Besuchs der Gattin des britischen Thronfolgers, Lady Diana, widmete. Die gelb blühende Sorte ist relativ kälteverträglich und trockentolerant. Sortenrein lässt sie sich nur durch Stecklinge vermehren - sie bleibt damit stets etwas Besonderes! (KW35/18)